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Kammerarbeit ist keine Arbeit im stillen Kämmerlein

Ein Interview mit Thomas Wittenberg, Mitglied des Vorstands der Architektenkammer Thüringen



Herr Wittenberg, Sie wurden am 4. Juli von der Vertreterversammlung der Architektenkammer Thüringen neu in den Vorstand gewählt. Als langjähriges Mitglied des Landeswettbewerbsausschusses ist Ihnen die Gremienarbeit nicht fremd. Warum ist es Ihnen wichtig, sich für die Architektenkammer zu engagieren? Welche Hoffnungen und Wünsche verbinden Sie mit dem neuen Amt?
Wenn ich gute Architektur will, muss ich mich auch um ihre gesellschaftlichen Rahmenbedingungen kümmern. Das betrifft zum einen die Akzeptanz für die Architektur als auch für ihre Entstehung. Neben den in der Vermittlung aktiven Berufsverbänden und Vereinigungen ist für mich die Architektenkammer ein wesentliches Werkzeug für die aktive Einflussnahme auf die Arbeitsbedingungen unseres Berufstandes. Neben engagierten Bauherren, die unsere Arbeit zu schätzen wissen, treffen wir genauso auf solche, die scheinbar keine richtige Vorstellung davon haben, welcher Aufwand hinter unserer Tätigkeit steckt. Hier gilt es, genauso wie gegenüber der breiten Öffentlichkeit, aktiv zu werden, Planungsprozesse und Anliegen zu vermitteln und rechtliche Grundlagen zu schaffen und durchzusetzen. Damit verbunden sind die vielfältigsten Aktivitäten.

Mit dem neuen Amt verbinde ich den Wunsch, dass wir für unsere Aufgaben Partner finden, die zum Dialog und zur Lösung bereit sind. Die Aufgaben werden nicht leichter werden, aber wenn wir sie gemeinsam angehen, werden wir einen wesentlichen Schritt weiter sein.

Was sind für Sie derzeit die größten berufspolitischen Herausforderungen? Welches sind Ihre Themen und Anliegen für das Jahr 2009?
Im Zeitalter wachsender ökonomischer und sozialer Anforderungen und Differenzierungsprozesse sehe ich uns Architekten und Planer in der Pflicht, auf die damit verbundenen Prozesse in unserer Umwelt Einfluss zu nehmen. Dies eröffnet breiter werdende Aufgabenfelder, aber zugleich auch einen größeren Druck auf unsere Kenntnisse und Fähigkeiten.

Insbesondere im Bereich von Energie und Baustoffen sehe ich noch große Potentiale für neue Architekturtendenzen. Wir werden Zeit brauchen, sie beim Bauherrn zu vermitteln und gleichzeitig sie in Planungs- und Bauprozesse zu integrieren. Neue Architekturtendenzen werden sich aber auch in unserem Weiterbildungsangebot widerspiegeln müssen, genauso wie neue Aufgaben ihre Entsprechung in den Leistungsbildern der HOAI finden müssen.

Der Vorstand wird arbeitsteilig arbeiten. Sie bilden für den Vorstand die Schnittstelle zum Landeswettbewerbsausschuss (LWA). Welchen Schwerpunkten sollte sich der Ausschuss widmen?
Für den LWA ergeben sich drei wesentliche Schwerpunkte:
Der erste könnte unter dem Stichwort Öffentlichkeitsarbeit laufen. Es ist die Vermittlung des Wettbewerbsgedankens als Mittel für potentielle Bauherren, durch den Prozess des Wettbewerbs und die Vielfalt an Entwürfen den Grundstein für die optimale Lösung seiner Planungs- und Bauaufgabe zu legen. Diesen Gedanken gilt es besonders in den Städten und Kommunen als wesentliche potentielle Wettbewerbsaus­lober zu vermitteln. Dafür hat der LWA ein Faltblatt entwickelt, welches die wesentlichen Schritte und Vorteile des Wettbewerbs in Text und Bild darstellt. Verteilung und Versand erfolgen in den kommenden Wochen. Nächster Schritt im Bereich Öffentlichkeitsarbeit ist das Konzept für eine Wanderausstellung, welche anhand von konkreten Wettbewerbs­ergebnissen zeigt, welche Bandbreite an Planungsaufgaben mit dem Instrument Wettbewerb gelöst werden kann.

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Beratung von Bauherren zur Wahl des geeigneten Wettbewerbsverfahrens. Hier werden zu konkret anstehenden Bau- und Planungsaufgaben die möglichen Verfahren und ihre Rahmenbedingungen aufgezeigt. Diese erste Beratung ist für die Bauherren kostenfrei und ein wesentlicher Schritt, den Wettbewerbsprozess in zeitlicher und inhaltlicher Sicht zu strukturieren und damit teilweise bestehende Vorurteile abzubauen.

Gleichfalls wesentlich ist die Betreuung von Bauherren in Vorbereitung von Wettbewerbsverfahren bis hin zur Prüfung und Freigabe der Auslobungen durch die Architektenkammer. Hier gilt es, auf angemessene und ausgewogene Inhalte zu achten, die eine Gleichbehandlung aller Verfahrensbeteiligten sichern und zu einem fairen Ergebnis führen. Die Verfahren werden jeweils von einzelnen Mitgliedern des LWA betreut, bis hin zur Teilnahme als Beobachter z.B. an VOF-Vergabeverfahren.

Diese Schwerpunkte sind mit vielen Einzelaktivitäten verbunden. Dazu kommen noch solche Aufgabenfelder wie die Mitwirkung an einer neuen Wettbewerbsordnung, welche voraussichtlich im nächsten Jahr eingeführt wird oder die Unterbindung von unlauteren Wettbewerbsverfahren in Thüringen.

Sie sind Vorsitzender der Kammergruppe Weimar. Was sind Projekte/ Ziele der Kammergruppenarbeit vor Ort?
Ich bin nicht alleine Kammergruppenvorsitzender. Wir haben uns in Weimar zu dritt in diese Aufgabe geteilt. Diese reduziert für den Einzelnen die Belastung und die Aufgaben lösen sich im Team leichter. Wir würden diesen arbeitsteiligen Ansatz gern auf die gesamte Kammergruppenarbeit übertragen und noch mehr Mitglieder in die Ideenfindung und ihre Umsetzung einbinden.

Mit dem Bauhaus-Museum steht in Weimar eine spannende Bauaufgabe an. Dies ist in mehrfacher Hinsicht ein schönes Projekt für gemeinsame Aktivitäten. Ein erster Schritt war eine Gesprächsrunde zum Stand der Dinge mit den Verantwortlichen von Stiftung, Bauhaus-Uni und Stadt. Ich hoffe, dass sich hieraus weitere Gesprächsrunden der Kammergruppe entwickeln lassen, die sowohl die interne Kommunikation als auch unsere Präsenz in der Öffentlichkeit verbessern.

Die Podiumsdiskussion „Zukunft der Architektenkammer Thüringen“ befasste sich u.a. mit den Perspektiven der Kammer. Wie sieht Ihre Vision zur Architektenkammer Thüringen 2013 aus?
Die Kammer wird sich in ihrem Profil weiter schärfen und ihre Kompetenzen als Ansprechpartner für die Partner beim Planen und Bauen weiter erhöhen müssen. Der Anteil der jüngeren Kollegen in der Kammerarbeit wird sich erhöhen. Eine zentrale Frage hierbei wird sein, wie attraktiv wir uns aufstellen können, um junge Kolleginnen und Kollegen für das weiterhin notwendige Ehrenamt zu gewinnen.

Interview: Dipl.-Ing. Architektin Gertrudis Peters, Geschäftsführerin AKT

veröffentlicht am 01.12.2008 von Birgit Kohlhaas · Rubrik(en): News, Berufspolitik / Kammerarbeit

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