Zum Seiteninhalt Logo der Architektenkammer Thüringen

Förderung der Baukultur

Beispiel Österreich

Kulturindustrie


Die Architektur befindet sich seit ziemlich genau 20 Jahren in einer neuen kulturpolitischen Situation. Sie ist, wie andere Künste auch, unter kulturindustriellen Bedingungen zu sehen. Damit schiebt sich die kulturelle und künstlerische Bedeutung der architektonischen Leistungen in den Vordergrund. Diese Entwicklung muss auch eine öffentliche Förderung von Architektur entsprechen.

Förderung


Es gilt einen paradoxen Widerspruch aufzulösen: Weltweit bekommen herausragende Einzelleistungen der Architektur immer mehr Aufmerksamkeit, bei gleichzeitiger Erosion und Marginalisierung der breiten Basis des Berufs des Architekten und einer fortschreitenden architektonischen Belanglosigkeit des Gebauten an sich. Dieser Widerspruch kann nur aufgelöst werden, wenn Rahmenbedingungen geschaffen werden, die einerseits kreative neue architektonische Einzelleistungen erkennen und befördern, und andererseits die Kenntnisse und Kompetenzen über Architektur insgesamt erweitern.

Österreich


Österreich ist ein kleines Land in Europa. Kleiner, in Größe und Bevölkerungsanzahl, als Bayern. Dennoch gilt es kraft seiner Architekten als internationale Großmacht der zeitgenössischen Architektur. Trotz seiner förderalen Struktur - 9 Bundesländer - sind viele Agenden in der Hand der Bundesregierung und der Ministerien.

Staatliche Institutionen


Für die öffentlichen Architekturproduktion relevant sind das Wirtschaftsministerium mit dem öffentlichen Hochbau, der nun weitgehend in eine "Bundesimmobiliengesellschaft" (BIG) ausgegliedert ist. Diese ist wesentlich mehr an qualitätsvoller Architektur interessiert als es die Bundesdienststellen vorher waren. Das Bundesdenkmalamt ist im Rahmen seines gesetzlichen Auftrags sehr aufgeschlossen für zeitgenössische Architektur. Auch die Situation ist mehr von den handelnden Personen als von der Struktur beeinflusst.

Berufsstand Architekten


Die "Ingenieur- und Architektenkammer" ging nach dem 2. Weltkrieg aus der Reichskulturkammer hervor. Die Architekten hatten die Wahl, als neue Berufsvertretung für die "Zentralvereinigung der Architekten" oder die Kammer zu votieren. Sie entschieden sich in der unmittelbaren Nachkriegszeit für die Kammer. Stand 01.01.2001: Es gibt derzeit 2.112 ausgeübte Architekten in ganz Österreich, davon 794 in Wien konzentriert.

Baukultur


Die Kammer setzt immer wieder baukulturelle Aktivitäten, die aber nicht sehr öffentlichkeitswirksam sind. Bislang gelang es nicht das Bild des Architekten in der allgemeinen Öffentlichkeit zu verbessern. Hier herrscht die Meinung:
  1. Der Architekt ist teuer.
  2. Der Architekt ignoriert die Wünsche des Auftraggebers.
  3. Der Architekt verwirklicht sich nur selbst.

Berufsbild


Eine Debatte des künftigen Berufsbildes der Architekten findet, wenn dann nur, unter Ausschuss der Öffentlichkeit statt.

Kunstsektion des Bundes


Seit 1992 hat die Kunstsektion des Bundes ein eigenes Budget für Architektur und Design. Dafür wurde ein eigener Beirat eingerichtet. Drei renommierte Architektinnen werden dabei vom zuständigen Politiker zeitlich limitiert nominiert, um die eingereichten Anträge zu beurteilen.
Das Budget für Architektur und Design beträgt derzeit 22 Millionen Schilling = ca. 1.600.000,00 Euro. Damit werden vor allem die Programme der Architektur vermittelnden neue Institutionen - Zentren und Häuser - gefördert. Aber auch Einzelprojekte von Architekten - Ausstellungsbeteiligungen , Kataloge, Reisen - werden subventioniert.

Die Institutionen der Vermittlung


Architekturzentren in Wien


Professionelle Struktur eines "Österreichischen Architekturmuseums" ist der internationale Ansprechpartner im Netzwerk der Architektur vermittelnden Institutionen. Board member von ICAM (International Confederation of Architecture Museums), advisory committee des EU-Preises.
  • Architekturforum Tirol
  • Architektur Raum Burgenland
  • Architekturforum Oberösterreich
  • Haus der Architektur Graz
  • Haus der Architektur Kärnten
  • Initiative Architektur Salzburg
  • Orte Architekturnutzwerk Niederösterreich
  • Vorarlberg Architekturinstitut
Alle diese Länderinstitutionen sind Lobbying-Instrumente der Architekten. Sie sind mit Diskussionen, Symposien, fallweisen Ausstellungen, etc. aktiv. Sie unterliegen sehr stark den jeweiligen Situationen in den Bundesländern. Eine gemeinsame akkordierte Strategie existiert nicht.

Architekturstiftung Österreich


Versteht sich als Dachorganisation der Bundesländer-Initiativen, hat aber kein eigenes Programm.

Sonderprogramme international


Das Bundesministerium für auswärtige Angelegenheit setzt kontinuierliche Aktivitäten mit Vortragsreihen und Ausstellungen zur österreichischen Architektur im Ausland.

Architektur Biennalen Triennalen


Hier wird jeweils von der Kunstsektion des Bundes eine verantwortliche Person als Kurator nominiert, welcher autonom die jeweilige Präsenz Österreichs mit persönlich verantwortetem Budget konzipiert.

Stipendien


Stipendien für junge Architektinnen. Damit werden Arbeitsplätze in international renommierten Architekturbüros finanziert.

Engagement der Stadt Wien


Bis in die frühen 80er Jahre herrschte in Wien ein unsägliches Kartell aus Politik-Architekturfirmen-Bauwirtschaft-Wohnbaugesellschaften. Alle relevante Architektur aus Wien war bis zu dieser Zeit durch eine kollektive Opposition zu den herrschenden politischen Verhältnissen gekennzeichnet. Durch engagierte Politiker-Persönlichkeiten hat sich ein positives Klima für Architektur entwickelt. Das Schulbauprogramm dieser Jahre ist legendär. Ebenso hat der soziale Wohnbau in Wien eine neue qualitative Dimension über spezielle Bauträger-Wettbewerbe erreicht. Inzwischen ist die Sorgfalt für architektonische Qualität in Wien Bestandteil fast aller Programme der Parteien. Die Baubürokratie der Behörden in Wien ist derzeit sehr effizient und qualitätsorientiert. Wenn ein politischer Wille für ein Projekt existiert, dann kann dieses sehr schnell durch alle Bewilligungen manövriert werden. Zudem gibt es seit Jahren ein besonderes Instrument, den sogenannten

veröffentlicht am 19.06.2001 von Susann Weber · Rubrik(en): News

Diese Seite teilen

Die AKT in den sozialen Netzwerken