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Thüringer Staatspreis für Ingenieurleistungen 2015

Haus „Zur Sonne“ in Jena ausgezeichnet

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Thüringer Staatspreis für Ingenieurleistungen 2015

Der mit 15.000 Euro dotierte Thüringer Staatspreis für Ingenieurleistungen wurde am 4. April 2016 zum vierten Mal gemeinsam vom Bauministerium und der Thüringer Ingenieurkammer vergeben. Mit dem Haus „Zur Sonne“ wird im diesjährigen Wettbewerb die Sanierung eines der ältesten Gebäude in Jena mit einem Preisgeld von 9.000 Euro gewürdigt. Ausgezeichnet wurden dabei das Ingenieurbüro Dr. Krämer GmbH (Weimar), der Entwurfsverfasser ehemals Rittmannsperger + Partner (Erfurt) und die WG Carl Zeiss e.G. (Jena). Drei weitere Bauvorhaben erhielten Anerkennungen in Höhe von jeweils 2.000 Euro.

Preisträger:

  • Haus „Zur Sonne“ Jena
    IB Dr. Krämer GmbH, Weimar / IB Dr. Hunger, Weimar
    Rittmannsperger + Partner, Erfurt
    Bauherr: WG „Carl Zeiss“ e.G., Jena

Anerkennungen:

  • Hausbrücke Wünschendorf
    Ingenieurbüro Kleb GmbH, Erfurt
    Bauherr: SBA Thüringen, Gera
  • Stadt-Bad Gotha
    Leonhardt, Andrä u. Partner VBI AG, Erfurt
    Veauthier Meyer, Berlin
    Bauherr: Stadt Gotha
  • Energetische Sanierung der Straßen­beleuchtung Alperstedt
    IB f. Haustechnik Peter Endter u. Gunnar Butler GbR, Erfurt-Vieselbach
    Bauherr: Gemeinde Alperstedt

Weitere Informationen, Broschüre, Filme: https://www.thueringen.de/th9/tmil/bau/preise/ingenieurpreis/ip2015/index.aspx

Jurybeurteilungen

Haus „Zur Sonne“ Jena:
Aus einem der ältesten Häuser im Zentrum Jenas aus dem Jahr um 1300 ist nach der Fertigstellung der Sanierungsarbeiten eine beeindruckende Kombination von moderner und historischer Baukultur entstanden. Dabei überzeugen die speziellen Ingenieurleistungen im Zuge der Tragwerksplanung genauso wie die gesamte Entwicklung des Projektes. Bei der Bewertung der Ingenieurleistungen steht zunächst im Vordergrund, dass das historische Bauwerk weitestgehend erhalten blieb und eine nachhaltige Nutzung durch die Verwendung moderner technischer Lösungen mit ästhetischen Übergängen von historischen zu modernen Konstruktionen möglich wurde. Dabei umfasste die ingenieurtechnische Sanierungsplanung ebenso die aufgrund der beengten Platzverhältnisse komplizierte Baustellenlogistik. Planung, Durchführung und Überwachung notwendiger  Unterfangungsarbeiten und die statische Sicherung in den einzelnen Bauzuständen unter der Maßgabe, die Konstruktion der historischen Bausubstanz weitgehend sichtbar zu erhalten, wurden mit auf dieses Projekt speziell modifizierten Lösungen realisiert. Die Planung von Arbeiten in engen Kellergewölben, die zur Sicherung des Bauwerkes aufgrund von Lastumlagerungen notwendig wurden, sind ingenieurtechnisch ohne negativen Einfluss auf die historische Bausubstanz umgesetzt worden. Dabei sind Sanierungsmethoden zum Einsatz gekommen, mit denen man im Freistaat Thüringen kaum Erfahrungen hatte oder die bei
diesem Projekt erstmals in Thüringen eingesetzt wurden. Durch die optimale Verknüpfung der einzelnen ingenieurtechnischen Fachdisziplinen ist es gelungen, historische mit modernen Elementen zu verbinden, ohne den ursprünglichen Charakter des baukulturell wertvollen Gebäudes zu verändern. Die offenen alten und neuen Konstruktionen ermöglichen einen eindrucksvollen Einblick in die unterschiedlichen ingenieurtechnischen und tragwerksplanerischen Herangehensweisen und Entwicklungsstände und wie sie sich im Zusammenhang mit der Verwendung neuer Baustoffe in den letzten Jahrhunderten verändert haben. Die Jury entschied einhellig, diese Leistung mit dem Staatspreis für Ingenieure 2015 zu würdigen.

Hausbrücke Wünschendorf:
Die Aufgabenstellung hatte das Ziel, die Standsicherheit, Dauerhaftigkeit und Verkehrssicherheit wieder herzustellen sowie die Tragfähigkeit zu erhöhen, ohne das ursprüngliche Erscheinungsbild der Brücke durch die Sanierungsmaßnahmen zu beeinträchtigen. Dem Ingenieurbüro ist esgelungen, die vorhandene Fahrbahnkonstruktion aus Holz durch eine neue Straßenbrücke im nicht sichtbaren Bereich zu ersetzen, ohne dabei die Hausbrücke zu demontieren und das denkmalgeschützte äußere Erscheinungsbild zu zerstören. Die Hausbrücke wurde lediglich angehoben und nach Beendigung der Arbeiten an der Fahrbahnkonstruktion wieder abgesetzt. Durch den sehr sensiblen Umgang mit der unter Denkmalschutz stehenden Hausbrücke,
dem „Dach der Fahrbahnkonstruktion“, konnte im Ergebnis der Sanierung das äußere Erscheinungsbildaus dem Jahre 1786 wieder hergestellt werden. Der Ingenieurbüro Kleb GmbH ist es gelungen, die mit der Realisierung des Bauvorhabens verbundenen statisch-konstruktiven Probleme, sowohl in technischer Hinsicht als auch aus Denkmalgesichtspunkten, mit wirtschaftlich vertretbarem Aufwand zu lösen.

Stadt-Bad Gotha:
Die Leistungen bei der Sanierung und Erweiterung des Jugendstilbades in Gotha stellen ein äußerst gelungenes Beispiel der Zusammenarbeit aller an der Planung beteiligten Ingenieurdisziplinen dar. Die besondere Herausforderung für die Tragwerksplaner war in diesem Fall, das Jugendstilgebäude im sichtbaren Bereich streng nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten zu ertüchtigen, und dies in einer Form, die von außen nicht erkennbar sein sollte. Dies gelang, indem die das Herzstück des Gebäudes überspannende Schale erhalten und zusätzlich durch unauffällige bogenförmige Rippen verstärkt wurde. Zusätzlich wurde das System mit einem bogenförmigen Trägerrost aus Stahl versehen. Diese zeitgemäße Art und Weise der Sanierung stellt hohe Anforderungen an die Modellierung des Tragwerkes und gewährleistet den Erfolg durch einen minimalen Einsatz von Material. Sie trägt damit zur Ressourcenschonung bei. Auch die vorhandenen Plattenbalkendecken konnten erhalten werden. Die Nutzlast der Flachdecken konnte erhöht und damit weiterhin ihrer Aufgabe gerecht werden. Bei der Tragwerksauslegung der in massiver Bauweise errichteten Erweiterungsbauten Sauna und Schwimmhalle kam als Besonderheit zur Erzielung einer größeren Nachhaltigkeit Brettsperrholz als Dacheindeckung zum Einsatz. Insgesamt wird konstatiert, dass Thüringen damit ein weiteres positives und signalgebendes Beispiel für die gelungene Erhaltung und Ertüchtigung eines denkmalgeschützten Bauwerkes vorzeigen kann. Die hier ansässigen Ingenieure stellen damit einmal mehr ihre hohe Leistungs- und Teamfähigkeit unter Beweis.

Energetische Sanierung der Straßen­beleuchtung Alperstedt:
Ziel der energetischen Sanierung war es, die alte Straßenbeleuchtung durch neue LED Leuchten und intelligente Lichtsteuerung zu ersetzen und dabei den Leistungsbedarf zu minimieren. Hervorzuheben ist, dass hier ein Projekt in einer 700-Seelen-Gemeinde umgesetzt worden ist, welches sich bereits im 9. Jahr der Nutzung amortisieren wird. Die Nutzung der vorhandenen Masten und Zuleitungen ermöglichten eine zugleich ökonomische und ökologische Realisierung der Maßnahme. Implementiert wurde eine Master-Slave-Struktur der Leuchten, welche über Funk kommunizieren. Auf zusätzliche Steuerleitungen konnte so verzichtet werden. Das mit Sensorik bestückte System erlaubt eine intelligente tageslicht- und verkehrsteilnehmerabhängige Steuerung. Bewegungsfl ächen können so je nach Situationvollständig bzw. gedimmt ausgeleuchtet werden. Dieses Konzept lässt sich auf nahezu jede Beleuchtungsanlage übertragen und leistet einen signifi kanten Beitrag zur Senkung des CO₂-Ausstoßes.

veröffentlicht am 04.04.2016 von Björn Radermacher · Rubrik(en): News, Verfahren / Auszeichnungen / Preise: Ergebnisse

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