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Das Solarland wirbt für solare Architektur

Rückblick auf den 3. Internationalen Kongress Bauhaus.SOLAR

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Sprach das Grußwort: Thüringens Bauminister Christian Carius, Bild: Foto: Messe Erfurt

Ein Zentrum der Solarindustrie – das ist Thüringen. Seit Jahren bekennt sich das Land öffentlich zur Solarenergie, mehr als fünfzig Firmen der Solarbranche haben sich mit gut 5 000 Mitarbeitern im Freistaat angesiedelt. Doch spiegelt sich dieser Umstand in realisierten Gebäuden, sprich in der Architektur des Landes wider? Wenn es nach den Veranstaltern von Bauhaus.SOLAR geht, lautet die Antwort noch immer: nein. Ein Ziel des internationalen Kongresses, der vom 10. bis 11. November 2010 zum dritten Mal in Folge in Erfurt stattfand, war daher einmal mehr der Dialog zwischen Solarindustrie und Bauwesen.

Rund 350 Fachbesucher verfolgten die mehr als 40 Vorträge, die größtenteils in parallel laufenden Sessions angeboten wurden. Anhand zahlreicher Best-Practice-Beispiele demonstrierten die Referenten anschaulich, dass für viele Fragen des nachhaltigen Bauens konstruktive und innovative Lösungen bereits existieren. Dass sich Gebäude selbst vollständig mit Energie versorgen und sogar darüber hinaus Strom produzieren können, ist längst kein Geheimnis mehr. Eine herausragende Rolle dabei spielt die Photovoltaik. Der Wille der Veranstalter, neueste Entwicklungen aufzuzeigen und für deren Anwendung zu werben, war allgegenwärtig.

Vorbehalte gibt es zwar noch immer, doch werden stichhaltige Kritikpunkte weniger. Der Einwand der zu hohen Kosten verliert nach und nach an Gültigkeit – Solarstrom ist weiter auf dem Weg zum wettbewerbsfähigen Energieträger. Auch wurde deutlich, dass anspruchsvolles Design und Solartechnologie nicht zwingend ein Widerspruch sein müssen. Insbesondere gestalterisch hochwertige Beispiele von gebäudeintegrierter Photovoltaik (GIPV) weckten das Interesse der Teilnehmer.

Dass bei der Bauhaus-Universität die zwei Juniorprofessuren „Energy-Based Architectural Design“ und „Urban Energy Systems“ eingerichtet werden, ist nur ein weiterer Beleg für die Zukunftsfähigkeit der Technologie.

Warum also kommt der Stein im Solarland nicht ins Rollen? Prof. Gerd Zimmermann, Rektor der Bauhaus-Universität Weimar, forderte mit Blick auf künftige Bauvorhaben ein Ende „der Bastelarbeit der Applikationen“. Statt neue Technologien an Gebäuden lediglich aufzusetzen, sei es notwendig, mit Materialien und technischen Möglichkeiten zu experimentieren und völlig neuartige Bauwerke mit ganzheitlichem energetischem Ansatz zu entwerfen. Hier seien Architekten und Solarbranche gleichermaßen gefragt.

Dr. Hubert Aulich, Vorstandsvorsitzender des Veranstalters SolarInput e.V., schlug in die gleiche Kerbe. Er rief zu mehr Beweglichkeit auf Seiten von Architekten und Solarindustrie auf: „Die Akzeptanz der Solartechnik im Gebäude wird steigen, wenn neue Wege des Designs gefunden und umgesetzt werden.“ Dafür müssten Industrie und Architektur eine gemeinsame Sprache sprechen.

Dennoch kamen die Veranstalter, eine Bilanz ziehend, nicht umhin festzustellen, dass die Zahl der teilnehmenden Architekten am Kongress, trotz angebotener Sonderkonditionen, unter den eigenen Erwartungen lag.

Als berufsständische Vertretung möchte die Architektenkammer Thüringen das Angebot des Dialogs seitens der Wirtschaft aufgreifen und für die gemeinsame Aufgabenstellung werben. Ihre Einschätzungen interessieren uns daher: Warum, meinen Sie, scheitert bislang die Anwendung des speziellen Produkts? Warum wird in Thüringen das Thema nur zögerlich aufgegriffen?

Für alle Anregungen danken wir im Voraus.


Björn Radermacher

veröffentlicht am 19.11.2010 von Björn Radermacher · Rubrik(en): Berufspraxis, Fortbildungen, News

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