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Die Bachstadt Köthen als sechste Etappe in Sachsen-Anhalt

Rückblick auf die Tagesexkursion der KG Kyffhäuser Südharz

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Besuch des Bachsaals, Bild: Edith Baars

23 Thüringer Architektinnen und Architekten sowie Bauinteressierte aus Leinefelde, Nord- und Sondershausen sowie Zeulenroda waren am 7. Juli 2023 gemeinsam in die geschichts- und architekturträchtige Stadt Köthen im Landkreis Anhalt-Bitterfeld unterwegs.

Köthen fand erstmals im Jahr 1115 Erwähnung. 1717 wurde Johann Sebastian Bach fürstlicher Hofkapellmeister, seine „Brandenburgischen Konzerte“ erlebten im Schloss ihre Uraufführung. 1821 wurde der Homöopath Samuel Hahnemann für 13 Jahre Fürstlicher Leibarzt. Der Hofbaumeister Gottfried Bandhauer konstruierte unter anderem 1822 das meisterhafte, an Ketten hängende Tonnengewölbe des Spiegelsaals im Ludwigsbau des Schlosses. 1944 zerstörten zwei Bombardements die Stadt. Seit 1967 finden alle zwei Jahre die „Köthener Bachfesttage“ statt. Die Hochschule Anhalt fußt seit 1991 auf den Standorten Bernburg (Saale), Dessau-Roßlau und Köthen (Anhalt) – hier auf den Wurzeln der Technischen Hochschule von 1887. Seit dem Umzug des Weltärzteverbandes Liga Medicorum Homoeopathica Internationalis nach Köthen im Jahr 2013 trägt die Stadt auch den Namen „Welthauptstadt der Homöopathie“. Carmen Niebergall von tourenreich – Architektur- und Kunstreisen Mitteldeutschland und Uta Schramm als KKM-Stadtführerin vor Ort zeigten uns die Kleinode der etwa 20.000 Einwohner zählenden Musik- und Wissenschaftsstadt.

Unser Tag begann an der ehemals ruinösen fürstlichen Reithalle im Schlossareal, die seit 2008 durch die Umgestaltung zum Veranstaltungszentrum durch Bussmann & Haberer (heute BHBVT) eine Wiedergeburt erlebte und mit dem Johann-Sebastian-Bach-Saal einen der klangvollsten Räume Europas besitzt.

Mit kurzen Stopps an den Kirchen St. Marien und St. Jakob gelangten wir zum Marktplatz und zum Rathaus mit der angrenzenden alten Apotheke. Im repräsentativen Ratssaal von 1900 wurde uns der städtebauliche Planungswettbewerb zur Quartiersentwicklung „Rüsternbreite“ von Stadtplanungsmitarbeiterin Kerstin Jirsch vorgestellt. Gewinner war 2022 das Berliner Büro de+ architekten.

Durch die vorbildlich sanierte Innenstadt spazierten wir zum Hochschulensemble. Vorbei am „roten“ und „grünen“ Gebäude sowie durch das „weiße“ gelangten wir zur Mensa. Diese erfuhr 2013 eine Sanierung durch die Magdeburger Architekten Kirchner + Przyborowski. Kurz gestärkt waren wir bereit für die Homöopathie-Historie im einstigen Spital der barmherzigen Brüder. Der Architekt Bandhauer plante und errichtete den Bau 1828, im Jahre 2009 wurde er als IBA-Projekt, betreut vom hiesigen Büro Zimmer + Rau, mit Ergänzung eines gläsernen Treppenhauses aufwendig saniert. Heute sitzen hier das Europäische Institut und die Europäische Bibliothek für Homöopathie. Das Vorhaben erläuterte Architekt Michael Zimmer selbst und er begleitete uns zum „Quartier am Bachplatz“. Dort betreute sein Büro von 2014 bis 2019 ein Beispiel für gelungene Stadtsanierung mit 23 Wohnungen – straßenseitig klassizistisch und hofseitig modern.

Danach führte uns der „Weg der Homöopathie“ zur evangelischen Kirche St. Agnus. Wir lauschten gedanklich den Klängen Bachs. Nah war das Schlossareal mit Kaffee und Kuchen zur Aufmunterung. Als Höhepunkt unseres Ausflugs führte Architekt BDA Heinfried Stuve vom Büro AADe durch Schloss und Spiegelsaal, dessen Rekonstruktion er für die Kulturstiftung Sachsen-Anhalt von 2018 bis Anfang 2023 betreute.

Nach dem Besuch der „Crêperie“ in einer umgestalteten ehemaligen DDR-Kaufhalle von 1976 ging es zurück nach Thüringen. Herzlich bedanken wir uns wieder bei Carmen Niebergall. Die Vorfreude auf die Exkursion im nächsten Jahr ins Mansfelder Land wächst schon jetzt; interessierte Kolleginnen und Kollegen sind gern willkommen.

Edith Baars und Pia Wienrich

veröffentlicht am 22.08.2023 von Björn Radermacher · Rubrik(en): News, Kammergruppe Kyffhäuser Südharz, Kammergruppen

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