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Statement von Hartmut Strube

Neue Leitbilder beim Stadtumbau gefordert

Die 2 Millionen Euro Fördergelder für Planungen des Stadtumbaus im Wettbewerb "Stadtumbau Ost - für lebenswerte Städte und attraktives Wohnen" des BMVBW sind verteilt, die 37 ausgewählten Thüringer Kommunen benannt. Bis zum Jahre 2009 scheint alles geregelt, finanziert und eingeplant. Ein Aufatmen bei den Beteiligten? Ja, denn die Städtebauförderung setzt nunmehr auch im Bund die Weichen auf eine Stabilisierung des Wohnungsmarktes, der Stärkung der Innenstädte, der historischen Substanz unserer Kommunen und sieht die Voraussetzung dazu vor allem in der Planung, in der Erarbeitung eines städtebaulichen Leitbildes, in einzelnen Kommunen mit Visionen bis zum Jahr 2025. Sehr Lobenswert! Doch alles im Wettbewerb ist bis Mitte Juni mit einer Eile untersetzt, die eine wirklich öffentliche Diskussion, eine wahre Bürgerbeteiligung zu den Leitbildern der Städte kaum zulässt. Wir sprechen hier von einem Prozess, welcher sich über mindestens ein bis zwei Dekaden ziehen wird und dessen Dimension wir nur schemenhaft erkennen können.
Doch was ist notwendig auf dem Weg?


  1. Wir brauchen ein elternfreundliches Klima in Deutschland!
  2. Wir brauchen dafür die Förderinstrumente, die Planungsinstrumente, die kommunale Infrastruktur und die Bildung.
  3. Wir brauchen dafür lebenswerte und familiengerechte Städte und Gemeinden.
  4. Wir brauchen dafür Leitbilder, eine räumliche und organisatorische Struktur in den Kommunen, die den Städten eine städtebaulich, architektonische und landschaftsplanerische Gestaltqualität geben.
  5. Wir brauchen dafür Planungskonzepte, die auf den Naturraum, auf die Umwelt, die Landschaft und ihrer Gliederung nachhaltig basieren. Eine vor allem ökologische Orientierung im Stadtumbau muss im Vordergrund stehen.
  6. Wir brauchen eine Verzahnung aller Planungsinstrumente, wie die Raumordnung, die Flächennutzungsplanung und die Bauleitplanung mit den Leitbildern, den städtebaulichen Entwicklungskonzepten in den Kommunen. Die städtebaulichen und landschaftsplanerischen Stadtumbaukonzepte müssen die Grundlage weiterer informeller Planungen sein.
  7. Wir brauchen eine Betrachtung der einzelnen Kommunen über ihre Stadtgrenze hinaus, ein Blick auf die Region, auf das kommunale Umfeld in der Verzahnung mit den Gemeinden und Nachbarkommunen bei der Erarbeitung der Stadtentwicklungskonzepte, um hier nachhaltige Effekte auch unter Beachtung der Regionalplanung und Landschaftsplanung in Thüringen zu erzielen.
  8. Wir brauchen eine Solidargemeinschaft der betroffenen und beteiligten Kommunen, einen gemeinsamen Willen im Freistaat zum Stadtumbau in Thüringen. Eingeschlossen darin sind natürlich auch die Ministerien als Fördermittelgeber und Bewilligungsbehörde, eingeschlossen aber auch die Wohnungswirtschaft in ihrer Gesamtheit.
  9. Wir brauchen auch wirtschaftliche, gesellschaftliche und kommunikative Plattformen, um die Konzepte und Strategien aus den Leitbildern.
  10. Wir brauchen beim Strukturwandel in den Kommunen auch einen baukulturellen Wandel. Abriss und Schrumpfung, die Beseitigung städtebaulicher Missstände und die Schaffung neuer öffentlicher Räume, neuer Landschaftsbezüge bieten die Chance für eine neue Qualität der Stadt, in ihrer Wahrnehmung, in ihrer Identität, in ihrer Lebensqualität, in ihrer Anziehungskraft. Eine neue Urbanität der Stadt durch Funktionsmischung und Verdichtung muss entstehen.
  11. Wir brauchen eine gestalterische Aufwertung der Freiräume, die Nutzung der landschaftsbildprägenden Naturgegebenheiten und die Schaffung von neuen miteinander verbundenen Teillandschaften innerhalb des Stadtgefüges.
  12. Wir brauchen aber auch qualitätsvolle architektonisch-gestalterische Entwürfe und Realisierungen beim Stadtumbau in der Platte und in den Gründerzeitvierteln in allen Thüringer Kommunen. Leinefelde darf keine Insellösung bleiben. Leinefelde muss als Pilotlösung flächendeckend und beispielgebend auch über Architektenwettbewerbe für andere Kommunen und ihre Verwaltungen wirken. Beim Stadtumbau-Wettbewerb wählte nur die Stadt Rudolstadt als einzige von 37 Kommunen den Weg des städtebaulichen Realisierungswettbewerbes.

Auf der Basis des von der Bundesregierung beschlossenen Programms Stadtumbau Ost mit einem Gesamtvolumen von 2,72 Milliarden Euro in den Jahren 2002 bis 2009 wurden in Thüringen die aktuellen Städtebauförderungsrichtlinien und die Wohnungsbauförderung angepasst. Die Förderung soll helfen, das Überangebot an Wohnungen abzubauen, von Rückbaumaßnahmen betroffene Viertel aufzuwerten und Wohnungsbauinvestitionen auf innerstädtische Häuser zu konzentrieren.

Hartmut Strube, Präsident

veröffentlicht am 18.04.2002 von Susann Weber · Rubrik(en): News, Berufspolitik / Kammerarbeit

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