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Europäischer Städtebauwettbewerb Europan 8 - Preisträger und Anerkennungen für den Standort Erfurt Ilversgehofen

Mitteilung der Stadt Erfurt

Am Samstag, den 01.07.2006, wurde die letzte Phase des internationalen Architektur- und Städtebauwettbewerbes Europan 8 mit dem europäischen Abschlussforum in Dordrecht, Niederlande, beendet.

Europan verfolgt in enger Kooperation mit den Städten und den jungen Architekten das Ziel, Strategien und Lösungen für die Zukunft der europäischen Stadt zu entwickeln. Dabei soll auch ein Prozess in Gang gebracht werden, belebte, öffentliche Räume zu schaffen, die die Gemeinschaft und den Kontakt der Menschen fördern.

Die Landeshauptstadt Erfurt und die Europan-Organisation danken allen Teams von Architekten und Stadtplanern, die sich an dem Standort Erfurt beteiligt haben. Im Folgenden finden Sie ein paar Schlaglichter des Wettbewerb-Verfahrens.

Das Motto von Europan 8 fand in den 19 teilnehmenden Staaten und 74 verschiedenen Standorten großen Anklang. Mit dem Standort Erfurt-Ilversgehofen beschäftigten sich 27 internationale Teams, die 16 verschiedene Wettbewerbsarbeiten abgaben.

Für die Stärkung der Baukultur in der allgemeinen Wahrnehmung spielt die öffentliche Würdigung guter Beispiele durch Preise und Wettbewerbe eine wichtige Rolle.

Wettbewerbe wie Europan mit bundesweiter und internationaler Wirkung werden vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung im Bereich seiner Ressortaufgaben unterstützt.

Aufgabe
Der im Stadtteil Ilversgehofen bereits eingetretene urbane Schrumpfungsprozess bedarf unter dem Aspekt einer qualitativen Erneuerung eines stimmigen Verhältnisses zwischen Gebautem und Freiraum.

Die planerische Auseinandersetzung soll die Entwicklungsmöglichkeiten des Standortes aufzeigen und dazu beitragen, den nördlichen Rand der zusammenhängenden, gründerzeitlichen Bebauung innerhalb des Stadtgefüges zu festigen.

Um zu einem "Mehr an Stadt" für weniger Bewohner zu kommen, bedarf es mittel- bis langfristiger Entwicklungsperspektiven und eines visionären Leitbildes, welches die urbanen Kerne mit den grünen Freiräumen und den städtischen Infrastruktureinrichtungen vernetzt.

Preisträger
Den konzeptionellen Ausgangspunkt der Erfurter Wettbewerbsgewinner, die Architekten bzw. Stadtplaner Dagobert Bergmans (Amsterdam, NL) und Thomas van Armans (Boston, USA), bilden die vielfältigen, überwiegend unzugänglichen Grünräume entlang der Schmalen Gera und in Ilversgehofen.

Eine Entwicklungsstrategie mit kurz-, mittel- und langfristigen Zielen soll das Netzwerk dieser z. T. brachgefallenen "geheimen Gärten" in Ilversgehofen wieder öffnen und revitalisieren. Neben Freizeit- und Erholungsflächen sind auch Flächen für urbane Landwirtschaft vorgesehen. Programmatisch aufeinander abgestimmte Entwicklungsphasen sollen den "Nährboden" für zukünftige Investitionen bereiten.

So wird z. B. auf dem Areal Mittelhäuser Straße als "Sofortmaßnahme" ein Gerstenfeld angelegt, von dem die in einer späteren Phase angesiedelte "Micro- Brauerei" profitieren kann. Langfristig ist auf den Arealen eine Mischnutzung aus urbaner Landwirtschaft und Biokostläden, Wohnen und "start-up"-Gewerbe sowie Sport- und Kulturzentren geplant.

Ankauf
Der Entwurf der Architekten bzw. Stadtplaner Volker Schultz (D) und Claudia Stolte (E), betrachtet den notwendigen Stadtumbau in Ilversgehofen als Chance zur Verbesserung der Lebensqualität durch Reaktivierung von Grünflächen zu nutzbarem Erholungsraum. Die Integration der Bewohner in den Umgestaltungs-prozess ihres Stadtteils soll die Identifikation mit dem Quartier stärken und deren Verantwortung für den städtischen Freiraum fördern. Dies wird durch die zeitlich beschränkte Besetzung der Freiflächen aufgrund von Pacht- oder Gestattungsverträgen organisiert.

In der ersten Phase werden leer stehende Häuser und Brachen durch Einwohner besetzt und in Form von temporären Gärten in den Stadtraum zurückgeführt. Die entstehenden Grünräume bilden mit ihrer Vielschichtigkeit die Basis und die räumliche Qualität für flexible Nutzungen durch die Bewohner (private Gärten, Nachbarschafts-, Baumschul-, Produktionsgärten etc.). Es ist eine urbane Zweifelderwirtschaft, die auf demografische und wirtschaftliche Veränderungen reagieren kann.

Engere Wahl I
Das bekannte Bild der wachsenden Stadt, die Dörfer schluckt, wird von dem Architekten R. Mester (D) umgedreht: das Dorf beginnt in die Stadt zu wachsen, das Kleine schluckt das Große. Allmählich werden die Randbereiche der Städte in Gebiete mit kleinräumlichen Strukturen und mehr Privatheit transformiert.
Dies ermöglicht - auch bei geringerer Bevölkerungsdichte - lebendige und funktionsfähige Quartiere zu erhalten und die Innenstädte zu stärken.

Engere Wahl II
Die Verfasser M. Puhlmann, D. Rohrberg, L. Lütjens, J. Güldenzopf (alle D) begreifen die Schrumpfung als Potenzial zur Aufwertung der Stadt, da die entstehenden Freiräume neue landschaftliche Qualitäten ermöglichen und eine städtebauliche Entwicklung jenseits von Bebauung zulassen. Sie schlagen für Ilversgehofen vor, einen „Hausberg“ auf dem Areal Mittelhäuser Straße zu errichten. Der „Mount Ilvi“ soll in den nächsten fünf Jahren aus dem Abbruchmaterial rückgebauter Plattenbauwohnungen Erfurts aufgeschüttet werden.
Der neue „Stadt-Natur-Raum“ wird in ein übergeordnetes Freizeit- und Grünraumkonzept für Erfurt eingebunden, das entlang der Schmalen Gera in die Innenstadt führt. „Mount Ilvi“ soll als Freizeit- und Erlebnispark das Image Ilvergehofens neu prägen und eine – nicht nur durch neue Sichtbezüge geschaffene – Verortung in der Gesamtstadt ermöglichen.

veröffentlicht am 02.08.2006 von Birgit Kohlhaas · Rubrik(en): News, Stiftung Baukultur Thüringen

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