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Architektur — nicht nur in der Schule

Bericht vom 4. Internationalen Symposium zur Architekturvermittlung in Weimar

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Gut gefüllt: Das Audimax der Bauhaus-Universität Weimar, Bild: Björn Radermacher

Kontinuität zahlt sich aus. Und gute Partnerschaft fördert erfolgreiches Handeln. Bereits zum vierten Mal trafen sich am 27. und 28. April 2012 Akteure der Architekturbildung von Kindern und Jugendlichen in Weimar, um internationale Erfahrungen auszutauschen und eigene Projekte und Strategien der Architekturvermittlung vorzustellen. Die Resonanz während beider Tage war außerordentlich. Wertungen wie „tolle Veranstaltung“ und „prima Organisation“ bestärken uns darin, diesen Weg gemeinsam fortzusetzen. Partner sind neben den „Gründern“ Architektenkammer Thüringen, Bauhaus-Universität Weimar und Thüringer Institut für Lehrerfortbildung (Thillm) seit 2009 die Klassik Stiftung Weimar und nunmehr auch die Stiftung Baukultur Thüringen und der Fachverband der Kunstpädagogen (BDK).

Prof. Andrea Dreyer, Prorektorin für Studium und Lehre der Bauhaus-Universität und Vorsitzende des BDK Thüringen, konnte im Audimax der Universität 160 Teilnehmer des Symposiums und weitere Gäste begrüßen. Thüringens Minister für Bau, Landesentwicklung und Verkehr, Christian Carius, thematisierte in seinem Grußwort die demographische Entwicklung und den Energiewandel im Land. Wir schätzen die Aufmerksamkeit der Regierung gegenüber dem Thema Architekturvermittlung, insbesondere mit Blick auf die generellen Ziele der baukulturellen Entwicklung Thüringens.

Das Programm der Vorträge und Workshops war bunt und abwechslungsreich. Es reichte von einem klar strukturierten Modell der Architekturbildung in Kroatien (Mia Roth Cerina, Zagreb) bis zur spielerischen Aneignung durch Architekturgymnastik (Motoko Tanaka, Tokio). Barbara Shatry erläuterte das erfolgreiche Wirken der Landesarbeitsgemeinschaft Architektur und Schule in Bayern. Jürgen Kurz, Diplomstudent aus Weimar, beeindruckte das Auditorium mit seiner Schilderung der begeisterten Mitwirkung von vier- bis fünfjährigen Kindern beim Bau eines Holzschuppens im Kindergarten. Die Strategie des Kindermuseums „Creaviva“ im Zentrum Paul Klee in Bern stellte Boris Szélpal vor. Suzanne de Laval, Stockholm, erklärte eine „Architecture Toolbox“ als Hilfsmittel und demonstrierte diese während des Projektparcours sehr kurzweilig. Wie und wozu sich Wolfsburg ein städtisches Architekturforum leisten kann, erläuterte Nicole Froberg.

Immerhin sechs weitere Architektenkammern, Berlin, Brandenburg, Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Hamburg, waren mit Redebeiträgen und/oder beim Projektparcours vertreten. Das ist erfreulich, weil sich für kommende Aktivitäten Partnerschaften ergeben können. Thomas Dehmel und Susanne Szepanski konnten ihre Initiativen in Berlin bzw. Hamburg vorstellen. Wie Haifischzahn und Eiffelturm zusammenhängen, erklärte Martina Nadansky aus Brandenburg und machte zugleich den seriösen Hintergrund der Bionik deutlich. Angela Uttke vertrat unter dem Motto „Gib der Stadt Dein Gesicht“ die Initiative „Jugend Architektur Stadt“ und Luise Lübke stellte den „Baukasten“ – die Architekturschule Bremen für Kinder und Jugendliche – vor.

Die Sonne strahlte an beiden Tagen über den „Stadtgesprächen“. Die Gäste der abendlichen Bauhaus-Party im Stadtschloss Weimar wurden durch Folker Metzger, Referent für Bildung der Klassik Stiftung Weimar, willkommen geheißen und konnten ihre Kontakte bei kulinarischer, darstellender und musikalischer Unterhaltung vertiefen.

Das Angebot verschiedener Workshops am zweiten Tag hat sich abermals bewährt. Angesichts der Begeisterung mit der sich die anwesenden Lehrer, Architekten, Museumspädagogen und Studenten auf die jeweiligen Übungen, Experimente und Diskussionen eingelassen haben, sollten sich die Ideen und Anregungen vielerorts bei zukünftigen Aktivitäten mit Kindern und Erwachsenen wiederfinden.

Nicole Froberg vom Forum Architektur Wolfsburg führte die Teilnehmer aus dem analysierten Stadtraum zu Modellen von Baumhäusern. Falk Zenker, Gitarrist und Klangkünstler, bot eine Einführung in die Welt der Stimmen und Töne und eine „Stadtklang-Erfahrung“ auf dem Marktplatz Weimar, während die Übungen „Origami Mega City“ mit Tania Mourinho, Berlin/Weimar, zu einer aus Papier gefalteten Großstadtstruktur gerieten. Aktiv, angestrengt und voller Vergnügen folgten die Teilnehmer den Anweisungen von Motoko Tanaka und Masako Onishi aus Tokio. Einzeln, zu zweit und zu mehreren wurden bekannte Architekturwerke nachgestellt. Höhepunkt: Das Brandenburger Tor mit zehn Personen. Eine originelle Methode, Architekturwissen und Bewegungsübung miteinander zu verbinden. Ein anregendes Streitgespräch führten Lisa Glauer und Anke Hannemann, Fakultät Gestaltung der Bauhaus-Universität, zum Thema „Die Stadt als Bühne“ über Trends der Kunstaktion im Stadtraum. Im Rahmen der Übungen mit Luise Nerlich, Weimar, wurden Musikstücke von Franz Liszt gehört, zeichnerisch adaptiert und final in räumliche Modelle umgesetzt.

Die nach dem Symposium spontan geäußerte Bereitschaft mehrerer Kollegen aus Thüringen, bei den zukünftigen Aktivitäten unserer Architektenkammer mitzuwirken, erfreut uns besonders. Wir werden im
Weiteren versuchen, die Arbeit mit unseren Kooperationspartnern zu bündeln und vor allem neue Aktivitäten in Schulen und Kindergärten zu initiieren, um dort aktive Mitstreiter zu gewinnen.

Dr. Hannes Hubrich, Vizepräsident Architektenkammer Thüringen

Impressionen: www.architekten-thueringen.de/schule/symposium2012/

veröffentlicht am 21.05.2012 von Björn Radermacher · Rubrik(en): News, Architektur und Schule

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