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Gartenstadt Allendorf in Bad Salzungen

Ergebnis des nichtoffenen hochbaulichen und freiraumplanerischen Realisierungswettbewerbs

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1. Preis: Benkert Schäfer Architekten PartmbB, München und GTL Michael Triebswetter Landschaftsarchitekt, Kassel, Bild: Benkert Schäfer Architekten, Michael Triebswetter Landschaftsarchitekt

Die Stadt Bad Salzungen beabsichtigt, gemeinsam mit der Städtischen Wohnungsgesellschaft GEWOG GmbH Bad Salzungen im Stadtteil Allendorf südlich der historischen Altstadt ein gartenstadtähnliches Wohngebiet samt öffentlicher Freianlagen zu schaffen.

Ziel der Quartiersentwicklung ist, Bevölkerungsgruppen mit unterschiedlichen Mobilitätsstufen in ein Wohnquartier mit ca. 300 Wohneinheiten zu integrieren. Gärten, wohnungsnahe Freizeitangebote, öffentliche Grünräume sowie eine unter klimatechnischen Gesichtspunkten geregelte und beruhigte Verkehrsinfrastruktur sollen das Wohngebiet kennzeichnen. Das freiräumliche Umfeld ist als nachhaltige Ressource zu verstehen, in die die Neubauten der Gartenstadt so schonend und harmonisch wie möglich eingefügt und zu einer Bereicherung des Stadtteiles Allendorf werden. Dabei stehen Aspekte des ökologischen und energieeffizienten Bauens sowie der Biodiversität und der Klimaresilienz in der Gestaltung des Wohnumfeldes im Vordergrund.

Der Wettbewerb richtete sich an Architekt*innen und Landschaftsarchitekt*innen; 17 Arbeiten wurden zum Wettbewerb zugelassen. Als Preisgeld standen 136.000 Euro (netto) zur Verfügung. Das Preisgericht unter Vorsitz von Prof. Dr. Thomas Jocher, Architekt und Stadtplaner in München, zeichnete die Arbeit von Benkert Schäfer Architekten und GTL Michael Triebswetter Landschaftsarchitekt mit dem ersten Preis aus und würdigte unter anderem die klare Gliederung und Einfachheit als Leitgedanken des Entwurfes.

Ergebnis

1. Preis (55.000 Euro):

  • Benkert Schäfer Architekten PartmbB, München und
    GTL Michael Triebswetter Landschaftsarchitekt, Kassel

2. Preis (34.000 Euro):

  • Worschech Architekten Planungsgesellschaft mbH, Erfurt und
    freiraumpioniere landschaftsarchitekten gbr, Weimar

3. Preis (20.000 Euro):

  • Schettler & Partner PartGmbB, Weimar und
    plandrei Landschaftsarchitektur GmbH, Erfurt

Anerkennungen (je 13.500 Euro):

  • phase 10 Planungs- und Ingenieurgesellschaft GmbH, Freiberg und
    Landschaftsarchitektur-Büro Grohmann, Dresden
  • BINGO HAVEL Heinsohn & Resch, Julien Kiefer Architektur, Berlin und
    tropos Landschaftsplanung Thomas Heim, Berlin

Beurteilung des Preisgerichts zum 1. Preis

Die städtebauliche Weiterentwicklung der baulichen Setzung im Sinne einer Gartenstadt ist überzeugend. Die räumliche Verzahnung der Quartiere untereinander und zur grünen Mitte ist prägend für den Entwurf und verstärkt die Idee des Wohnens im Grünen. Eine klare Gliederung und Einfachheit als Leitgedanken des Entwurfes werden in der architektonischen Setzung fortgeführt. Alle drei Hauser werden gleichbehandelt. Die Dreigeschossigkeit, die weit auskragenden umlaufenden Balkone und die Form des Walmdachs betonen die Zusammengehörigkeit der drei Häuser, und verleihen so dem Quartier einen eigenen, markanten Charakter. Die Idee der viergeschossigen Eckbetonung zur grünen Mitte und zum östlichen Rand ist gelungen. Die über die gesamte Länge sich wiederholenden Fassaden-Elemente verleihen dem neuen Quartier eine ruhige und prägende Erscheinung. Die geschickt angeordneten Vor- und Rücksprünge stärken die Leichtigkeit und die Flexibilität der Fassade und deren angrenzenden Räume. Konstruktiv handelt es sich um eine Hybrid Bauweise aus Stahlbeton-Fertigteilen für die Erschließung, Holzrahmenbau für die Tragstruktur und vorgefertigte Schottenwände und Holzbeton-Verbunddecken, die einen hohen Grad an Standardisierung und Vorfertigung erlauben und so eine hohe Effizienz in der Realisierung und Wirtschaftlichkeit erwarten lassen. Wohnungsschlüssel und Wohnungsgrößen folgen den Anforderungen der Auslobung; die Wohnungsgrundrisse sind gut nutzbar. Die städtebauliche Fassung und kompakte Bebauung entsprechen den Zielsetzungen des reduzierten Flächenverbrauchs und erfüllen damit die Anforderungen an die Nachhaltigkeit, die durch die Wahl der Materialien weiter gestärkt wird. Sollte die Arbeit vertieft werden, wäre 2. Rettungsweg in den viergeschossigen Bereichen und die durchgehend innenliegenden Bäder nochmals zu prüfen. Die Arbeit ist insgesamt gut durchgearbeitet, stellt in funktionaler und insbesondere typologischer Sicht einen interessanten Beitrag zur Lösung der Planungsaufgabe dar. Der Arbeit gelingt es, das anvisierte Thema einer Gartenstadt für den Ort und die Anforderungen treffend zu gestalten. Die Baukörper sind so positioniert, dass sowohl Austausch und Begegnung zwischen den einzelnen Baufeldern als auch eigenständige Hofsituationen entstehen. Dabei wird das Verhältnis aus privaten, wohnungsbezogenen Gärten und den der Hofgemeinschaft zugeordneten Gemeinschaftsflächen als sehr ausgewogen und langfristig tragfähig  empfunden. Zu prüfen wären zusätzliche Kleinkindspielbereiche in den Höfen. Sehr positiv wird die gestalterische Zuordnung des westlichen Erschließungsweges an die Grüne Mitte gesehen. Damit rücken die westlichen Wohnungsausrichtungen direkt an den mittigen Park. Die durchgesteckten Wohnungsgrundrisse ermöglichen dabei gleichzeitig die Verbindung zum privateren grünen Innenhof. Eine einfache Wegeverbindung mit punktuellen Spielbereichen in einer ansonsten extensiven Grünen Mitte wird langfristig als sehr angemessen beurteilt. Das Oberflächenwasser wird selbstredend der Topographie folgend im Übergang von der Grünen Mitte zum neuem Wohnriegel treffend gesammelt. Eine zurückhaltende schwingende Formsprache der grünen Gestaltungselemente wird konstant durchgehalten, stärkt den Zusammenhalt der Freiräume und schafft subtil attraktive unterschiedliche Aufenthaltsbereiche auf allen Maßstabsebenen vom Privatgarten bis hin zur verbindenden Grünen Mitte.

veröffentlicht am 29.06.2023 von Björn Radermacher · Rubrik(en): News, Wettbewerbe nach RPW: Ergebnisse

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