Gestaltung des Zschochern in Gera entschieden
Ergebnis des nichtoffenen freiraumplanerischen Realisierungswettbewerbs
Die Stadt Gera verfolgt mit der Neugestaltung des Zschochern, bestehend aus Zschochernplatz und Zschochernstraße, das Ziel, die Innenstadt aufzuwerten und die Besucherfrequenz zu steigern.
Gleichzeitig sollen vielfältige Synergieeffekte entstehen, darunter:
- Quartiersplatz für alle: Ein attraktiver Treffpunkt für Anwohner, Besucher, Gewerbetreibende und Touristen, der unterschiedliche Nutzungsbedarfe berücksichtigt.
- Vielfältige Aufenthaltsmöglichkeiten: Integration von Verzehrzonen, Spielgeräten, Ruhebereichen, Wasserspielen, Kunstinstallationen und weiteren Elementen zur Belebung des öffentlichen Raums.
- Nachhaltige Stadtentwicklung: Einsatz blaugrüner Infrastrukturen zur Verbesserung des Klimafolgenmanagements.
- Erhöhung der Wohnqualität: Verkehrsberuhigung der Zschochernstraße zur Förderung eines angenehmen Wohnumfeldes.
Zur Teilnahme am Wettbewerb waren Landschaftsarchitekt*innen sowie Stadtplaner*innen (letztere nur in Zusammenarbeit mit Landschaftsarchitekt*innen) berechtigt. Die Wettbewerbssumme betrug 84.000 Euro netto, davon entfielen 20.000 Euro auf Bearbeitungshonorare für alle Teilnehmenden.
Insgesamt wurden 16 Arbeiten eingereicht. Das Preisgericht unter Vorsitz von Landschaftsarchitekt Rüdiger Clausen vergab den ersten Preis an Greenbox Landschaftsarchitekten, Köln. Die Jury lobte insbesondere die durchgängige Gestaltung des Areals zwischen Leipziger Straße und Bauvereinstraße. Der sogenannte „Stadtteppich“, flankiert von dicht bepflanzten Beeten als Klimainseln, schafft sowohl eine urbane Einheit als auch differenzierte Freiräume mit hoher Aufenthaltsqualität.
Mit dieser Entscheidung rückt die Stadt Gera ihrem Ziel näher, einen lebendigen und attraktiven Stadtraum zu entwickeln, der den Anforderungen verschiedener Nutzergruppen gerecht wird und nachhaltig zur Stadtentwicklung beiträgt.
Ergebnis
1. Preis (26.000 EUR):
- Greenbox Landschaftsarchitekten, Köln
2. Preis (18.000 EUR):
- Planorama GmbH, Berlin
3. Preis (12.000 EUR):
- arbos landscape GmbH, Hamburg
Anerkennungen (je 4.000 EUR):
- UKL Landschaftsarchitekten Ulrich Krüger, Dresden
- Terra.Nova Landschaftsarchitektur, München
Beurteilung des Preisgerichts
Zur Arbeit von Greenbox Landschaftsarchitekten, Köln:
Die Arbeit zeichnet sich mit einer durchgängigen Gestaltung des Bereiches von der Leipziger Straße bis zur Bauvereinstraße über den so genannten Stadtteppich, der an den bebauten Kanten von dicht bepflanzten Beeten (Klimainseln) besetzt wird, aus. Damit entsteht einerseits ein urbaner Gesamtraum, andererseits eine differenzierte räumliche Gliederung mit unterschiedlichen, qualitativ hochwertigen Freiraumnutzungen.
Die Anordnung der Klimabeete auf dem Zschochernplatz erzeugt einen „grünen“ Eindruck und schafft einen zentrierten Aufenthaltsbereich, der für Stadtflanierer*innen wie auch den Bewohner*innen gleichermaßen Angebote schafft. Es wird eine Maßstäblichkeit erreicht, die dem Ort im vorhandenen Stadt- und Sozialgefüge eine angemessene Rolle zuteilt. Die Schotterrasenflächen an den äußeren Rändern der Beete werden kritisch gesehen und sollten den Beeten zugeordnet werden.
Der Platzbereich selber wird subtil mit einer anderen Körnung und Ausrichtung des Pflasters markiert, was im Zusammenhang mit den Beetflächen und dem Wasserspiel eine nachvollziehbare Besetzung ergibt. Das Wasserspiel selber ist zwar an der Schnittstelle der urbanen und anwohnerbasierten Nutzung richtig platziert, sollte aber differenzierter und erlebnisreicher ausformuliert werden.
Im Straßenraum kann die Arbeit durch einen hohen Grünanteil, wiederum als so genannte Klimabeete ausgebildet, bei gleichzeitiger Funktionalität im Bezug auf die Verkehrsführung und Höhenausbildung überzeugen.
Die Autor*innen platzieren auf dem Platz und in den Raumnischen der Zschochernstraße an den richtigen Stellen große „Stadtsofas“. Auf dem Platz unterstreichen diese die introvertierte Ausrichtung und bilden im Straßenraum Angebote für nachbarschaftliches Zusammenkommen. Als intelligente Lösung wird der gleichzeitige Ausgleich der Höhenunterschiede mittel der Rückenlehnen der Stadtsofas anerkannt.
Der Platzbereich ist leicht zurückgesetzt, was einen angemessenen Auftakt in den Stadtraum am Zschochern bildet. Mit der Anordnung der westlichen Klimainseln öffnet sich der Raum zur Sorge, so dass ein zentrierter und klarer Übergang der beiden Stadträume entsteht. Das Konzept eines zentralen, linearen Raumes und die Freihaltung der Bereiche vor den Gebäuden mittels nachvollziehbar angeordneter Grünflächen, wird als gelungen gewertet.
Der Straßenraum wird mit der zentralen Fahrspur und der Anordnung der Beete linear geprägt, wirkt jedoch durch Aufweitungen in den Aufenthaltsbereichen nicht monoton. Am östlichen Übergang zur Bauvereinstraße wird zum Umgang mit dem anschließenden destrukturierten Raum keine Aussage getroffen.
Alle Eingänge, Durchgänge und Verbindungen sind für Fußgänger*innen gut erschlossen. Für zukünftige Nutzungen sind ausreichend Räume und Flächen vorhanden. Die Marktnutzung und die Durchführung der geforderten Veranstaltungen wird nachgewiesen. Die Möglichkeiten für größere Events sollen in einer möglichen Überarbeitung geprüft werden.
Die Stellplatzflächen sind klar und gut erreichbar angeordnet. Die Fahrbahnbreite beträgt 4,5 Meter und ermöglicht für Radfahrer*innen wie auch bei Lieferungen das Ausweichen.
Als Kinderspiel wird lediglich das Wasserspiel gezeigt und ein Balancierspiel im Text genannt. Das Preisgericht sieht hier noch weiteres Potential, da der Entwurf entsprechende Flächen und Möglichkeiten vorhält. Die Integration weiterer Spielmöglichkeiten würde die Multifunktionalität erhöhen. Die Ausstattungselemente sind angemessen und können gut im Raum, je nach Funktionsanspruch, variiert werden. Die Stadtsofas stellen einen elementaren Bestandteil der Arbeit dar und schaffen ein qualitätsvolles und universelles Sitz- und Kommunikationsangebot. Die Bestandsbäume sind größtenteils erhalten, was positiv bewertet wird. Das Regenwassermanagement basiert auf der Versickerung in die Grünflächen, was als einfache, aber funktionsfähige Form gewürdigt wird. Ob die Gefälleausbildung und Zuführung in die Beete – hier stehen teilweise die großen Bänke im Weg – ausreichend ist, muss ggf. im weiteren Verfahren geprüft werden.
Weiterhin ist die Nähe der Versickerungseinrichtungen zu den Gebäuden überprüfen. Das vorgeschlagene Betonpflaster ist je nach notwendiger Materialstärke, im Vergleich zu Natursteinen unter Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit im Bezug auf den CO2-Abdruck zu überprüfen. Die Jury beurteilt das Verhältnis von Grünflächen zu befestigten Flächen als günstig.
Die Herstellungskosten werden im Feld der eingereichten Arbeiten im mittleren Bereich gesehen. Für die Bänke als Sonderbauteile muss ein entsprechender Finanzrahmen geschaffen werden. Außer dem Wasserspiel werden keine technisch aufwändigen Einbauten vorgesehen. Für die Unterhaltung kann eine wirtschaftliche Reinigung der Wegeflächen aufgrund der klaren Anordnung der Einbauten und Grünflächen angenommen werden. Der Pflegeaufwand der Beetflächen wird, je nach Art der Bepflanzung, als anspruchsvoll, aber realisierbar eingeschätzt.