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Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau 2010 geht an das Büro Junk & Reich Architekten BDA

Wiederaufbau der Bibliothek und der Waidhäuser des Augustinerklosters in Erfurt ausgezeichnet.

Im Barocksaal der Thüringer Staatskanzlei gab Thüringens Staatssekretärin für Bau, Landesentwicklung und Verkehr Dr. Marion Eich-Born am 25. November die Preisträger bekannt. Gewinner des Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau 2010 ist das Weimarer Büro Junk & Reich Architekten BDA für den Wiederaufbau der Bibliothek und der Waidhäuser des evangelischen Augustinerklosters zu Erfurt.

65 Jahre nach der Zerstörung der historischen Gebäude im Zweiten Weltkrieg wurde das Ensemble mit Einweihung der neuen Klosterbibliothek im August dieses Jahres vervollständigt.

Anlässlich der Preisverleihung bezeichnete Thüringens Minister für Bau, Landesentwicklung und Verkehr Christian Carius die hervorragend gelöste Bauaufgabe als „richtungsweisend für den Umgang mit der Sanierung und Ergänzung historischer Gebäude“. Die Jury habe mit dem Staatspreis das beispielhaft umgesetzte Gesamtkonzept einer zeitgemäßen Nutzungsqualität in Übereinstimmung mit historischen Gegebenheiten und die besondere Architekturqualität gewürdigt.

Die Jury, unter Vorsitz des Rektors der Bauhaus-Universität Weimar, Prof. Dr.-Ing. Gerd Zimmermann, zeichnete zudem drei Arbeiten mit Anerkennungen aus: Diese gehen an das Büro Jörg Lammert Architekten, Weimar, für eine Seniorenwohnanlage in Kahla, an das Büro Club L94 LandschaftsArchitekten, Köln, für die moderne Neugestaltung von Markt und Tuchmarkt in Zeulenroda sowie an das Büro Junk & Reich Architekten BDA für die Erweiterung eines Firmengebäudes in Weimar.

Das Preisgericht beschloss, den diesjährigen Preisträger mit 14 000 Euro und die Anerkennungen mit je 2 000 Euro zu dotieren (zu je gleichen Teilen an Architekten und Bauherren). Insgesamt wurden für den zum achten Mal vom TMBLV in Zusammenarbeit mit der Architektenkammer Thüringen ausgelobten Preis zwölf Arbeiten eingereicht. In die Engere Wahl kamen das „Haus zur Rose“ in Erfurt von dma deckert mester architekten, Erfurt, die Fahrradstation „Radhaus“ in Erfurt von Osterwold°Schmidt EXP!ANDER Architekten BDA, Weimar, sowie die Museumserweiterung Bachhaus in Eisenach von Penkhues Architekten, Kassel.

Thema der Ausschreibung waren Gebäude und ihre Einfügung in städtebauliche Strukturen sowie Städtebauprojekte und Freianlagen des öffentlichen Raums in Thüringen. Mit dem Thüringer Staatspreis
für Architektur und Städtebau werden alle zwei Jahre hervorragende Leistungen der Architektur und des Städtebaus gewürdigt; innovative städtebauliche und architektonische Konzeptionen sollen in den Blickpunkt der Öffentlichkeit rücken.

Auszüge aus dem Protokoll der Preisgerichtssitzung:

Preisträger: Wiederaufbau der Bibliothek und Waidhäuser des Augustinerklosters Erfurt
Beide Gebäude folgen der Gebäudegeometrie ihrer Vorgängerbauten und bilden damit das historische Gebäudeensemble erneut ab. Die Architektursprache jedoch interpretiert die historischen Vorbilder auf zeitgemäße und eigenständige Weise. Dabei werden unter anderem durch die verwendeten Materialien deutliche Akzente gesetzt. Die im nördlichen Bereich der Bibliothek angegliederte Erschließungszone ist vollständig verglast. Durch die Verglasung spiegeln sich die historischen Fassaden, das neue Gebäude wird damit Teil seiner Umgebung. Präzise achten die Architekten auf das Fügen von Altem zum Neuen, wobei die Fuge als konstruktives und stilistisches Mittel konsequent eingesetzt wurde. Hohe Detailqualität und eine zeitgemäße Architektursprache überzeugen bei diesem Projekt und bilden einen guten Beitrag zu zeitgemäßem Bauen in historisch bedeutsamer Umgebung.

Anerkennung: Umgestaltung Markt und Tuchmarkt Zeulenroda
Der bisher städtebaulich viel zu große und ungestaltete Platzraum aus der Summe von Markt und Tuchmarkt, bedingt durch den Verlust der Bebauung an der Rathausflanke, wurde mit Mitteln der Freiraumgestaltung wieder auf eine angemessene Größe reduziert, in eigenständige Bereiche aufgeteilt und gestaltet. Dadurch sind lichte und schattige Aufenthaltsorte entstanden. Die fehlenden historischen Raumkanten wurden durch hochwertige Baumpflanzungen in Form eines Baumplatzes simuliert und darüber hinaus ergänzt. Der Fahrverkehr wurde durch eindeutige Verkehrsführung auf ein notwendiges Maß reduziert und damit die Aufenthaltsqualität der Platzbereiche wesentlich erhöht. … Der weitgehend von Einrichtungen freigehaltene Markt beeindruckt vor allem, weil er dem imposanten Rathaus einen in seinen Proportionen wohltuenden Raum und repräsentativen Vorplatz bietet.

Anerkennung: Seniorensiedlung Am langen Bürgel, Kahla
In beeindruckendem Facettenreichtum gibt die Seniorensiedlung Am langen Bürgel in Kahla Antworten auf Fragen, die im Zeichen des demografischen Wandels unserer Gesellschaft immer wichtiger werden: Wie finden der Wunsch nach einem möglichst langen selbstbestimmten Leben im Alter, aber auch die notwendige aktivierende Fürsorge für die älter werdenden ihren adäquaten Raum und architektonischen
Rahmen? … Hinwendung und ein tiefes Verantwortungsgefühl prägen jede Entscheidung von Bauherrn und Architekten. Das reicht von der Idee, den ehemals auf dem Gelände vorhandenen Kindergarten nicht einfach nur abzureißen, sondern an anderer Stelle wieder aufzubauen, bis hin zu einem besonderen Reichtum an liebevoll durchdachten und gestalteten Details.

Anerkennung: Erweiterung Glatt Ingenieurtechnik, Weimar
Die Erweiterung des Büro- und Produktionsgebäudes der Firma Glatt stellt ein hervorragendes Beispiel für gewerbliche Bauaufgaben dar. In selbstverständlicher Weise schließt der Neubau an das Bestandsgebäude an. Das Treppenhaus als Kopplung greift Fassadenelemente des bestehenden Gebäudekörpers auf und führt diese zu einer Einheit zwischen Altbau und Neubau fort. Die farblich spielerisch gestaltete Fassade lockert die wiederkehrenden Fassadenelemente dem Gebäudetypus angemessen auf. … Der Neubau nutzt in vorbildlicher Weise die Möglichkeiten architekturbasierter Energieeinsparungen und Komfortverbesserungen. Die Fassaden sind mit im Scheibenzwischenraum integriertem Sonnenschutz ausgestattet. Über die thermische Bauteilaktivierung wird die schwere Baukonstruktion für ein angenehmes Raumklima und einen niedrigen Energiebedarf genutzt.

veröffentlicht am 25.11.2010 von Björn Radermacher · Rubrik(en): News, Verfahren / Auszeichnungen / Preise: Ergebnisse

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