Gelungene Premiere
Thüringer Architekt*innentag 2025 begeistert in Erfurt

Mit rund 200 Gästen feierte der erste Thüringer Architekt*innentag (THAT) am 28. August in der Erfurter Zentralheize eine erfolgreiche Premiere.
Vertreter*innen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft diskutierten gemeinsam mit Architektinnen und Architekten, Stadtplanerinnen und Stadtplanern sowie Studierenden über die Zukunft des Berufsstands. Unter dem Motto „Digital planen. Mit Intelligenz gestalten.“ standen insbesondere Digitalisierung, Künstliche Intelligenz (KI) und innovative Planungsprozesse im Fokus.
Politik im Dialog mit der Praxis
„Technischer Fortschritt war schon immer Grundstein von Innovation. Im Sinne einer bürgernahen, standardisierten Verwaltung ist es mir wichtig, die Digitalisierung im Freistaat Thüringen konsequent voranzutreiben“, betonte Steffen Schütz, Thüringer Minister für Digitales und Infrastruktur, in seinem Impulsvortrag. Bis Ende 2026 solle der digitale Bauantrag in allen Baubehörden eingeführt werden. Auch Building Information Modeling (BIM) und erste KI-Modelle würden erprobt, um Verfahren effizienter zu gestalten. Digitalisierung sei jedoch „kein Selbstzweck, sondern müsse das Leben der Menschen vereinfachen“.
Drei Keynotes – drei Perspektiven
Den thematischen Auftakt bildeten drei hochkarätige Vorträge:
- Philipp Eichstädt, se.g architekten, Berlin, beschäftigte sich mit der Frage „Kann KI Architektur?“. Seine klare Position: KI könne Planungsdokumente generieren und Prozesse beschleunigen, aber keine Architektur erschaffen – dies bleibe Aufgabe des Menschen. Zugleich verändere Automatisierung den beruflichen Alltag erheblich und erfordere neue Kompetenzen im Umgang mit Daten, Schnittstellen und extrem verkürzten Prozesszeiten.
- Prof. Dr.-Ing. Christos Chantzaras, Frankfurt University of Applied Sciences, stellte Architektur als Innovationsdisziplin vor. Architekt*innen seien geborene Innovatoren, deren Arbeitsweisen – vom Skizzieren bis zum räumlich-visuellen Denken – entscheidend zur Bewältigung komplexer Aufgaben beitrügen. Er forderte ein erweitertes Rollenverständnis: Architekten und Architektinnen könnten neue Unternehmen gründen, um in strategischer Beratung, Plattformgestaltung und Materialentwicklung entscheidende Impulse für eine nachhaltige Transformation der Bauwirtschaft zu geben.
- Prof. Dr. Christian Kellermann, University of Labour, Frankfurt am Main, analysierte die ökonomischen Folgen der KI. Studien prognostizieren bis 2030 tiefgreifende Veränderungen des Arbeitsmarkts. In der Architektur eröffne KI bereits heute Effizienz- und Kreativitätspotenziale, etwa durch automatisierte Grundrissvarianten. Sein Fazit: Entscheidend sei, dass Gesellschaft und Unternehmen die Künstliche Intelligenz aktiv gestalten – nicht nur konsumieren.
Praxis erleben – Workshops und Live-Demonstrationen
Am Nachmittag vertieften die Teilnehmenden die Impulse in praxisnahen Workshops. Auf vier Bühnen boten Vorträge und Live-Demonstrationen die Gelegenheit, neue Technologien kennenzulernen – von Reality Capture (NavVis) über „digitale Zwillinge“ (Stadt Magdeburg) bis hin zu KI-gestützten Planungstools (Syte, ATURIS, AI-UI, Consensive). Die interaktiven Formate ermöglichten es, die Theorie des Vormittags unmittelbar in die Praxis zu übersetzen.
Abschluss-Keynote: Blick in die Zukunft
Der fulminante Schlusspunkt war der Vortrag von Prof. Dominik Bösl, Wirtschaftsinformatiker, Zukunftsforscher und Berater des Deutschen Bundestags. Unter dem Titel „Die Welt wird besser mit Robotik und Künstlicher Intelligenz“ skizzierte er leidenschaftlich und kurzweilig den Weg von der klassischen Industrierobotik hin zu KI-gestützten autonomen Systemen. Sein Plädoyer: konsequente Automatisierung zur Entlastung von Menschen in monotonen oder gefährlichen Tätigkeiten – bei gleichzeitiger Wahrung von Datenhoheit und menschlicher Kontrollinstanz.
„Ich freue mich sehr, dass wir mit dem ersten Thüringer Architekt*innentag einen so inspirierenden Austausch erleben durften. Der THAT 2025 war lehrreich, spannend und hat uns als Berufsstand ein großes Stück näher zusammengebracht“, resümierte Kammerpräsidentin Ines M. Jauck. Das positive Feedback bestätige, dass der Austausch über Zukunftsthemen wie Digitalisierung und KI gerade für die Planungsberufe unverzichtbar sei. „Mein Dank gilt den großartigen Referenten, den Partnern und natürlich allen, die dabei waren – Sie alle haben den THAT 2025 zu etwas Besonderem gemacht.“
Weitere Informationen und Fotos:
www.architekten-thueringen.de/architektentag/