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Neubau Feuerwehrtechnisches Zentrum in Nordhausen

Ergebnis des nichtoffenen hochbaulichen Realisierungswettbewerbs

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Neubau Feuerwehrtechnisches Zentrum in Nordhausen: 1. Preis - dasch zürn architekten, Stuttgart

Gegenstand des Wettbewerbs, den die Städtische Wohnungsgesellschaft Nordhausen mbH (SWG) auslobte, waren alternative Entwurfsvorschläge für den Neubau eines Feuerwehrtechnischen Zentrums im Bereich Zorgestraße in Nordhausen.

Das Wettbewerbsgebiet liegt südöstlich des historischen Stadtkerns. Es ist Teil der städtebaulich bedeutsamen Stadteingangssituation aus Richtung Süden und wird von der Halleschen Straße im Norden, der Barbarossastraße im Westen, dem Verlauf der Zorge im Süden sowie Teilen der Zorgestraße im Osten begrenzt.

Ziel war es, überzeugende Vorschläge für eine qualitätsvolle Bebauung des derzeit brachliegenden Areals zu erlangen, die sowohl der städtebaulichen Situation gerecht werden als auch die hohen funktionalen Anforderungen an diese Bauaufgabe erfüllen. Die Größe des Kerngrundstücks beträgt ca. 12.000 Quadratmeter. Am Standort Zorgestraße soll ein Raumprogramm von ca. 4.500 Quadratmeter Nutzfläche realisiert werden.

Am Wettbewerb teilnahmeberechtigt waren Architekten. Die Wettbewerbssumme betrug 60.000 Euro (netto); 18 Arbeiten wurden zu diesem Wettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren zugelassen.

Das Preisgericht tagte am 30. März in Nordhausen und vergab unter Vorsitz von Amandus Sattler, Architekt BDA in München, folgende Preise ...

Ergebnis

  • 1. Preis (27.000.00 Euro)
    dasch zürn architekten, Stuttgart
  • 2. Preis (16.000,00 Euro)
    N2 Architekten PartGmbB, Fellbach
  • 3. Preis (10.000,00 Euro)
    H III S harder stumpfl schramm Freie Architekten GbR, Stuttgart
  • Anerkennung (7.000,00 Euro)
    kplan AG, Siegen

Aus der Beurteilung des Preisgerichts zum 1. Preis

Die Arbeit überrascht mit einer Reduktion der komplexen Planungsaufgabe auf eine ebenso einfache wie klar gefügte Grundfigur: ein U-förmig geschnittener, zweigeschossiger Hauptbaukörper wird klar im Stadtraum positioniert. Während zur Halleschen Straße bewusst ein großzügig bemessenes, durchgrüntes Vorfeld geschaffen wird, rücken die Baukörper nach Westen bis auf Gehwegbreite an die Hallesche Straße heran und ermöglichen so eine räumliche Fassung der südlichen Stadteinfahrt. Vergleichbar präzise definieren die ungleichen Schenkel des Gebäudes einen dreiseitig gerahmten, vor Einblicken weitgehend geschützten Feuerwehrhof. Der Haupteingang wird im Kreuzungsbereich der Halleschen Straße und damit folgerichtig im Schwerpunkt des Gebäudekomplexes angeordnet. Eingang und Ecke werden mit einem behutsam vorspringenden Rahmen geschickt akzentuiert, der zugleich ein zweites Obergeschoss einbezieht. Der Schlauchturm wird als Kontrapunkt der Komposition im Bereich der Grundstückszufahrt an der Zorgestraße angeordnet. Sämtliche geforderten PKW-Stellplätze können nördlich des Hauptbaukörpers eingeordnet werden, so dass eine Inanspruchnahme des jenseits der Barbarossastraße gelegenen Grundstückes nicht erforderlich wird. Ein- und Ausfahrt der Einsatzfahrzeuge sind, von der PKW-Zufahrt konsequent entkoppelt, südlich von Schlauchturm und Übungsfläche mit direkter Anbindung an den Innenhof organisiert.
Als eingeschossiges, zur Zorge hin abgesetztes und separat erschlossenes Nebengebäude komplettiert das Landeslager geschickt das disziplinierte Gebäudeensemble. Südlich davon verbleibt ein attraktiver öffentlicher Freiraum mit Wegeverbindung entlang des Flusses. Die Klarheit der Grunddisposition findet ihre Entsprechung in der positiv zurückhaltenden, auf wenige Gestaltungsmittel reduzierten architektonischen Instrumentierung des Entwurfes. Die unaufgeregt langgestreckten Fassaden aus beigegrauem Klinker bilden als beinahe monolithisch wirkende Flächen den Grundton der Materialkomposition und gewährleisten die optische Einheit des Ensembles. Durch rhythmisierte Fensterbänder in den Obergeschossen und im Bereich der Fahrzeughallen werden diese angemessen akzentuiert. Verblüffend einfach gelingt auch die innere Organisation des Gebäudeensembles, welche sich durch eine abermals sehr klare, im Winkel geführte Erschließungsstruktur auszeichnet. Eine besondere Qualität stellt in diesem Zusammenhang die geschickt inszenierte Blickbeziehung vom Galerieflur des 1. Obergeschosses in die Fahrzeughalle dar. Die durch ihre bandartige Umhüllung innerhalb der Komposition herausgehobenen Bereiche sind mit der Unterbringung der Schulungs- und Aufenthaltsräume angemessen gewidmet. Der asymmetrische Lasteintrag des 2. Obergeschosses in die tragende Konstruktion des Kopfbaus stellt allerdings eine konstruktive Herausforderung dar. (…)
Insgesamt gelingt der Arbeit, mit einem wohltuend zurückhaltenden Aufwand, eine einprägsame, kompakte und allen funktionalen Anforderungen entsprechende Interpretation der Aufgabe.

veröffentlicht am 24.04.2017 von Björn Radermacher · Rubrik(en): News, Wettbewerbe nach RPW: Ergebnisse

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