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Barriere-FREI-zeit inklusiv gestalten

Fachkonferenz in Bad Blankenburg zeigt Wege zu mehr Teilhabe und baukultureller Verantwortung

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Kammerpräsidentin Ines M. Jauck begrüßte die rund 140 Teilnehmenden der Regionalkonferenz 2025, Bild: Thomas Müller

Wie kann Barrierefreiheit zum selbstverständlichen Bestandteil von Baukultur, Freizeit und gesellschaftlichem Miteinander werden? Mit dieser Frage beschäftigte sich die Regionalkonferenz 2025 unter dem Titel „Barriere-FREI-zeit inklusiv gestalten“, die am 23. Oktober in der Landessportschule Bad Blankenburg stattfand. 

Rund 140 Fachleute aus Architektur, Planung, Verwaltung, Kultur und Sozialwesen folgten der Einladung des Thüringer Landesbeauftragten für Menschen mit Behinderungen (TLMB), der Architektenkammer Thüringen und der Serviceagentur Demografischer Wandel (SADW). Fachvorträge, Best-Practice-Beispiele und Diskussionsrunden lieferten Impulse, wie sich inklusive Räume und Angebote mit planerischem Anspruch und sozialem Mehrwert verbinden lassen.

Im Rahmen des Eröffnungstalks betonte Steffen Schütz, Thüringer Minister für Digitales und Infrastruktur, die gesellschaftliche Bedeutung des Themas: „Barrierefreiheit ist kein ‚Nice to have‘, sondern Kern baukultureller Verantwortung und Grundsatz gerechter gesellschaftlicher Ordnung.“

Die Präsidentin der Architektenkammer Thüringen, Ines M. Jauck, unterstrich die Rolle der Architektur. Es brauche Orte, die für alle zugänglich und nutzbar seien: „Architektur kann Barrieren abbauen und Räume schaffen, die soziale Interaktion, Gesundheit und Gemeinschaft fördern.“

Joachim Leibiger, Landesbeauftragter für Menschen mit Behinderungen, brachte es schließlich auf den Punkt: „Partizipation ist wichtig. – Beteiligung schafft Zugehörigkeit!“

Design für alle – mehr als technische Norm

Den ersten Fachvortrag übernahm Gregor Strutz von der inkl. Design GmbH, Berlin, mit seinem Beitrag „Wir im Zentrum: Design für alle“. Er führte in das Konzept universeller Gestaltung ein und zeigte, dass Normen allein keine Barrierefreiheit garantieren. Anhand eindrucksvoller Beispiele illustrierte er, dass funktionale, ästhetische und soziale Aspekte untrennbar zusammengehören. Sein Fazit: Nur durch Co-Design, also die enge Zusammenarbeit von Gestaltenden und Nutzer*innen, entstehen Lösungen, die wirkliche Teilhabe ermöglichen. Strutz plädierte für eine Inklusionsstrategie, die Gestaltung, Wahrnehmung und gesellschaftliche Teilhabe als zusammengehörige Dimensionen versteht – mit dem Ziel, Orte zu schaffen, „an denen Zugänglichkeit und Austausch auf Augenhöhe selbstverständlich sind“.

Thüringen altert – Demografie als Planungsaufgabe

Dr. Olaf Zucht von der SADW beleuchtete die demografische Entwicklung im Freistaat: Thüringen altert und schrumpft – besonders in ländlichen Regionen. Gleichzeitig eröffnen Zuwanderung und die aktive Gestaltung des Wandels neue Chancen. „Demografische Prozesse sind langfristig“, betonte Zucht. „Sie verlangen regionale Strategien und eine nachhaltige Infrastrukturplanung, die Lebensqualität und Teilhabe für alle Generationen ermöglicht.“

Inklusion erlebbar machen

Wie Inklusion in der Praxis gelingen kann, zeigte das anschließende Podium. Unter dem Motto „Wenn Inklusion allen Spaß macht!“ diskutierten Vertreter*innen aus Verbänden, Kultur und Kommunen über Erfahrungen und Hürden.

In den Themenblöcken „Vordenker und Wegbereiter“ und „Inspirierend barrierefrei“ wurden erfolgreiche Projekte vorgestellt: von der Servicestelle Inklusion im Kulturbereich Dresden über die Klassik Stiftung Weimar oder die Landesgartenschau Leinefelde-Worbis bis hin zur Stiftung Leuchtenburg – die Beispiele machten deutlich, dass inklusive Gestaltung immer auch Innovationsmotor sein kann.

Architekt Hubertus Sauer aus Neschwitz zeigte anhand der Kulturfabrik Schönbach, wie sich Denkmalschutz, Nachhaltigkeit und Barrierefreiheit in Einklang bringen lassen. Landschaftsarchitektin Aischa Vogel präsentierte Freiräume, die gemeinsames Spielen ermöglichen – ganz ohne Grenzen.

Positionspapier formuliert Forderungen

Anlässlich der Regionalkonferenz veröffentlichten die Veranstalter ein Positionspapier mit klaren Forderungen an Politik und Verwaltung: Nachhaltiges und zukunftsorientiertes Bauen müsse Barrierefreiheit als selbstverständlichen Bestandteil integrieren. Nur so entstehe ein gesellschaftlicher Mehrwert, der allen Menschen zugutekommt – unabhängig von Alter oder körperlichen Voraussetzungen. „Wir fordern die Politik auf, diese Vision aktiv zu verfolgen und umzusetzen. Jetzt ist die Zeit zu handeln!“, heißt es im Fazit des Papiers.

Die Resonanz der Teilnehmenden zeigte: Die Verbindung von Baukultur, sozialer Verantwortung und Inklusion ist kein Nischenthema, sondern eine zentrale Zukunftsaufgabe für alle Gestaltenden.

Weitere Informationen und Impressionen:
www.architekten-thueringen.de/inklusivgestalten/

veröffentlicht am 14.11.2025 von Björn Radermacher · Rubrik(en): News, Berufspolitik / Kammerarbeit, Fortbildungen

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