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20 Jahre Architektenkammer Thüringen

Kammer feierte Jubiläum im Theater Erfurt mit mehr als 500 Gästen

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Festakt 20 Jahre Architektenkammer Thüringen, Bild: Nina Röder

Erfurt, 5. Mai 2011. Mehr als 500 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur feierten heute Nachmittag im Rahmen eines Festakts im Großen Saal des Theaters Erfurt das 20-jährige Bestehen der Architektenkammer Thüringen. Noch bevor die Ministerpräsidentin des Landes Thüringen, Christine Lieberknecht, ihr Grußwort an die Zuhörer richtete, nahm Kammerpräsident Hartmut Strube in seiner Ansprache die Gäste mit auf eine kurze Reise von den Anfängen der Kammer über die besonderen Erfolge bis hin zu seinem Plädoyer für die Zukunft.

Von Pionieren und Amtshilfen – die Anfänge
„Der Architekt übt die schönste Tätigkeit der Welt aus. Denn auf diesem kleinen Planeten, auf dem bereits alles entdeckt worden ist, ist das Entwerfen noch eines der großen möglichen Abenteuer“, eröffnete Hartmut Strube, den italienischen Stararchitekten Renzo Piano zitierend. Um gleich fortzufahren, dass sich dies bis 1990 für die hiesigen Architekten und Stadtplaner ganz anders darstellte, die freie Berufsausübung in einem vorher noch nie da gewesenen Maße begrenzt war. Der Präsident betonte jedoch: „Was damals entstand, ist ein, wenn auch bescheidenes und differenziert zu betrachtendes, Stück deutsche Baugeschichte, das noch immer auf eine objektive Bewertung jenseits der Abrissbaggerideologie wartet.“ Erst mit der Wende Ende 1989 bot sich die Chance, so Strube, den in der Mehrheit als Projektbearbeiter in den Baukombinaten tätigen Architekten endlich den Freiraum zu einer unabhängigen Berufsausübung zu schaffen.

Erste Initiativen dazu wurden vom BdA/DDR ausgelöst. Bereits am 22. Februar 1990 scharten sich um den Initiator Dr. Günter Andres im „Klub der Architekten“ im Bauarbeiterhotel des WBK Erfurt 22 Architekten, um eine „Interessengemeinschaft Architektenkammer im Lande Thüringen“ zu gründen. Strube sprach den Mitgliedern der Interessengemeinschaft und des nachfolgenden Gründungsausschusses, den „Pionieren“ im wahrsten Sinne, seinen besonderen Dank aus. Auch den „erste Amtshilfe“ leistenden Kammern aus Hessen und Rheinland-Pfalz, die damals mit Sachverstand und materiellem Einsatz einsprangen, dankte der Präsident im Namen aller Thüringer Architekten. „Die Kammergründung hatte eine hohe symbolische Bedeutung“, fuhr Hartmut Strube fort, „sie gab uns das Recht, eigenverantwortlich darauf zu achten, dass nur Kolleginnen und Kollegen mit hinreichender Qualifikation unseren verantwortungsvollen Beruf ausüben können. Sie ermöglichte uns, den nun wieder mit freier Berufsausübung verbundenen Titel Architekt zu schützen.“

Auf den ersten Präsidenten der genau am 27. April 1991 neu gegründeten Architektenkammer Thüringen, Dr. Günter Andres, warteten viele Aufgaben. Zählte die Kammer zu Beginn noch 400 Mitglieder, waren es 1993 bereits rund 1300. Aktuell sind knapp 1900 Architektinnen und Architekten, Stadtplanerinnen und Stadtplaner Mitglied der Thüringer Kammer.

Erfolge der Kammerarbeit
Auf die Verdienste der Kammerarbeit rückblickend, hob Strube hervor, dass „es gelang, Architektur in Politik und Wirtschaft zu thematisieren. Zahlreiche Architekturpreise wie z. B. der Staatspreis für Architektur und Städtebau wurden regelmäßig ausgelobt und öffentlich vergeben.“ Auch die Initiativen zur Förderung der Baukultur waren vielfältig, so Strube. Der jährlich bundesweit stattfindende Tag der Architektur, der von der Architektenkammer Thüringen mit initiiert wurde, „entwickelte sich zur Erfolgsgeschichte und Nabelschau der beruflichen Arbeit“. Herausragend sei zudem die Gründung der Stiftung Baukultur durch die Architektenkammer am 5. Dezember 2002. Sie wird, so ist sich der Präsident sicher, „durch die Zustiftung des Freistaates im Jahr 2010 weiter an Bedeutung gewinnen“.
Zum festen Bestandteil fachlicher Auseinandersetzung wurden in den vergangenen 20 Jahren Architekturwettbewerbe. Laut Strube zeugten die Ergebnisse „von der hohen fachlichen Qualität der beteiligten Büros, die immer mehr aus Thüringen kamen“.

Die seit Jahren federführende Unterstützung der Initiative „Architektur und Schule“ habe inzwischen gar internationale Bedeutung und sei fester und anerkannter Bestandteil der Arbeit der Internationalen Vereinigung der Architekten UIA. Mit der Ausstellungsinszenierung BAU.ART.Thüringen, die im Anschluss an den Festakt im benachbarten Heizwerk Erfurt eröffnet wurde und das Baugeschehen der vergangenen 20 Jahre mit Zukunftsvisionen versieht, sei eine weiterer Höhepunkt erreicht, schloss der Präsident das Kapitel der „Kammererfolge“.

Ein Plädoyer
Mit Blick auf künftige Aufgaben betonte Strube: „Entscheidend wird zur Bewältigung der Zukunftsprobleme nicht nur sein, was getan werden muss, was technisch erforderlich ist, sondern verstärkt, wie es getan wird.“ Es gelte, „den Berufsstand da zu platzieren, wo er den Auftrag anwaltlicher Vertretung der Bauherreninteressen bei Wahrung der Baukultur im Interesse der Allgemeinheit wahrnehmen kann“. So sei beispielsweise die „Trennung von Planung und Ausführung immer noch ein Garant für Qualität und Wettbewerbsfähigkeit“. Die Architektenkammer stünde vor der gewaltigen Aufgabe, den Rahmen für die Berufsausübung der Architekten in den sich ständig ändernden äußeren Bedingungen im Interesse der Allgemeinheit zu sichern und die Fachkollegen bei der laufend notwendigen Qualifizierung zu unterstützen.

Im Anschluss an das Grußwort von Christine Lieberknecht hielt Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin, Staatsminister a.D. und Professor für Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, die viel erwartete Festrede. Seine philosophischen Betrachtungen überschrieb er mit dem Titel: „Urbanität: Zur Ethik der Stadt“.

veröffentlicht am 05.05.2011 von Björn Radermacher · Rubrik(en): News, Pressemitteilungen, Berufspolitik / Kammerarbeit, BAU.ART.Thüringen

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