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"Von der Lust an der Architektur"

Offizielle Eröffnung des Architekturladens Weimar und der 10. Thüringer architektouren

Ein Ziel der neuen AG Öffentlichkeitsarbeit war es, die Tradition der AK-Feste wiederaufzunehmen und da schien der Vorabend der 10. architektouren und der Ort Weimar besonders geeignet.

Günstig gelegen mitten in Thüringen - die höchste Architektendichte des Landes und - vielleicht auch deshalb - Standort des offiziell zu eröffnenden Architekturladens.

Thomas Wittenberg von der Kammergruppe Weimar, der in Anwesenheit des Oberbürgermeisters, Vertretern der Stadtverwaltung sowie - zu diesem Zeitpunkt - etwa 80 Kollegen die offiziellen Eröffnungsworte sprach, wurde mehrfach spontan durch musikalische Darbietungen von Passanten (in sehr unterschiedlicher Qualität) unterbrochen, was zum einen zur Erheiterung aller Anwesenden beitrug und zum anderen schon am offiziellen Eröffnungstag die hohe Urbanität des Standortes bewies.

In der Rede wurde auf die Möglichkeiten der Öffentlichkeitsarbeit der Kammergruppe 5 mit dem einraum_A eingegangen:

Der Name ist Programm. Ein Raum für Architektur. Ein Schaufenster für die Publikation eines weitreichenden Themenkreises, der im Mittelpunkt die qualitätsbewusste Gestaltung unserer räumlichen Umwelt vermitteln will.

Seit Anfang Mai läuft eine Aktion, welche den Agierenden hier vor Ort, den 450 Architekten der Kammergruppe Weimar, Weimarer Land und Sömmerda, kurz Kammergruppe 5, die Möglichkeit bietet, sich als Person mit einer Visitenbox im Zigarettenschachtelformat vorzustellen. Von den ursprünglich 450 weißen Styroporboxen sind die ersten schon gegen Visitenboxen ausgetauscht. Einige Architekten haben schon die Chance genutzt, sich individuell darzustellen.

Wir hoffen, dass bald noch viele folgen. In zwei Wochen wollen wir die Boxen aus den Regalen holen und im Schaufenster präsentieren.
Zu den „Open gardens“ wurde der Laden bereits als Schaufenster genutzt, jetzt für die architektouren. Die Visitenboxen folgen. Mitte August wird es eine Raum-Installation geben.

Für weitere Aktionen ist es erforderlich, den Staffelstab von der derzeit mit der Organisation beschäftigten Gruppe an andere interessierte Architekten weiterzureichen. Nicht nur der Kammergruppe, aufgerufen sind auch nicht eingetragene Architekten, unsere Kollegen z.B. an der Bauhausuni oder auch junge Absolventen, die noch den Einstieg in das Berufsleben suchen.

Beispiele wurden bereits genannt:
Begleitende Ausstellungen und Informationen zu Veranstaltungen,
Treffpunkt für Neugierige und Fragende in Sachen Architektur und Architekten: Architekturspaziergänge durch Weimar
Ausstellungen und Installationen

Es geht nicht um die Selbstdarstellung einzelner Büros oder Architekten, sondern um Zusammenhänge und Baukultur. Alle Interessierten sind eingeladen, mitzumachen.

Vom Architekturladen schlenderte man über den Markt zur von der Weimarer Initiative „Stadtleben“ wiederbelebten Marktpassage, wo AK Präsident Hartmut Strube alle Gäste und Kollegen herzlich begrüßte und die 10. architektouren offiziell eröffnete.
Bevor auch das Buffet eröffnet wurde, trug Wolfram Stock die folgenden Gedanken zum o.g. Thema vor:

„Liebe Kollegen, Gäste und Freunde, vielleicht wundern Sie sich, dass wir in Zeiten des allgemeinen Lamentierens, in denen viele Kollegen weniger - und einige gar keine Arbeit mehr haben und in denen Parolen wie „Geiz ist geil“ salonfähig geworden sind, dass wir gerade in solchen Zeiten über „die Lust an der Architektur“ sprechen. Gerade in solchen Zeiten tun wir gut daran, über das sinnliche Erleben von gebautem Raum zu sprechen.

Zum 10. Mal veranstalten wir die architektouren, unsere wichtigste bundesweite Öffentlichkeitsarbeit.

Im Bereich des öffentlichen Bauens sind zahlreiche neue Gebäude von hoher Qualität entstanden und - kamen ihre Entwurfsverfasser in den ersten Jahren nach der Wende noch zum großen Teil aus dem Westen - so hat sich mittlerweile eine eigene Architekturszene in Thüringen auf hohem Niveau etabliert.

- Warum aber finden gerade private Bauherrn so selten den Weg zum Architekten?

- Wie kommt es, dass auch Menschen mit humanistischer Bildung beim Thema „Eigenheim“ keinen höheren Anspruch entwickeln, als den, den wir in unseren Neubaugebieten bewundern dürfen?

- Lässt es sich allein damit begründen, dass die meisten privaten Bauherren glauben, sich einen Architekten nichts leisten zu können?

- Oder hängt es vielleicht auch damit zusammen, dass man den Architekten zwar Kompetenz im Bereich der Gestaltung, nicht aber bei der Kosten- und Termintreue zutraut?

- Warum hat ein Bauherr, der beim Kauf seines Autos so großen Wert auf die gute Form legt, beim Bau seines Hauses oder der Anlage seines Gartens nicht auch höchste gestalterische Ansprüche?

- Und wer - wenn nicht wir Architekten - hätte bessere Argumente, die „Lust an der Architektur“, der Gebäude, der Freiräume und der Innenräume in unserem Land wieder stärker in die Diskussion und damit ins Bewusstsein zu bringen...

Lassen Sie uns sprechen von der Faszination jedes Planungsprozesses:
Von der Besichtigung der Ausgangssituation über die ersten Ideenskizzen, die kontinuierliche Diskussion mit dem Bauherren, die Erarbeitung der Entwurfs- und Ausführungsplanung und der Bauleitung bis zu dem Tag, an dem wir im fertiggestellten Objekt, die Ideen und Visionen des Bauherren in unserer Gestaltsprache und in der für die jeweilige Situation einmaligen und unverwechselbaren Weise verwirklicht finden.

Lassen Sie uns sprechen über unser Engagement in der Beteiligung an Wettbewerben, in denen wir unentgeltlich immer wieder Lösungsvorschläge für neue städtebauliche bzw. architektonische Aufgabenstellungen erarbeiten und dadurch die Baukultur dieses Landes stetig verbessern.

Von vielen anderen Berufsgruppen wird unser Wettbewerbswesen als Selbstausbeutung belächelt, aber wahrscheinlich ist die Befriedigung - die Lust an der Arbeit - in anderen Berufsgruppen auch weit mehr auf den monetären Aspekt beschränkt als bei uns Architekten.

Die Landschaftsarchitekten haben mit den nun schon zum vierten Mal stattfindenden „open gardens“, die mittlerweile in Weimar, Eisenach, Erfurt, Gera, Gotha, Jena, Rastenberg und dem Saale-Holzland-Kreis stattfinden, das sinnliche Erleben von Gärten, den Gedankenaustausch über das Thema „Garten“, kurz die Lust an der Gartenarchitektur ein Stück weit in die Öffentlichkeit gebracht.

Mit der Veranstaltungsreihe „Architektur macht Schule“ haben einige Kollegen begonnen, das Thema „Architektur“ endlich wieder an den Schulen zu platzieren, um damit wieder ein Bewusstsein in der jungen Generation zu schaffen. Das Seminar mit europäischen Kollegen hat gezeigt, dass andere Länder hier schon weiter sind - sprich, dass wir die Arbeit auf diesem Feld durchaus noch verstärken können.

Ziel sollte es sein, dass bald jeder Thüringer Schüler während seiner Schulzeit mit dem Thema „Architektur“ qualifiziert in Berührung kommt.
Auch der „offene Brief“ einiger Kollegen zur Verbesserung der Arbeit in der Architektenkammer enthielt einige Vorschläge, die Lust an der Architektur effektiver an die potentiellen Bauherren zu bringen.
So sind wir dabei, den Internetauftritt der Architektenkammer Thüringen zu verbessern und - neben dem Mitgliederbereich - den Bereich für interessierte Bauherren benutzerfreundlicher und optisch ansprechender zu gestalten.

Eine neue Wanderausstellung über die Arbeiten Thüringer Architekturbüros ist in Vorbereitung und wir überlegen, jede Eigenheimbaustelle in Thüringen mit einer Tafel „Wir bauen mit Architekt“ zu kennzeichnen.

Auf der Pressekonferenz zu den architektouren wurden wir von den Journalisten gefragt, ob die Kammer Bauherrenberatungen zu wechselnden Themen, wie z. B. Altbausanierung anbieten könnte.
Auch die Frage der Journalisten, ob wir bei Hochbau- und Freiraumgestaltung fakultativ auch nur Konzepte anbieten, birgt die Chance, neue Qualität in größere Bauherrenkreise zu bringen.
Mit einigen Journalisten haben wir eine stärkere Zusammenarbeit zu den o.g. und anderen Themen besprochen und - last not least - haben wir die Kollegen von der Presse nochmals darauf hingewiesen, dass der Name des Entwurfsverfassers - auch in Zeitungsartikeln - untrennbar zu jedem neuen Bauprojekt gehört.

Liebe Kollegen - viele kleine Schritte - auf dem gemeinsamen Weg, wer - wenn nicht wir - wären besser in der Lage, das Bewusstsein für gute Architektur in der Bevölkerung weiterzuqualifizieren ?
Lassen Sie uns - besonders im Rahmen der architektouren, aber auch in unserem täglichen Berufsleben, die Lust an der Architektur weiter tragen, - stecken wir die Gesellschaft an, -wecken wir den Bedarf für eine höhere Baukultur, für zufriedenere Bewohner und für unseren Berufsstand“.

Im Laufe des Abends stieg die Besucherzahl auf über 120 Personen an.
In der folgenden Woche kamen erste Anfragen, wann das nächste Architektenfest stattfindet.

Thomas Wittenberg, Weimar und Wolfram Stock, Jena

veröffentlicht am 21.07.2004 von Susann Weber · Rubrik(en): News, Berufspolitik / Kammerarbeit, Tag der Architektur

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