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Innenarchitektur muss selbstverständlicher werden

Ein Interview mit Frieder Kreß, Mitglied des Vorstandes der Architektenkammer Thüringen

Herr Kreß, Sie wurden im letzten Jahr von der Vertreterversammlung der Architektenkammer Thüringen neu in den Vorstand gewählt. Welche Hoffnungen und Wünsche verbinden Sie mit der Vorstandstätigkeit? Worin liegt für Sie der Reiz berufspolitischer Arbeit?
Als Vertreter der Innenarchitekten möchte ich mich für das Vertrauen und für die Solidarität der Architekten bedanken, dass ich die kleine Berufsgruppe der Innenarchitekten im Vorstand vertreten darf. Ein Zeichen dafür, dass wir alle mit entsprechendem Respekt agieren und uns für gemeinsame gesellschaftliche, kulturelle und berufspolitische Ziele einsetzen wollen. Ich hoffe und wünsche mir, dass wir es in den nächsten Jahren schaffen, trotz wirtschaftlicher Rahmenbedingungen, die Ressourcen Thüringens zu nutzen, zu verbessern und auszubauen. Dazu müssen die Architekten auch bereit sein, an Visionen, Konzepten und Ideen zu arbeiten, die über ihr berufliches Profil hinausgehen.

An diesen Prozessen mitwirken zu dürfen, stellt für mich nicht nur eine persönliche Herausforderung, Bereicherung und Ehre dar, sondern trägt hoffentlich auch zur Förderung des Berufsstandes der Innenarchitekten bei.

Sie vertreten im Vorstand insbesondere die Belange der Innenarchitekten und Innenarchitektinnen. Was sind für Ihre Berufsgruppe derzeit die größten berufspolitischen Herausforderungen?
Tägliche neue Hiobsbotschaften, die dadurch geprägte Entscheidungsunfähigkeit der Bauherren pro Baumaßnahme prägen zurzeit den Büroalltag der Innenarchitekten entscheidend mit. Als Spezialisten müssen wir unsere „ökologischen Nischen“ suchen und finden. Eine breite Öffentlichkeitsarbeit, Verbraucheraufklärung und die Werbung um zukünftige Kunden nehmen daher einen großen Teil der Arbeitszeit ein. Das von der Bundesregierung aufgelegte Konjunkturpaket könnte gerade in öffentlichen Bereichen dazu beitragen, dass Innenarchitekten als Spezialisten beim Umbau verstärkt herangezogen werden. Für Innenarchitekten gibt es zurzeit kaum Chancen, an ausgeschriebenen Wettbewerben oder VOF-Verfahren teilzunehmen. Der Mehrwert, Gebäude bereits in der Wettbewerbsphase auch von Innen heraus zu beurteilen, käme nicht nur der Qualität der Architektur zu Gute, sondern vor allem den Nutzern. Die Novellierung der HOAI stellt einen ersten Teilerfolg vor der Bundestagswahl dar.

Eine Honoraranpassung von zehn Prozent nach 13 Jahren, mit dem Hinweis, dass das Honorar mit den Baupreisen in den letzten Jahren gestiegen ist, kann nur als Hohn betrachtet werden. Inhaltlich ist die HOAI noch längst nicht ausgegoren. Für die Innenarchitekten wird es existenziell wichtig sein, dass das Bauen im Bestand (Umbauzuschläge im Raum) nach wie vor erhalten bleibt und gestärkt wird.

Was bedeutet für Sie zeitgemäße Kammerarbeit und warum kann es gerade auch für junge Kolleginnen und Kollegen interessant sein, sich für die Kammer zu engagieren?
Auf der einen Seite gibt es Grundthemen, wie zum Beispiel Satzungen, Ordnungen, Haushalt, die aktualisiert werden müssen, auf der anderen Seite gibt es spannende Themen, die neugierig machen und Gestaltungsprozesse zulassen. Ohne einen zukunftsorientiert ausgerichteten Haushalt wird uns leider bald die Grundlage fehlen, die Themen, Arbeitsgruppen und Veranstaltungen zu besetzen, die uns allen am Herzen liegen. Es gilt also Wege zu finden, wie wir mehr Mitglieder binden können. Es wird zu diskutieren sein, ob Beiträge erhöht oder ob Angebote und „Spielwiesen“ eingestellt werden müssen.

Der erste Schritt zu mehr Öffentlichkeitsarbeit ist geglückt. Die Architektenkammer hat „Saatgeld“ eingesetzt und einen Mitarbeiter eigens für die Öffentlichkeitsarbeit eingestellt. Nun liegt es an den Gremien und Ausschüssen entsprechende Inhalte zu formulieren, damit die „Saat“ kräftig gedeiht. Das Bauhaus hat es uns doch vorgemacht, dass Impulse, Aufbruch, Engagement und Ideen Stärken junger Architekten sind. An spannenden Prozessen mit zu gestalten, quer zu denken, sich „reiben“, statische Strukturen aufzulösen, berufspolitische Weichen zu stellen, sich in neue Arbeitsfelder einzuarbeiten, das sind doch Herausforderungen, die vor allem jüngere Architektengenerationen begeistern müssen.

Welches Image haftet den Innenarchitekten in der Öffentlichkeit an? Welche Möglichkeiten sehen Sie, in der Öffentlichkeit verstärkt auf die Kompetenz der Innenarchitekten hinzuweisen?
Viele Menschen verkennen den Nutzen qualitätsvoller Innenarchitektur, zu schnell wird sie als nicht bezahlbarer Luxus abqualifiziert. Die Innenarchitekten müssen verstärkt auf ihre Kompetenzen hinweisen, Bauherren und Architekten überzeugen, dass sie mit spezialisierten Planern Mehrwert für ihre Immobilien erzielen. Gut gestaltete, funktionale Räume mit Erlebniswert, das Zusammenspiel von Akustik, Licht, Farbe, Produkt und Material sind wichtige Parameter, die Lebensqualität und Arbeitsumfeld bereichern. In der Öffentlichkeit präsentieren sich die Innenarchitekten zu den Beratertagen am 22. und 23. Mai 2009. Zielsetzung muss es sein, dass die Innenarchitekten eine eigene Arbeitsgruppe gründen, zeitgemäße Themen generieren, interessierte Architekten zur Mitarbeit motivieren, einen Flyer/eine Broschüre für den Berufsstand entwickeln, im zukünftigen Bauherrenhandbuch präsent sind, Öffentlichkeitsarbeit mit tragen etc.

Die Sondervertreterversammlung Ende Februar beschäftigte sich mit dem Positionspapier des Vorstandes für die Legislaturperiode 2008 bis 2013. Wie sieht abschließend gefragt Ihre Vision zur Architektenkammer Thüringen 2013 aus?
Die Architekten haben es geschafft, in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. In Politik und Gesellschaft ist die Anerkennung der Berufsstände gestiegen. Lokale Medien berichten zunehmend und regelmäßig über ihre Aktionen. “Geschmacksbildung“ beginnt in den Kindergärten und Schulen. Die Architekten sind zu gefragten Beratern in Gremien geworden, sie tragen ihre Ideen und Visionen in Kindergärten und Lehrpläne mit ein. Zeitgemäße Themen der Kammer haben viele junge Architekten begeistert, die Anzahl der „Aktivisten“ ist deutlich gestiegen. Mehr denn je ist es wichtig, dass ältere Kollegen ihre Erfahrungen an jüngere weitergeben und in verantwortungsvollere Positionen begleiten. Die Kammer bildet 2013 eine Allianz der Berufsstände und der „Generationen“. Sie lebt, von und für ihre Mitglieder.

Interview: Dipl.-Ing. Architektin Gertrudis Peters, Geschäftsführerin AKT

veröffentlicht am 28.05.2009 von Birgit Kohlhaas · Rubrik(en): News, Berufspolitik / Kammerarbeit

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