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Demografische Entwicklung: Chancen und Grenzen im Stadtumbau

Pressemitteilung vom 17.01.2005, 11.00 Uhr, Neujahrsempfang der Architektenkammer Thüringen, Hartmut Strube, Präsident

Erfurt: Das Jahr 2005 wird sich für die Baubranche in Thüringen zum bisher schwersten Jahr gestalten, weil die Haushalte im Investitionsbereich auf landes- und kommunaler Ebene dramatisch gekürzt werden, die Investitionen im privaten Bereich weiterhin deutlich rückläufig sind, neue Vorhaben in die Zukunft verschoben wurden und die Rahmenbedingungen in Deutschland das Bauen erschweren, unterstrich Architektenkammerpräsident Hartmut Strube zum heutigen Neujahrsempfang im Erfurter Kaisersaal vor 450 Gästen.

Der schmerzhafte Prozess des Strukturwandels in den Architekturbüros werde sich fortsetzen. Der Rückgang der Beschäftigtenzahlen von durchschnittlich 4,5 Mitarbeitern in 2004 auf nunmehr 3 Beschäftige in diesem Jahr sei in den 920 Thüringer Büros spürbar wahrnehmbar, der Rückgang der vertraglichgebundenen Aufträge mit derzeit 4,3 Monaten sank gegenüber 2004 um ein halbes Jahr und fast jedes zweite Büro würde seine konjunkturelle Situation gegenwärtig als „schlecht“ bezeichnen. Erfreulich demgegenüber sei, dass die Zahlungsmoral sich bei den öffentlichen Auftraggebern insgesamt als sehr positiv darstellt und hierbei vor allem die Kommunen und Landkreise von zwei Drittel der Architekten mit „gut“ beurteilt würden. Das Auftragsvolumen der Büros verteilt sich nur noch zu 36% auf öffentliche Aufträge. Dieses würde auch die nachlassende Investitionstätigkeit seitens des Landes und der Kommunen belegen. Der Rückgang der Konjunktur in der Bauwirtschaft würde auch in diesem Jahr wieder deutlich mehr Arbeitsplätze abbauen, als durch die Industrie neue geschaffen werden können. Fehlende Planungssicherheit ergab sich für die Planer vor allem aus der Haushaltssperre des letzten Jahres, die Laufendes stilllegte und Neues nicht beginnen ließ, betonte Strube. Der Zuschlag für Aufträge in anderen Bundesländern sei so gering, dass es sich nicht lohnen würde darüber zu sprechen, die Hoffnung auf Arbeit durch den Export von technischen Dienstleistungen in das Ausland erwiese sich für viele nur als „ein Tropfen auf dem heißen Stein“ und verlagere natürlich auch die Arbeitsplätze in das Europäische Ausland oder nach Asien, wie Thüringer Niederlassungen in China zeigen.

Stadtumbau Thüringen
Der Stadtumbau sei ein Prozess, welcher sich in seiner Programmatik als ein lernendes Programm zwischen visionärer Euphorie und finanzieller Ernüchterung darstelle. Die Architekten fordern, dass der Teil „Aufwertung“ des Stadtumbauprogramms 2005 in den Mittelpunkt gerückt werde. Zur Revitalisierung der Innenstädte sei eine typische Nutzung mit Handel und Dienstleistung, Gewerbe und Freizeit notwendig und dem müssen sich auch die Förderprogramme des Bauministeriums wie "Genial-Zentral" und "Innenstadtstabilisierung" stellen. Die geplante Kürzung oder Streichung der Eigenheimzulage und der Investitionszulage Bau werde noch weniger private Investitionen in die Sanierungsgebiete oder Innenstädte zur Folge haben, prophezeiten die Architekten. Notwendig sei im Freistaat eine intensive Verzahnung des Stadtumbauprozesses mit den Stadtmarketingkonzepten der Kommunen sowie der Entwicklung des ländlichen Raumes im Sinne einer Stadt-/ Landbeziehung als Baustein der Landesentwicklung.

Mit der Haushaltssperre 2004 und den Nullrunden für 2005 im Planungsbereich wird eine Stimulierung von Wirtschaftskreisläufen im Freistaat nicht erreicht, so der Kammerpräsident. Insbesondere das Investitionsklima in den Kommunen benötige eine Innovationsoffensive. Der gesetzliche Rahmen mit der vereinfachten Bauleitplanung nach dem neuen Baugesetzbuch gebe eine große Flexibilität, erwartet aber Entscheidungsfreudigkeit und Verantwortungswahrnehmung in den Kommunen.

Landesentwicklung
In Richtung Landesregierung verwies Strube den Ministerpräsidenten Dieter Althaus darauf, dass aufgrund der Haushaltsperspektive, der demografischen Entwicklung und der Dichte von Verwaltung und Wahrnehmung hoheitlicher Aufgaben Thüringen an einem Scheitelpunkt stehe. Entweder es gelänge, die Verwaltung so zu modernisieren, dass die Bürger die einschneidenden Veränderungen, wie zum Beispiel das Sparen aller Orts akzeptieren, mit tragen und positiv bewerten, oder aber das negatives Saldo in der Bevölkerungsentwicklung bliebe weiterhin zu verzeichnen. Die Kammer fordert die Fortschreibung des Landesentwicklungsplanes, eine nachhaltige Verwaltungsmodernisierung im Sinne der Bürger zur Beförderung von Investitionen mit der Bündelung von Fachkompetenzen, mit räumlicher Konzentration und schneller fachlicher Begleitung beim Planen und Bauen. Erwartet wird vor allem das Agieren der Landesregierung mit dem Aufstellen einer neuen, dauerhaft finanzierbaren Verwaltungsstruktur, um Finanzmittel für Investitionen freizusetzen.

Weiterhin sprachen Ministerpräsident Dieter Althaus und der Präsident der Bundesarchitektenkammer, Prof. Arno Sieghart Schmidt, zur demografischen Entwicklung und den abgeleiteten Chancen und Grenzen im Stadtumbau.

Aufgestellt: Michael Beier, Geschäftsführer

veröffentlicht am 17.01.2005 von Birgit Kohlhaas · Rubrik(en): News, Pressemitteilungen

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