Zwei Jahre später: Was bleibt von der Bundesgartenschau in Gera und Ronneburg?
Podiumsdiskussion „Gera – BUGA – Baukultur“ am 15. September in Gera, veranstaltet von der Stiftung Baukultur und der Stadt Gera mit Unterstützung des BDLA Thüringen

Bürger, Vertreter aus Politik und Verwaltung und die ehemaligen BUGA-Verantwortlichen diskutierten zwei Jahre nach Schließung der Exposition Fragen der nachhaltigen Entwicklung der durch die BUGA-Projekte beeinflussten Region und der Städte Gera und Ronneburg.
Nach ausführlicher Reflexion der ersten Planungsansätze für eine Renaturierung und Revitalisierung der ehemals „geschundenen“ Wismutregion sowie der Entwicklungskonzeption der Stadt Gera unter Einbeziehung des ländlichen Umlands erläuterten die Podiumsteilnehmer Eindrücke und Erwartungen während der äußerst anspruchsvollen Vorbereitung und Durchführung einer Bundesgartenschau, die weit mehr sein sollte als eine Leistungsschau des Gartenbaus. Dass dieses Ziel erreicht wurde, darüber bestand eindeutiger Konsens bei den Podiumsteilnehmern.
Hauptinhalt der Diskussionsrunde waren die nachhaltige Nutzung der ehemaligen BUGA-Flächen und Perspektiven für Gera, Ronneburg und das Umland. Die Vertreter der Stadt Gera ließen eindeutig erkennen, dass der Nutzen für die Innenentwicklung der Stadt und speziell für ihre Sanierungsgebiete wahrnehmbar und nachhaltig ist. Die BUGAPlanung hätte von Anfang an auf eine mögliche Nachnutzung fokussiert und sich entsprechend bewährt.
Großes Entwicklungspotential bestehe trotz eines vorhandenen Stadt-Umland-Konzeptes, an dem Gera und über 50 Gemeinden beteiligt sind, unter anderem hinsichtlich der gemeinsamen touristischen Vermarktung.
Dr. Beyer stellte den Anspruch Geras, Oberzentrum in der Region Ostthüringen zu sein, massiv in Frage. Er verwies dabei auf das Fehlen jeglicher Impulse aus Wissenschaft und Forschung und die geschichtlich bedingte wirtschaftliche Schwäche nach Wegbrechen der Textilindustrie. In seiner Erwiderung verwies OB Dr. Vornehm auf die Politik der bisherigen Landesregierungen, die bei der Vergabe von Hochschulstandorten jeweils anderen Städten den Vorzug gegeben hätten. Er stellte aber auch die positiven Ergebnisse bei der Schaffung eines Zentrums dar, das Kultur- und Sportstätten, attraktive Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten sowie eine intakte Infrastruktur für Bürger und Gäste biete.
Im Verlauf der Diskussion wurde positiv resümiert, dass die BUGA von den Bürgern eindeutig angenommen worden war. Bürgerschaftliches Engagement, wie es im Verein zur nachhaltigen Förderung der Idee der Bundesgartenschau Gera-Ronneburg 2007 e.V. unter Vorsitz von Peter Granderath gelebt werde, halte auch nach der eigentlichen Aufbau-Euphorie an und dokumentiere sich sogar in einem Mitgliederzuwachs des Fördervereins.
Dr. Ernst-Hermann Kubitz kritisierte den Umgang mit den Flächen in Ronneburg, die derzeit durch den Freizeitpark „Weltentor“ belegt und auf Grund der insolventen Betreibergesellschaft überwiegend geschlossen sind. Der Ronneburger Bürgermeister Manfred Böhme stellte dazu die gesamte Flächennutzung des ehemaligen BUGA-Geländes im Bereich Ronneburg dar, die sich in drei Bereiche gliedert. Ein Bereich werde aufwändig durch die Stadt Ronneburg unterhalten und gegen Eintritt der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Der Bereich „Gessental“ sei geöffnet und bilde die verbesserte Anbindung der Wismut-Region in Richtung Gera. Die sich derzeit neu gründende Nachfolgegesellschaft für den Betrieb des Freizeitparks werde das Konzept eines eintrittspflichtigen Areals aber weiterführen müssen. Das gebiete der hoffentlich zukünftig wirtschaftliche Betrieb des Freizeitunternehmens. Ein Scheitern hinterließe nunmehr eine neue Brache in der Region.
Die Schlussfrage der Moderatorin Heike Roos nach den Vorstellungen für Gera und Ronneburg in 20 Jahren wurde von den Podiumsteilnehmern pflichtgemäß und/oder aus Überzeugung mit großem Optimismus beantwortet. Das Publikum wurde mit Bildern von blühenden und mit Leben erfüllten Orten sowie einer intakten und attraktiven Landschaft verabschiedet.
Astrid Oestereich, Vorstand Stiftung Baukultur