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Studium Landschaftsarchitektur in Thüringen

Bachelore-Ausbildung ist nicht kammerfähig und am Arbeitsmarkt nicht nachgefragt

Im April befasste sich unsere Landesgruppe Thüringen im BDLA mit dem Thema "Stand der Ausbildung in Thüringen", eine Veranstaltung, die zusammen mit den Studenten und Professoren der Fachhochschule Erfurt und Vertretern der Gartenamtsleiterkonferenz (GALK) im neuen Gewächshaus der FH stattfand. Aus der Fülle der möglichen Themen konnten an diesem Abend nur einige besprochen werden:

Stand der bisherigen Ausbildung der Landschaftsarchitekten an der Fachhochschule Erfurt,
Ansprüche und Anforderungen des Arbeitsmarktes an die Absolventen,
der geplante BA (Bachelore)- Studiengang an der FH sowie
studentische Wettbewerbe.

Der Bachelore (BA) an der FH Erfurt, Fachbereich Landschaftsarchitektur


Die Hochschuleinrichtungen des Freistaates Thüringens sind vor dem Hintergrund der geplanten Angleichung der Ausbildungs -Standards innerhalb der EU angewiesen, Konzepte für Bachelore (BA)- und Master (MA)- Studiengänge zu erarbeiten und diese in den laufenden Ausbildungsbetrieb zu integrieren.
Die von Professor Johannsen vorgestellten Inhalte zum BA am Fachbereich Landschaftsarchitektur betonen die bewusste Praxisorientierung der Ausbildung. Der BA stellt im Prinzip eine Zusammenfassung der bisher unterrichteten Fächer dar und soll 6 Semester umfassen. Spezielle Vertiefungsrichtungen sind seitens der FH nicht vorgesehen. Beendet wird das Studium durch eine siebenwöchige Abschlussarbeit, die von ihrem Umfang mehr einer anspruchsvollen Belegarbeit denn einer Diplomarbeit entspricht.
Die Professoren der Fachhochschule sehen in der Länge des Studiengangs Bedenken, da den Absolventen mit ihrem BA keine Zulassung durch die Architektenkammern möglich wird, da laut Thüringer Architektengesetz und EU-Architektenrichtlinie ein mindestens 8-semestriges Studium Voraussetzung für die Kammerfähigkeit ist.

In der anschließenden Diskussion wurden folgende Standpunkte des BDLA zum Thema Bachelore herausgestellt:

  • Die Einführung von BA und MA wurde begrüßt, da sie eine Umstrukturierung zugunsten einer europaweiten Angleichung der Ausbildungsgrade ist.
  • Der Titel, der mit einem Studium erreicht wird, spielt für die Praxis in den Planungsbüros zunächst eine untergeordnete Rolle. Hier entscheiden vorrangig das Wissen und die Fähigkeiten des Absolventen.

(Anmerkung der Redaktion der AKT: diese Verbandsauffassung widerspiegelt nicht die Auffassung der Gremien der Kammern und der Gesetzgebung auf europäischer und deutscher Ebene)

Stand der bisherigen Ausbildung an der Fachhochschule Erfurt


Von den anwesenden Büros und Behörden wurde die bisherige Ausbildung der Erfurter Absolventen als gut bewertet. Kritikpunkte waren dennoch zum einen das bereits stark ausgeprägte Kostenbewusstsein der Diplomanden, wodurch in den meisten Fällen die kreative Freiheit leidet. Gerade die Vertreter der GALK bedauerten dies, da sie an Studienabgängern neue unverbrauchten Ideen schätzen.
Zum anderen wurden die bereits seit längerem unzureichende Vermittlung von Pflanzenkenntnissen bemängelt, da dieser Bereich einer der grundlegenden Wissensgebieten des Berufes ist, der den Landschaftsarchitekten in besonderem Maße qualifiziert und ihn von den anderen Planersparten deutlich abhebt. Der BDLA kritisierte vor allem, dass eine so wichtige Professur über den Zeitraum mehrerer Jahre nicht besetzt war.

Studentische Wettbewerbe


Als Einstimmung auf den dritten umfassenden Diskussionspunkt des Abends stellte Professor Schumacher den unter seiner Leitung durchgeführten "Studentischen Ideen- und Realisierungswettbewerb zu den Wallgärtenanlagen der Stadt Gransee sowie zum Platz der Jugend" vor. Dieser basiert auf einer Anregung der dortigen Stadtverwaltung.
In den Vorabsprachen regelte Prof. Schumacher u.a., dass weder er noch die teilnehmenden Studenten für Planungsfehler in den Arbeiten haften und forderte, dass ein Planungsbüro mit der Fortführung des Projektes, sprich der Umsetzung der Ideen, durch die Stadtverwaltung beauftragt wird.
Der studentische Wettbewerb wurde seminaristisch durch Einzelberatungen und Veranstaltungen für allgemeine Fragestellungen betreut. Damit konnten generelle Kenntnisse zur Entwicklung der europäischen Städte und ihres Stadtgrüns am Wettbewerbsbeispiel vermittelt werden. Der Wettbewerb gliederte sich in zwei Bestandteile: eine freiraumplanerische Aufgabe, in der es galt, Ideen für die gesamte Wallgärtenanlage zu entwickeln, und eine objektplanerische Aufgabe zu einem Teil daraus, dem "Platz der Jugend".

Die Landesgruppe des BDLA steht studentischen Wettbewerben kritisch gegenüber, da so qualifizierte Planungsleistungen dem Markt entzogen werden könnten. Diese Haltung beruht auf der Tatsache, dass zahlreiche Kommunen aus Gründen der Kostenersparnis die GRW-Richtlinien unterwandern und gezielt Hochschulen auf die Übernahme von Planungsleistungen durch Studenten (mit studentischen Wettbewerben, Semester- und Diplomarbeiten) ansprechen. Damit werden die Möglichkeiten für Landschaftsarchitekten, an öffentlichen Wettbewerben teilzunehmen, noch weiter eingeschränkt. Gleichzeit ist sich der BDLA bewusst, wie gering die Chancen für Studierende und Absolventen sind, bei regulären Architektenwettbewerben eigene Planungsvorschläge einzureichen.
Insgesamt ist eine Klärung der Anwendung von Wettbewerbsrichtlinien notwendig, die gemeinsam vom Landeswettbewerbsausschuss der Architektenkammer Thüringen mit der Fachhochschule Erfurt, FB Landschaftsarchitektur, beraten werden sollten.
Die intensive Diskussion zwischen den Studenten, Professoren, Landschaftsarchitekten und Vertretern der GALK lieferten den Beteiligten zahlreiche Anregungen. Man verständigte sich, dass vor allem zu den Themen Ausbildung und Wettbewerbe die Gespräche fortgeführt werden.

Dipl.-Ing. für Landschaftsarchitektur (FH) Eva Lemsch
2.Vorstand BDLA-Landesgruppe Thüringen

veröffentlicht am 17.06.2002 von Susann Weber · Rubrik(en): News

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