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„Eine größere Einflussnahme unserer Profession ist dringend erforderlich.“

Im Porträt: der Ausschuss für Stadt-, Landschafts- und Umweltplanung, kurz SLUP. Ein Interview mit dem Vorsitzenden Wolfram Stock

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Wolfram Stock

Wie und woran die Kammer arbeitet und welche Bedeutung die einzelnen Gremien haben, ist vielen nicht bekannt. Die Ausschüsse und Arbeitsgruppen, ihre Aufgaben, Arbeitsprogramme sowie Vorsitzenden bzw. Ansprechpartner stellen wir Ihnen nach und nach im DAB und auf unserer Website vor.

Herr Stock, Sie sind seit gut einem Jahr erneut Vorsitzender des Ausschusses. Welche Hoffnungen und Wünsche verbinden Sie mit der Tätigkeit?
Wolfram Stock: Zunächst kurz zu unserem Selbstverständnis als „SLUP“. Wir greifen die aktuell für unsere beiden Berufssparten der Stadtplaner und Landschaftsarchitekten anstehenden Themen auf und erarbeiten intern und in Diskussion mit den Kollegen aus der Kammer Vorschläge, die dann dem Vorstand der Kammer vorgelegt und von diesem nach außen vertreten werden. Wir hoffen die gegenseitige Wertschätzung zwischen Stadtplanern, Landschaftsarchitekten und Hochbauarchitekten weiter zu verbessern und unsere Kollegen zu einem konstruktiven Dialog mit dem SLUP zu motivieren.

Im Zuge der bevorstehenden Novellierung des Thüringer Architekten- und Ingenieurkammergesetzes (ThürAIKG) stehen auch die Berufsbilder von Landschaftsarchitekten und Stadtplanern im Fokus. Wo zeichnen sich neue Aufgaben ab und worin sieht der Ausschuss seine Verantwortung?
Auch hier eine kurze Vorbemerkung. Während sich die Berufsbezeichnung des Stadtplaners auf einen, wenn auch sehr komplexen, Tätigkeitsbereich beschränkt, umfasst das Aufgabenspektrum der Landschaftsarchitekten zwei strukturell sehr unterschiedliche Bereiche. Zum einen die architektonische Gestaltung von öffentlichen und privaten Freiräumen und zum anderen die naturwissenschaftliche Landschafts- und Umweltplanung. Und so sitzen auch die Ansprechpartner für Stadtplanung in Thüringen in einem – und die Ansprechpartner für Landschaftsarchitektur bzw. Landschafts- und Umweltplanung in zwei Ministerien.
Die Berufsbilder der Stadtplaner und die der Landschaftsarchitekten befinden sich in ständiger Veränderung. Ein prägnantes Beispiel sind die von den Bürgern eingeforderten neuen Wege der intensiveren Bürgerbeteiligung. Ich bin überzeugt, dass Stadtplaner und Landschaftsarchitekten im Rahmen zukünftiger, moderierter Planungsverfahren – mit entsprechender Weiterbildung – als Moderatoren eine gute Figur abgeben werden. Auch in unserer Kernkompetenz, dem raumrelevanten Gestalten, halte ich eine größere Einflussnahme unserer Profession an den Siedlungsräumen wie auch in der Kulturlandschaft für dringend erforderlich. Im Maßstab veränderte Nutzungsanforderungen wie Großwindräder über Waldflächen oder neue Energietrassen über und unter der Erde (beide mit breiten, gehölzfreien Leitungskorridoren) erfordern im Vorfeld eine stärkere Landschaftsbildbewertung und die fachliche Begleitung der Anwohner durch unsere Profession. Nicht zuletzt gilt das auch für eine stärkere Ästhetisierung der Kulturlandschaft unter Nutzung der zahlreichen, ökologischen Ausgleichsmaßnahmen, die in den letzten Jahrzehnten oft zufällig und ohne landschaftsästhetischen Anspruch erfolgten.
Dies ist aber keine abschließende Aufzählung unserer neuen Aufgaben. Wir haben gerade begonnen – zunächst im Kreis der Thüringer Kollegen und anschließend mit Vertretern der Hochschulen und Berufsverbände – den aktuellen Stand unserer Berufsfelderkennung als Ideen und Materialsammlung zu erarbeiten und unter Fragestellungen wie „wie kommen wir weiter – wo wollen wir hin?“, „traditionelle, aktuelle und zukünftige Aufgaben“ und „neue Partner – neue Märkte“ zu beleuchten. Weitere Themen sind ein „call for papers“ und eine DAB-Reihe zu ungewöhnlichen Tätigkeitsfeldern. Die Ergebnisse könnten 2016 beim nächsten Mitteldeutschen Architektentag in Thüringen oder zum 25-jährigen Kammerjubiläum im Rahmen des geplanten Relaunches der Homepage vorgestellt werden.

Ende des zurückliegenden Jahres hat die Vertreterversammlung die Eckpunkte zur Einführung einer Nachweispflicht über Fortbildungsmaßnahmen bestätigt. Wie sichert der SLUP, dass das Fortbildungsangebot für Landschaftsarchitekten und  Stadtplaner ausreichend ist?
Auf Grund der relativ kleinen Anzahl an Angeboten für unsere beiden Berufsgruppen besteht hier eine enge Zusammenarbeit mit den beiden anderen mitteldeutschen Kammern. Auf der AKT-Homepage steht eine Übersicht über alle bekannten Weiterbildungsveranstaltungen. Hier wollen wir Hinweise auf regionale und überregionale Veranstaltungen von Kollegen aufnehmen und integrieren. Verwiesen sei in diesem Kontext auch auf die Website www.architekten-fortbildung.de. Dieses Portal beinhaltet sämtliche Fortbildungen der Landesarchitektenkammern. Das Angebot der Bauhaus-Akademie Schloss Ettersburg ist gegebenenfalls auszubauen; neue Themenvorschläge der Mitglieder werden jederzeit gerne entgegengenommen. Leider mussten in der Vergangenheit Seminare wegen zu geringer Nachfrage auch wieder abgesagt werden.

In jeder Legislatur entsendet die Architektenkammer aus ihren Reihen Mitglieder in die regionalen Planungsbeiräte. Können Sie kurz erklären, warum das von Bedeutung ist?
Auf unsere Kernkompetenz des raumrelevanten Gestaltens hatte ich schon hingewiesen. Wir wollen die Regionalpläne des Weiteren mit Begriffen wie dem der Landschaftsästhetik anreichern und Themen wie dem Ländlichen Bauen oder der Regionalen Baukultur in Wechselwirkung mit dem Tourismus ein höheres Niveau verschaffen. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der IBA sehen wir hier große Potentiale.

Planen Sie, die Zusammenarbeit mit den Mitgliedern in den regionalen Planungsbeiräten zu vertiefen?
Wir möchten den Berufsstand in den regionalen Planungsbeiräten präsenter machen, auch indem wir die regionalen Planungsbeiräte durch die Kammer stärker unterstützen. Als ersten Schritt werden wir die acht AKT-Vertreter in den SLUP einladen und mit ihnen über die Besonderheiten jeder Region ins Gespräch kommen.

Die Architektenkammer befindet sich aktuell in Diskussionen über die Neuausrichtung des Thüringer Staatspreises für Architektur und Städtebau. Wo sehen Sie die Zukunft des Thüringer Landschaftsarchitekturpreises?
Im ehemaligen Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Forsten, Umwelt und Naturschutz bestand der Wunsch, den Preis, zu dem bisher fast nur realisierte Objektplanungen aus dem Bereich der Freiraumgestaltung eingereicht wurden, in Zukunft ausschließlich der Nominierung von landschaftsplanerischen Leistungen zu widmen. Nach intensiver Diskussion im SLUP wollen die Ausschussmitglieder die sich mit der Neuausrichtung der Ministerien ergebende Chance ergreifen, die Landschaftsarchitektur/Objektplanung als eigene Sparte eines neuen Thüringer Staatspreises für Architektur, Städtebau, Landschafts- und Innenarchitektur zu etablieren und damit alle vier Fachrichtungen eigenständig zu würdigen. Die Ausschussmitglieder werden kurzfristig weitere Vertreter ihrer beiden Berufssparten in diese Diskussion mit einbeziehen. Mit dem neuen Umwelt- und Energieministerium werden wir über den AKT-Vorstand ebenfalls das Gespräch suchen, unter anderem mit dem Ziel, zukünftig ökologische Kompensationsmaßnahmen stärker im Sinne einer nachhaltigen, ästhetischen Kulturlandschaftsentwicklung einzusetzen.

Herr Stock, wir danken Ihnen für das Gespräch.

WEITERE INFORMATIONEN ZUM SLUP:
www.architekten-thueringen.de/kammer/ausschuesse/ausschuss-slup/

veröffentlicht am 19.02.2015 von Björn Radermacher · Rubrik(en): Kammergremien, News, Berufspolitik / Kammerarbeit

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