Tanzer: Neujahrsempfang der Architektenkammer Thüringen
Beitrag von Ekkehard Tanzer
Erfurt: Neujahrsempfang der Architektenkammer Thüringen
Demografische Entwicklung: Chancen und Grenzen im Stadtumbau
Das Jahr 2005 wird für die Baubranche in Thüringen erneut sehr schwer, prophezeite Architektenkammerpräsident Hartmut Strube zum Neujahrsempfang in Erfurt. Grund seien die Kürzung der öffentlichen Haushalte sowie der Investitionen im privaten Bereich und die Rahmenbedingungen für das Bauen in Deutschland.
Die Reichweite der vertraglich gebundenen Aufträge sei um ein halbes Jahr auf derzeit 4,3 Monate gesunken. Erfreulich demgegenüber, dass die Zahlungsmoral sich bei den öffentlichen Auftraggebern - "sofern sie noch Aufträge erteilen" - insgesamt positiv darstellt.
Der Kammerpräsident forderte die Fortschreibung des Landesentwicklungsplanes, eine nachhaltige Verwaltungsmodernisierung im Sinne der Bürger mit räumlicher Konzentration und schneller fachlicher Begleitung beim Planen und Bauen.
Ministerpräsident Dieter Althaus argumentierte, aufgrund der beispielhaften Ergebnisse architektonischer Neugestaltung Thüringer Städte und Kommunen nach der Wende sei trotz finanzieller Probleme kein Pessimismus angezeigt.
Steuermindereinnahmen von 2,3 Mrd. Euro schränkten den Gestaltungsspielraum zur Zeit ein. Schuld habe aber nicht das Land, wenngleich mit Blick auf die Entwicklung auch der Verwaltungsaufbau zu überprüfen sei. Andere Bundesländer begingen mit ihrer auf überhöhter Neuverschuldung basierenden Haushaltsführung Verfassungsbruch. „Das System stimmt nicht“, schlussfolgerte der CDU-Politiker. Zudem gebe es objektive Veränderungen, die zu berücksichtigen seien, wie die zunehmende Alterung, die jedoch nicht nur Thüringen betreffe. Der Stadtumbau dürfe nicht auf Rückbau beschränkt werden, sondern müsse die Revitalisierung von Räumen einschließen. Es bedürfe aber weiterer Überlegungen, privates Geld für den öffentliche Bau einzusetzen.
Der Präsident der Bundesarchitektenkammer, Prof. Arno Sieghart Schmidt, sprach ebenfalls zur demografischen Entwicklung und zu den Konsequenzen. Er plädierte dafür, den Rückgang der Bevölkerung und die Alterung der Gesellschaft als Chance zu begreifen. „Heute kann weniger mehr sein“, sagte er, denn so könnten weniger Menschen mehr bekommen, zum Beispiel mehr Gartenland, großzügiger geschnittene Wohnungen. Beim Stadtumbau brauche es „ein systematisches Management des Wandels" und sorgfältige Planung. Dabei müsse die Infrastruktur zum Beispiel im Bereich des Verkehrs sowie der Wasserver- und -entsorgung berücksichtigt werden. In die Umgestaltung seien die Menschen mit ihren Bedürfnissen und Ideen einzubeziehen, forderte Schmidt. Die Zuversicht teile er: Thüringen habe beim bisherigen Stadtumbau Pionierarbeit geleistet.
Ekkehard Tanzer, Erfurt