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Aktuelle Strukturbefragung der Kammermitglieder liefert neue Zahlen zur Lage des Berufsstands

Mitteilung der Bundesarchitektenkammer

Logo BAK, Bild: BAK

Die Zahlen der regelmäßigen Befragung sind ein wichtiges Barometer für den wirtschaftlichen Zustand der Branche. Für das Berichtsjahr 2023 gibt es neue Erkenntnisse zur Bedeutung der HOAI und zu leicht steigenden Umsätzen, die jedoch nicht mit der Inflation mithalten können. Teilzeit ist auf dem Vormarsch, Überstunden sinken und die Chancen für den Nachwuchs für Büroübernahmen sind aufgrund der demographischen Entwicklung weiterhin gut.

Im Jahr 2023 zeigten sich trotz des einbrechenden Wohnungsbaus vielfach noch stabile wirtschaftliche Kennziffern bei den selbstständigen Kammermitgliedern: Bei Betrachtung des Honorarumsatzes pro Kopf sowie des Büroüberschusses je Inhaber wurden 2023 unabhängig von der Bürogröße noch steigende Werte verzeichnet. Jedoch nahmen die Überschüsse je Inhaber nur in geringerem Maße zu und könnten nicht mit der Inflation schritthalten. Gegenüber ihren Auftraggebern rechneten die Befragten 2023 leicht steigende Stundensätze in Höhe von 95 Euro je Stunde für Partner/Inhaber ab (Median), was allerdings weit unter den Werten anderer Freiberufler liegt.

Die befragten Inhaberinnen und Inhaber haben 2023 durchschnittlich nur noch 49 Prozent (2021: 57 Prozent) ihres Gesamtumsatzes mit Honoraren erzielt, die nach der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) festgelegt wurden. Der durchschnittliche Umsatzanteil aus nach HOAI abgerechneten Honoraren liegt dabei umso höher, je größer das Büro ist. Kleinere Büros nehmen demgegenüber häufiger Honorarabrechnungen nach geleisteten Stunden oder auf Basis einer Zeitschätzung oder eines Fixhonorars vor. Im Zeitverlauf zeigt sich, dass die HOAI in allen Bürogrößenklassen an Bedeutung verloren hat.

Die Befragung erlaubt weitere wichtige Einblicke in die Branchenstruktur: rund ein Drittel der selbstständig tätigen Kammermitglieder sind Solo-Selbstständige ohne Mitarbeiter (35%). Unter den Rechtsformen der Büros dominiert weiterhin mit 66 Prozent das Einzelunternehmen. Der Anteil der als PartG / PartG mbB sowie der als GmbHs ist weiter gestiegen, während der Anteil der Einzelunternehmen und der als GbR organisierten Büros zurückging. Die durchschnittliche Bürogröße hat etwas auf durchschnittlich 4,6 tätige Personen zugelegt; jedoch sind immer noch 89% der Büros kleiner als 10 Personen. Anders betrachtet sind unter den in Planungsbüros arbeitenden Architekten 43 Prozent in diesen Büros mit mehr als 10 Personen tätig.

Bei den angestellten Kammermitgliedern zeigt sich, unabhängig davon, ob sie in Architekturbüros, der gewerblichen Wirtschaft oder im öffentlichen Dienst beschäftigt sind, eine Zunahme der Bruttojahresgehälter um 9 Prozent im Vergleich zu 2021. Dabei fällt der Anstieg in den Planungsbüros etwas höher aus als im öffentlichen Dienst oder in der Bau- und Immobilienwirtschaft. Gleichwohl befindet sich das Gehaltsniveau in Architekturbüros nach wie vor auf einem niedrigeren Niveau als im öffentlichen Sektor oder in der gewerblichen Wirtschaft.

Andrea Gebhard, Präsidentin der Bundesarchitektenkammer:
„Trotz einer noch stabilen wirtschaftlichen Lage der Branche, sind die Rahmenbedingungen schwieriger geworden, leicht steigende Umsätze können den Kostentreiber Inflation nicht ausgleichen. Auch die im akademischen Bereich unterdurchschnittlichen Stundensätze geben Anlass zur Sorge bei den steigenden Büro- und Lohnkosten, denn damit kann ein Büro kaum wirtschaftlich geführt werden. Danke an alle Kolleginnen und Kollegen, die bei der Befragung geantwortet haben. Mit über 17.000 Teilnehmenden können wir belastbare Zahlen liefern.“

Die vollständigen Befragungsergebnisse sowie die Ergebnisse der Vorjahre können abgerufen werden unter https://bak.de/kammer-und-beruf/daten-fakten/umfragen-kammermitglieder/

Konjunkturumfragen der Bundesarchitektenkammer:
Die Bundesarchitektenkammer führt außerdem monatlich zusammen mit dem ifo-Institut Umfragen zur konjunkturellen Lage in den Architekturbüros durch. Die Ergebnisse stehen ebenfalls online zur Verfügung unter https://bak.de/kammer-und-beruf/daten-fakten/konjunktur-im-architekturmarkt/ifo-umfrage/

Die Befragung erlaubt weitere Einblicke in die Branchenstruktur:
Erstmals wurde in diesem Jahr nach der Bearbeitung von Bauanträgen aus Sicht der Beschäftigten in der Bauverwaltung gefragt: Die Architekten, die direkt mit Bauanträgen zu tun haben, haben im Median 50 Bauanträge pro Jahr zu bearbeiten. 28% geben an, mehr als 100 Bauanträge auf dem Tisch zu haben. 71 Prozent der Anträge werden von Architekten verfasst, daneben aber auch von Ingenieuren, Handwerkern oder Bauunternehmern direkt. Beklagt wird, dass ein Großteil der Bauanträge fehlerhaft oder unvollständig ist, was lange Bearbeitungszeiten mit erklären kann. Aus Sicht der Amtsmitarbeiter würden eine Vereinfachung des Antragswesens, regelmäßigere Fortbildungen und mehr Austausch zw. Antragstellern und Behörden helfen, Fehler zu vermeiden und die Bearbeitung der Bauanträge zu beschleunigen.

Die Kammermitglieder sind mittlerweile im Schnitt 49 Jahre alt; die Büroinhaber sogar 55 Jahre. Dies zeigt, dass Chancen für den Nachwuchs für eine Büroübernahmen in den kommenden Jahren bestehen, es zeigt aber auch den Handlungsdruck, wenn die vielfältige Bürostruktur erhalten bleiben soll.

Teilzeit ist auf dem Vormarsch; insbesondere nehmen bei den männlichen Angestellten der Wunsch und der Anteil teilzeittätiger Männer zu. Aber auch der Anteil in Teilzeit tätiger Architektinnen hat weiter zugelegt.

61 Prozent der Beschäftigten leisten regelmäßig Überstunden von im Schnitt 5 Stunden pro Woche (Vollzeittätige) bzw. 3,6 Stunden (Teilzeittätige). Dieser Anteil ist in den letzten Jahren unabhängig von der Art des Arbeitgebers gesunken. Im öffentlichen Dienst fiel der Rückgang geringer aus. Anders als noch Mitte der 2010er Jahre werden Überstunden mittlerweile bei 75 Prozent der Befragten durch Freizeit oder zusätzliche Vergütung kompensiert.

Bei der Struktur der Mitarbeiter in den Planungsbüros geht der Trend hin zu mehr fest angestellten Mitarbeitern, während sich der, seit Jahren zu beobachtende Rückgang, des Einsatzes von freien Mitarbeitern fortsetzt.

Ein Drittel der selbstständig tätigen Kammermitglieder sind Solo-Selbstständige bzw. Einzelunternehmer (67%). Unter den Rechtsformen der Büros ist der Anteil der als PartG / PartG mbB sowie der als GmbHs geführten Büros weiter gestiegen, während der Anteil der Einzelunternehmen und der GbRs zurückging. Die durchschnittliche Bürogröße hat etwas auf durchschnittlich 4,6 tätige Personen zugelegt; jedoch sind immer noch 89% der Büros kleiner als 10 Personen. Anders betrachtet sind unter den in Planungsbüros arbeitenden Architekten jedoch 43 Prozent in diesen Büros mit mehr als 10 Personen tätig.

Hintergrundinfos zur Strukturbefragung 2024:
Die alle zwei Jahre stattfindende Befragung haben die Architektenkammern erneut mit dem Marktforschungsinstitut Reiß & Hommerich durchgeführt. 18 Prozent der Kammermitglieder, rund 17.000 Personen, haben im Mai und Juni dieses Jahres mit ihren Antworten Auskunft erteilt. Zentrale Inhalte der Befragung waren Kennzahlen der Büros, inkl. Umsätzen, Überschüssen, Kalkulationsgrundlagen und Auftragsstruktur in Architektur- und Planungsbüros, die Auswirkungen des HOAI-Urteils von 2019 sowie das Thema Architekturwettbewerbe. Abhängig beschäftigte Kammermitglieder gaben Auskunft zu ihrer beruflichen Laufbahn, ihren Gehältern und Arbeitsbedingungen, zu Wochenarbeitszeit und Überstunden sowie zur beruflichen Fort- und Weiterbildung.

Bei den Befragten überwiegt die Gruppe der Hochbauarchitektinnen und -architekten mit 85 Prozent. Darin bildet sich die bundesweit tatsächliche Aufteilung der Fachrichtungen ab. Doch die Zahlen sind auch für die Fachrichtungen Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur und Stadtplanung aussagekräftig, für die auch in diesem Jahr wieder Sonderberichte erstellt wurden.

veröffentlicht am 13.11.2024 von Björn Radermacher · Rubrik(en): News, Berufspolitik / Kammerarbeit

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