Zum Seiteninhalt Logo der Architektenkammer Thüringen

„LeerGut“

Rückblick auf Konferenz und Campus zum Jahresschwerpunkt der IBA Thüringen

7 Bilder vergrößern
Wieder in Nutzung: Eiermannbau Apolda im Juni 2016, Bild: Thomas Müller

Text: IBA Thüringen

In Thüringen stehen rund 45 000 Gebäude leer. Eines davon ist der Eiermannbau in Apolda. 4000 Quadratmeter Möglichkeitsraum und dazu ein herausragendes Denkmal der Architekturmoderne. Auf Einladung der IBA Thüringen und der Wüstenrot Stiftung haben 26 internationale Studierende, Absolventen und Young Professionals im „IBA Campus – Zukunftswerkstatt Eiermannbau Apolda“ im Juni 2016 verschiedene Aktivierungs- und Nutzungsideen für das Gebäude entwickelt.

Die Ergebnisse der zweiwöchigen intensiven Arbeitsphase, in der die Campusteilnehmer vor Ort lebten und arbeiteten, waren auch Teil der IBA-Jahreskonferenz „LeerGut“, die IBA Thüringen und Wüstenrot Stiftung gemeinsam veranstalteten. Über 220 Gäste kamen am 30. Juni und 1. Juli in den Eiermannbau, um von konkreten Beispielen für eine Finanzierung, den Betrieb, die Umgestaltung und Weiternutzung leerstehender Gebäude zu lernen. Weit über Thüringen hinaus blickten über 20 Referenten aus Deutschland, Österreich, Schweiz, den Niederlanden und Lettland mit ihren Beispielen vom Dorf bis zur Großstadt und mit Ideen vom gemeinschaftlichen Deklarieren bis zur improvisierten Nutzung.

Alle Beteiligten waren sich einig: Im polyzentrisch und kleinteilig organisierten Thüringen ist Gebäudeleerstand eine lokale und regionale Herausforderung, die differenziert zu betrachten ist. Nicht immer existiert Nachfrage, nicht immer trifft die gebaute Opulenz des Landes Thüringen auf einen Nutzungsbedarf. Auch der Bestandserhalt hat Grenzen, gerade in demografisch schrumpfenden Regionen. Dann ist Gebautes allerdings stets noch eine Materialressource und kann weiterverwendet werden.
Die IBA Thüringen setzt sich mit dem Schwerpunkt „LeerGut“ für einen überlegten Umgang mit dem ein, was schon vorhanden ist, ökonomisch wie ökologisch. Im Rohbau von Gebäuden stecken rund 50 Prozent ihrer grauen Energie – ein Argument für das Weiternutzen und Umprogrammieren. Gebäudebestände sind zudem lokale Identitäten und baukulturelle Anker.

Oft braucht es wenig, um einen Perspektivwechsel auf das vermeintlich belastende Erbe auszulösen. Die IBA Konferenz hat dafür Hilfestellung gegeben: alternative Entwicklungsinstrumente, neue Konstellationen und Finanzierungsmodelle sowie veränderte Nutzungszyklen und Baustandards wurden vorgestellt und diskutiert. Das entscheidende Fazit zum Schluss: Es braucht die Ideen vieler, den Mut jedes einzelnen und das Wissen um unsere vorhandenen Bestände. Nur dann kann aus einem
ehemaligen Feuerlöschgerätewerk eine „open factory“ werden, als öffentlicher und lebendiger Ort im Mittelzentrum Apolda.

Der Eiermannbau Apolda wird in den kommenden Jahren als Teilprojekt des IBA-Kandidaten „Apolda, Apolda – Nächster Halt Zukunft!“ weiter entwickelt oder besser, weiter aktiviert. Campus und Konferenz 2016 waren dafür erste Schritte der öffentlichen Aneignung und Aktivierung. Die im IBA-Campus erarbeiteten Entwicklungsszenarien werden nun gemeinsam mit der Stadt Apolda und dem Eigentümer, der Gesellschaft für die Entwicklung und Sanierung von Altlastenstandorten (GESA), bis zum  IBAPräsentationsjahr 2023 weiter ausgearbeitet und schrittweise umgesetzt.

ALLE VORTRÄGE DER IBA-KONFERENZ „LEERGUT“:
www.iba-thueringen.de/formate/iba-konferenz-leergut/leergut

veröffentlicht am 01.08.2016 von Björn Radermacher · Rubrik(en): News, IBA Thüringen

Diese Seite teilen

Die AKT in den sozialen Netzwerken