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Energiespar-Contracting

- ein bewährtes Modell zur Energiekostensenkung in Gebäuden

Effizientere Energienutzung und rationelle Energiebereitstellung sind die Eckpfeiler der zukünftigen Klimaschutzpolitik, zu der sich viele Staaten, darunter die Bundesrepublik Deutschland, im Protokoll von Kyoto verpflichtet haben. Deutschland tritt mit dem Ziel an, die nationalen Kohlendioxidemissionen bis zum Jahr 2005 um 25% gegenüber dem Stand 1990 zu senken. Der Gebäudebestand spielt dabei die herausragende Rolle, denn nur mit dem Erschließen des darin verborgenen Einsparpotenzials ist dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen.

Angesichts der angespannten Haushaltslage in vielen Städten und Gemeinden ist Energiespar-Contracting ein sinnvoller und erfolgversprechender Weg, die öffentlichen Kassen erheblich zu entlasten. Was aber ist Energiespar-Contracting?

Contracting ist eine Möglichkeit, kostenintensive, energiesparende Investitionen über einen Contractor (Energiesparpartner) zu finanzieren. Ein über Ausschreibung ermittelter, externer Auftragnehmer übernimmt die Kosten und die damit verbundenen Risiken der Investition, installiert die nötigen Anlagen und garantiert eine bestimmte Einsparung. Die Refinanzierung dieser Investition erfolgt über die volle oder teilweise Abtretung der eingesparten Energiekosten über eine im Vorfeld vertraglich vereinbarte Laufzeit. Nach Ablauf des Vertages gehen die installierten Anlagen üblicherweise in den Besitz des Auftraggebers über, dem dann über die verbliebene Lebensdauer der Anlage die volle Einsparung zugute kommt. Die erreichten Energieeinsparungen liegen in Größenordnungen von ca. 15 - 25%, teilweise wurden aber auch über 40% erzielt. Durch verschiedenste Vertragsmodelle können Auftraggeber an den eingesparten Energiekosten beteiligt werden und somit auch sofort ihre Haushalte entlasten. Bewährt haben sich außerdem sogenannte Poolprojekte, bei denen Gebäude mit großem und geringem Einsparpotenzial in einen Vertrag aufgenommen werden. Das garantiert auch die Modernisierung, der für den Contractor wenig attraktiver Immobilien, den "Sorgenkindern" der Kommunen. Eine weitere Möglichkeit ist, dass sich Kommunen zusammenschließen und als gemeinsamer Auftraggeber auftreten - der Vertragsgestaltung sind hier keine Grenzen gesetzt. Voraussetzung für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Auftraggeber und Contractor ist selbstverständlich ein genau festgelegter Vertrag, in dem u.a. die Laufzeit, die vom Contractor garantierte Einsparung, die Schnittstellen für die Instandhaltung der Anlage und eventuelle Bonusregelungen für zusätzliche Energieeinsparungen definiert sind.

Die Vorteile des Energiespar-Contracting liegen klar auf der Hand - der Gebäudeeigner muss nicht investieren, entlastet aber gleichzeitig durch Betriebskostensenkung seinen Haushalt, trägt kein Risiko und muss sich nicht um die organisatorische Umsetzung der Energiesparmaßnahmen kümmern. Nebenbei ergibt sich eine nicht unerhebliche Wertsteigerung der Liegenschaft. Auch ist der Contractor daran interessiert, neueste, innovative Technologien zur Energieeinsparung einzusetzen, die auf herkömmlichem Wege erst Jahre später in öffentlichen Gebäuden Einzug halten würden.

Völlig neue Aufgabenfelder für Energiedienstleister und Energieberater mit hochspezialisierten Arbeitsplätzen können sich entwickeln. Eine positive Auswirkung auf die stetig steigende Abhängigkeit von Energieimporten wäre eine weitere Begleiterscheinung. Trotz der unbestrittenen Vorteile stehen die unterschiedlichsten Hemmnisse dem Energiespar-Contracting gegenüber. Zum einen besteht seitens der Verwaltung ein Informationsdefizit, insbesondere über die technischen, ökonomischen und juristischen Prinzipien des Contracting, zum anderen sind es Probleme mit dem Umgang der teilweise recht komplexen haushalts- und verwaltungsrechtlichen Vorgänge. Zuständigkeitsfragen und angeblich fehlende Kostentransparenz sind weitere vorbehaltliche Gründe. Diese verwaltungsinternen Hürden und restriktiven Genehmigungsvorschriften gilt es zu beseitigen. Weitere Contracting-Modelle, die über die anlagentechnische Ausstattung hinausgehen, sind zu entwickeln. Dazu zählen vor allem die Maßnahmen mit dem größten Einsparpotenzial - die Wärmedämmung der Gebäude. Hier sind die hohen Investitionskosten, die langen Vertragslaufzeiten und die damit verbundenen Unsicherheiten hinsichtlich der Gebäudenutzung die maßgeblichen Hinderungsgründe. Weil die Anwendung des Energiespar-Contracting erst ab einer jährlichen Energiekostenhöhe von ca. 150.000 DM für den Dienstleister interessant wird, fehlen daher auch erprobte Konzepte für den Bereich Wohnungswirtschaft, Miet- und Eigentumswohnungsbau.

Zusammenfassend läßt sich aber sagen, dass Energiespar-Contracting ein außerordentlich interessantes Instrument zur Erschließung der unbestritten vorhandenen wirtschaftlichen Energieeinsparpotenziale ist. Dieses Instrument stößt vorerst an seine Grenzen, wo der jährliche Energieverbrauch und das damit vorhandene Einsparpotenzial zu klein ist und eine längerfristige Nutzung des Gebäudes in Frage steht. An vielen Beispielen zeigt sich, wie effizient diese gar nicht so neue Form des Energiesparens im Gebäudebestand und leider auch in Neubauten arbeitet, wobei Architekten und Ingenieuren die Aufgabe zukommt, dass Energiespar-Contracting bei künftigen Neubauten erst gar nicht zur Anwendung kommen muss.

Auch wenn durch die Liberalisierung des Strommarktes sinkende Energiekosten zu verzeichnen waren, ist doch zukünftig mit einem stetigen Anstieg der Energiepreise zu rechnen. Für viele Städte und Gemeinden wird hier ein Weg aufgezeichnet, die Haushalte zu entlasten bzw. damit andere vom Bund den Kommunen übertragene Aufgaben zu finanzieren. Aber auch für Unternehmen und Dienstleister besteht hier die Möglichkeit, die Betriebskosten nachhaltig zu senken und damit Wettbewerbsvorteile zu erlangen, neue Arbeitsplätze zu schaffen oder Investitionen zu tätigen, denn es ist immer noch cleverer, hochentwickelte, energiesparende Technologien zu entwickeln, einzusetzen und zu exportieren, als vermeintlich preiswerte Rohstoffe zu importieren, um sie letztlich zu verbrennen.

Helge Bucki
Beratungszentrum ökologisches Planen und Bauen

veröffentlicht am 20.04.2001 von Susann Weber · Rubrik(en): Energie, News

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