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Das Wunder von Leinefelde-Worbis - Thüringer Baukultur-Preis 2006 für Stadt Leinefelde-Worbis

Presseinformation Stiftung Baukultur, 09.06.2006

Die Stiftung Baukultur hat 2006 erstmalig den Thüringer Preis zur Förderung der Baukultur ausgelobt. Dieser Preis wird alle zwei Jahre in Form eines Geldpreises in Höhe von 5000 € durch den Stifter Heidelberg Cement AG verliehen. Der diesjährige Preis zur Förderung der Baukultur wurde auch durch das Thüringer Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten finanziell unterstützt und gefördert.

Mitglieder der Jury waren Prof. Dr. Gerd Zimmermann, Präsident der Stiftung Baukultur, Sabine Wenzel, Direktorin Bauten und Gärten der Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlung, Gerold Wucherpfennig, Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Dieter Lück, stellv. Chefredakteur der Thüringischen Landeszeitung, Klaus Reich, Vizepräsident der Architektenkammer Thüringen, Prof. Dr.-Ing. habil. Hans-Ulrich Mönnig, Präsident der Ingenieurkammer Thüringen und Christiane Bohlmann, Leiterin Verkaufsförderung Deutschland der Heidelberg Cement AG.

Die Jury tagte am 8.5.2006 an der Bauhaus-Universität in Weimar. Um den Preis bewerben konnten sich natürliche und juristische Personen. Aus den Bewerbungen sollte hervorgehen, welche Leistungen zur Förderung der Baukultur erbracht wurden. Ausgezeichnet wurden Beiträge zur Förderung der Baukultur, insbesondere der Architektur, des Städtebaus und des Ingenieurbaus, die beispielhaft, innovativ und über technisch- etablierte Standards hinausgehende Lösungen darstellen. Erfreulich ist, dass dabei insbesondere auf die partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen den bei der Realisierung Beteiligten abgestellt wurde. Die Jury hob auch die wirtschaftlichen, technischen, gestalterischen, ökologischen und sozialen Qualitäten der prämierten Bauwerke hervor. Erstmalig verliehen wurde auch der Preis in Anerkennung fachlicher Leistungen, des persönlichen Engagements, des öffentlichen Wirkens sowie des publizistischen oder medialen Schaffens bei der Erhaltung oder Gestaltung einer menschengerecht qualitätsvoll gestalteten Umwelt, insbesondere bei der Förderung zeitgemäßer Architektur und Ingenieurbaukunst.

Um den ersten Thüringer Preis zur Förderung der Baukultur haben sich 71 Kommunen, Verbände und Medien beworben. Die Jury verlieh 5 Anerkennungen und einen Preis.

Eine Anerkennung gab es für das neue Studienzentrum der Herzogin-Anna- Amalia-Bibliothek Weimar, der Arbeitsgemeinschaft Prof. Schmitz und Prof. Barz-Malfatti, Weimar. Die Jury hob dabei hervor, dass dieses Studienzentrum eine Bereicherung des Weimarer Stadtraumes darstellt. Es sei eine gelungene materielle und ideelle Erweiterung der historischen, traditionsreichen Bibliothek.

Die Architektur des neuen Ensemble wiederspiegelt und ergibt eine positive Signalwirkung durch die Fassade des Bücherkorpus. Das Licht des Innenkorpus sei großzügig offen und einladend für die Besucher. Mit seiner räumliche Transparenz sei es eine gelungene Übersetzung der weltberühmten Architektur des Rokokosaales in zeitgenössischer Form und ein Sinnbild für die Aufnahme und Weiterführung des aufgeklärten Geistes der historischen Bibliothek. Das neue Studienzentrum steht für eine qualitative herausragende Weiterführung von Baukultur durch die Zeiten.

Eine weitere Anerkennung verlieh die Jury für die Wohnanlage der Wohnungsbau- und Verwaltungsgesellschaft Saalfeld Saale mbH als Bauherr für das innerstädtische Projekt Neubau einer altengerechten Wohnanlage 35 WE im Altstadtquartier Brudergasse in Saalfeld. Dieser Neubau sei ein hervorragendes Beispiel für die Aufwertung eines innerstädtischen Bereichs im Sanierungsgebiet. Trotz Zentrumsnähe gelingt es, dem Architekten und dem Bauherrn durch die Gartenhofanordnung der Wohnungen eine hohe Aufenthaltsqualität den Bewohnern zu bieten. Die neue Wohnanlage überzeugt durch die angemessene Einbindung in das städtebauliche und historische Umfeld und wurde deshalb mit einer Anerkennung gewürdigt.

Eine weitere Anerkennung gibt es für den Baubeirat des Projektes „neues bauen am horn weimar“, der Konversion des ehemaligen Kasernengeländes an der Leibnitzallee in Weimar. Hier ist seit 1996 unter der Trägerschaft der Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen ein neues Stadtquartier entstanden. Besonders gewürdigt wurde durch die Jury das Verdienst der Projektbeteiligten im Baubeirat. Das neue Bauen am Horn hat Modellcharakter. Dieses wiederspiegelt das durchgeführte städtebauliche Gutachterverfahren zu Beginn und die laufenden fachlichen und wissenschaftlichen Begleitmaßnahmen während der gesamten Bebauung durch Tagungen und Symposium, Ausstellungen und Publikationen. Der beispielhafte Erfolg des Projektes, das auch Teil der Weimarer Kulturhauptstadt 1999 und der Weltausstellung Expo 2000 in Hannover war, begründete sich in der kontinuierlichen Rückkopplung durch den projektbegleitenden Baubeirat. Bestehend aus Vertretern der Bauhaus-Universität, des Landesverwaltungsamtes Thüringen, der LEG Thüringen, der Stadt Weimar und der B-Plan-Verfasser. Der Baubeirat garantierte dabei insbesondere die konsequente Umsetzung des Bebauungsplanes in den Beratungen mit den jeweiligen Bauherren und Architekten vor dem Baugenehmigungsverfahren und steht damit stellvertretend für die Einheit in Gestalt und Ausdruck der jeweiligen Baukörper im Quartier. Auch hier wurde das Engagement und des Baubeirates durch die Jury mit einer Anerkennung ausgezeichnet.

Die vierte Anerkennung gab es für die Veranstaltungsreihe Open Garden – Offene Gärten des Bundes der Deutschen Landschaftsarchitekten in Thüringen. Bereits fünfmal öffneten Privatpersonen in Thüringen ihre Gärten und die Veranstaltungsreihe erfreut sich von Jahr zu Jahr wachsender Beliebtheit. Die offene Gartentür als Geste der Gastfreundschaft und der Offenheit. Euphorisch die Resonanz in den Medien und bei den Besuchern. Open Garden wird im Kleinen organisiert und getragen von persönlichem Engagement, fernab von staatlicher Organisation und Planung. Gärten sind Sinnbilder für das Zusammenwirken von menschlichem Gestalten und Natur.

Die fünfte Anerkennung verlieh die Jury für das publizistische Schaffen der Journalistin Birgit Schindler im „Thüringen Journal“ des Mitteldeutschen Rundfunks. Die Jury beurteilte diese Leistung mit dem publizistischem Schaffen als qualifizierte Information für die Öffentlichkeit zur Baukultur und zu baulichen Lösungen im Freistaat Thüringen. Mit den Fernsehbeiträgen zum alljährlichen „Tag der Architektouren“ sei außerhalb des Fachpublikums das Thema der Architektur und Baukultur in hervorragender Weise dem Fernsehpublikum präsentiert worden. Die Jury hob insbesondere die kurze und prägnante Art der Darstellung im Format der Beiträge, die gleichzeitig unterhaltsam und vor allem kompetent das Anliegen zum „Tag der Architektouren“ wiederspiegelte hervor. Besonders positiv bewertete die Jury die Kontinuität der Sendung über einen längeren Zeitraum im „Thüringen Journal“ des Mitteldeutschen Rundfunks.

Preisträger des erstmals verliehenen Thüringer Preises zur Förderung der Baukultur wurde die Stadt Leinefelde-Worbis für den Prozess und den Ergebnissen im Stadtumbau in Leinefelde Südstadt, vertreten durch den Bürgermeister Gerd Reinhardt. In der Beurteilung verwies die Jury auf den Modellfall im Stadtumbau der neuen Länder, der sich mit dem „Wunder von Leinefelde“ in der Öffentlichkeit wiederspiegelt. Der Stadt Leinefelde sei es gelungen, Antworten zu geben auf die ökonomische, technologische, soziale und ästhetische Umwälzung in den neunziger Jahren in vielen Kommunen in den neuen Ländern. Entwickelt wurde eine Planungskultur, die Architekten, Stadtplaner , Wohnungsbaugesellschaften und Bürger der Stadt sowie ihre Vertreter in der Kommune zusammenführte. Die Jury würdigte dabei insbesondere die Planungskultur in Leinefelde als Voraussetzung zur Schaffung einer Baukultur. Insgesamt sei der Stadtumbau in Leinefelde Südstadt mit der Identifikation der Stadt als Ganzes und als Bekenntnis zu sich selbst in hervorragender und exzellenter Weise gelungen. Leinefelde bewies, dass ein intelligenter Rückbau kein Verlust sei, sondern ein städtebaulich, stadträumlicher Gewinn sei und demonstrierte auch, dass die Potentiale der architektonischen Moderne durchaus zu einer neuen Qualität entwickelt werden können.

Leinefelde hat es darüber hinaus verstanden, Bürger und Experten in einen Dialog zu bringen, die beispielhaften Gebäude zu publizieren, sich an Großereignissen, wie die Expo 2000 in Hannover, zu beteiligen und durch die Beteiligung an internationalen Wettbewerben und Preisausschreibungen das Projekt Leinefelde in den Focus der internationalen öffentlichen und fachöffentlichen Wahrnehmungen zu rücken. Beispielgebend hier seien der europäische Städtebaupreis 2004 und die UIA Preise des Weltverbandes der Architekten 2005 genannt. Dieser Verdienst der Stadt Leinefelde drückt sich auch im Engagement der Stadtplaner, Architekten, der Wohnungsgesellschaften und vor allem auch des Bürgermeisters, Gerd Reinhardt ,mit seiner Bauverwaltung aus.

Den Thüringer Preis zur Förderung der Baukultur stiftete die Heidelberg Cement AG mit 5000 €. Die Preisverleihung fand mit über 100 Teilnehmern an der Bauhaus-Uni Weimar, Fakultät Architektur, Europäische Urbanistik, am Freitag, 9. Juni 2006 statt.

veröffentlicht am 13.06.2006 von Birgit Kohlhaas · Rubrik(en): News, Stiftung Baukultur Thüringen

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