Neubau Ausstellungshaus „Welt der Versuchungen“ in Erfurt
Ergebnis des nichtoffenen hochbaulichen und freiraumplanerischen Realisierungswettbewerbs

Die Stiftung Welt der Versuchungen plant zusammen mit der Stadt Erfurt den Bau eines neuen Ausstellungshauses mit dem Namen „Welt der Versuchungen“. Der Bau wird vom Bund mit rund 20 Millionen Euro gefördert. Das Areal liegt innenstadtnah, wenige Gehminuten vom Augustinerkloster entfernt, am sogenannten Huttenplatz. Ziel ist es, die angrenzenden Frei- und Verkehrsflächen einzubeziehen, damit ein einladendes Umfeld entsteht.
Im Mittelpunkt des europaweit ausgeschriebenen Planungswettbewerbs standen mit den Dauer- und Sonderausstellungsflächen die Räume für Fachseminare, Bildungsprogramme sowie Vermittlungsarbeit als Kreativ- und Rückzugsorte. Hier sollen Wissenschaften, die sich mit Suchtprävention und Gesundheitsförderung beschäftigen, sowie die Künste zusammenkommen.
Vor dem neuen Ausstellungsgebäude wird ein ansprechender öffentlicher Raum gestaltet, der eine hohe Gestaltungs- und Aufenthaltsqualität aufweisen soll. Dabei wird darauf geachtet, dass die verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten berücksichtigt werden und auch Stadtgrün integriert wird.
Insgesamt bekundeten 56 Teams aus Architektur- und Landschaftsarchitekturbüros ihr Interesse an der ökologisch nachhaltigen und hochwertigen Gestaltung des Areals; zum Wettbewerb wurden schließlich 18 Entwürfe eingereicht. Für die besten Ideen gab es ein Preisgeld von insgesamt 105.000 Euro (netto). Die Hälfte der Wettbewerbssumme wurde als Bearbeitungsgeld gleichmäßig auf die Wettbewerbsbeiträge aufgeteilt.
Die Jury unter Vorsitz von Prof. Per Pedersen würdigte die erstplatzierte Arbeit von AFF Architekten und POLA Landschaftsarchitekten wie folgt: „Durch die räumliche Komposition von vier kubischen Volumen, aus denen sich der Baukörper zusammensetzt, ergeben sich im Freiraum unterschiedliche räumliche Situationen, die auf die jeweils dahinter gelagerten Nutzungen perfekt antworten.“ Die Fassade verspreche mit ihrer Ausprägung aus hölzernen Flächen mit einem Vorsatz aus Glasschindeln einen ungewöhnlichen Auftritt in diesem Umfeld und sei „ein wohltuender ästhetischer Gegenpol zu den pragmatischen Nachbarn“.
Ergebnis
1. Preis (21.000 Euro):
- AFF Architekten, Berlin und POLA Landschaftsarchitekten, Berlin
2. Preis (13.000 Euro):
- Gerber Architekten GmbH, Dortmund und Prof. Dipl.-Ing. Eckhard Gerber, Dortmund
3. Preis (8.500 Euro):
- Behnisch Architekten Partnerschaft mbH, München und LILASP Landschaftsarchitektur und Stadtplanung, Hamburg
Anerkennungen (je 5.000 Euro):
- Grüntuch Ernst Planungsgesellschaft mbH, Berlin und Levin Monsigny Landschaftsarchitekten GmbH, Berlin
- Hascher Jehle Berlin GmbH und Weidinger Landschaftsarchitekten GmbH, Berlin
Ausstellung
Die Ausstellung aller Arbeiten ist noch bis 15. Dezember 2024 in Erfurt (ehem. Buchhandlung Peterknecht, Anger 28/29, Eingang von der Lachsgasse) zu sehen. Öffnungszeiten: Donnerstag bis Sonntag, 14:00 bis 19:00 Uhr.
Beurteilung des Preisgerichts zum ersten Preis
(Arbeit von AFF Architekten, Berlin und POLA Landschaftsarchitekten, Berlin)
Die städtebauliche Setzung des Gebäudes wirkt gelungen. Es bildet sich dadurch eine erfreulich platzartige Situation entlang der Straße »Am Hügel«. Durch die räumliche Komposition von vier kubischen Volumen, aus denen sich der Baukörper zusammensetzt, ergeben sich im Freiraum unterschiedliche räumliche Situationen, die auf die jeweils dahinter gelagerten Nutzungen perfekt antworten.
Sowohl das Café und der Eingangsbereich, als auch die Workshopflächen erhalten somit ein klares Vorfeld - öffentliche als auch halböffentliche Flächen gehen selbstverständlich ineinander über.
Es wäre nur wünschenswert, wenn die Qualität im Außenraum erhöht werden würde. Der Versiegelungscharakter sollte reduziert, das Thema der grünen Inseln stärker thematisiert werden.
Die Versätze und Unterschneidungen der vier Volumen des Baukörpers führen zu einer eindeutigen Adressbildung. Überlegenswert wäre eine Verlegung des Zugangs Richtung Norden (in die Mitte) und damit dessen Verlinkung mit dem dahinter liegenden Lichthof.
Ansonsten erscheint die Anordnung und räumliche Verknüpfung der Funktionen im Erdgeschoss und die damit verbundenen Öffnung zum Freiraum und somit zur Öffentlichkeit mittels einer Glasfassade über die ganze Länge sehr gelungen. Eine multifunktionale Nutzung, auch für Events, bietet sich geradezu an.
Auch die Obergeschosse mit den Ausstellungsflächen und der Verwaltung wirken wohl sortiert und gut proportioniert. Die sich um den Lichthof gruppierenden Ausstellungsflächen sind sowohl im Gesamten als auch in Unterteilungen gut zu nutzen.
Die klare Ordnung und Schaltbarkeit der Ausstellungsflächen führt allerdings zu einer Konzentration der Büroflächen auf kleiner Grundfläche über vier Geschosse, in die die beiden übereinander liegenden Ausstellungsgeschosse in der Höhe geteilt werden.
Die Fassade verspricht mit ihrer Ausprägung aus hölzernen Flächen mit einem Vorsatz aus Glasschindeln einen ungewöhnlichen Auftritt in diesem Umfeld - ein wohltuender ästhetischer Gegenpol zu den pragmatischen Nachbarn.