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Fenstertagung: Neue Glasentwicklungen vorgestellt

120 Teilnehmer belegen erneut das hohe Interesse am Thema

Auch 2011 setzte die Architektenkammer Thüringen die mit der WERTBAU GmbH & Co. KG gemeinsam organisierte und von der Ingenieurkammer Thüringen unterstützte Informationsreihe zu neuesten technischen Entwicklungen im Fensterbau fort. Neue Entwicklungen von Glas für den Fensterbereich – so lautete das Thema der fünften Fenstertagung in Folge. Dem Thema nahmen sich an Andreas Fried, Geschäftsführer der Schollglas Sachsen GmbH, Rainer Taig, Inhaber der WERTBAU GmbH & Co. KG sowie Prof. Bernd Rudolf, Dekan der Fakultät Architektur an der Bauhaus-Universität Weimar.

Über die chemischen und physikalischen Eigenschaften von Glasflächen berichtete Andreas Fried in seinem ersten Vortrag „Grenzen und Beurteilung für den Einsatz von Isolierglas“: So könne man beispielsweise bei Glasbrüchen anhand des Sprungs feststellen, was zum Bruch geführt habe. Infrage kämen hierbei der Abstand des Fensters zum Heizkörper, angebrachte Farbflächen, die Verwindung des Glases im Rahmen sowie die Krafteinleitung in der Scheibenebene, erläuterte Fried. Ganzglasecken und die Probleme, die mit der Statik derartiger Ecken verbunden sind, wurden in diesem Zusammenhang ebenfalls thematisiert. Ganzglasecken seien zwar auch weiterhin von Architekten zu planen, doch eine hundertprozentige Gewährleistung auf dauerhafte Stabilität könne niemand geben.

Interessant sind die physikalischen Eigenschaften vor allem mit Blick auf das Dreifach-Isolierglas. Denn auch wenn die innere Scheibe bei diesem Glas relativ spannungsfrei sei, habe die Klimalast hier, anders als beim Zweifach-Isolierglas, stärkere Auswirkungen. Die Klimalast selbst setzt sich aus drei Faktoren zusammen: Aus Hoch- und Tiefdruck, der Temperatur sowie dem Niveau über dem Meeresspiegel. Die Kenntnis über den Einbauort eines Fensters sei daher mitentscheidend für die Herstellung von hochwertigem Dreifach-Isolierglas, folgerte Andreas Fried.

Was aber sind die Trends? Nach Meinung des Glasveredlers sind mit Isolierglas generell keine Quantensprünge mehr hinsichtlich des U-Werts möglich: „Die Grenzen sind ausgelotet.“ Viel erwartet sich die Szene vom Vakuum-Isolierglas. Wann selbiges es aber endlich zur Serienreife schaffe und das klassische Isolierglas ablöse, das sei noch immer nicht absehbar. Beschichtungen zur passiven Energiegewinnung und Dünnschicht-Photovoltaik für die ästhetische Gebäudeintegration, das Verschattung und Stromerzeugung kombiniert, prägten zudem die Entwicklungen. Nicht länger Zukunftsmusik ist die Klebetechnik. Hier setzt beispielsweise das WERTBAU-Effizienz-Fenster an – mit einer vollständigen Klebeverglasung und dem Verzicht auf einen Blendrahmen, wie Rainer Taig anhand eines Prototypen demonstrierte.

Dass das Fenster tatsächlich ein Bauteil ist, das in der Entwicklung schon weiter ist als viele andere, bestätigte auch Prof. Rudolf in seinem Vortrag „Experimentelles Bauen“. Doch plädierte er dafür, Bauteile nicht abgekoppelt voneinander zu betrachten und zu optimieren, diese stattdessen immer im Kontext zu sehen. „Kaum ein Gebäude bleibt heute im Laufe seiner Dauer einer Funktion bestimmt“, führte Prof. Rudolf aus. Die Antwort auf monofunktionale Bauten liefere das experimentelle Bauen – eine moderne, wandlungsfähige, hybride Architektur mit intelligenten Hüllfunktionen, die auch experimentelle Formen CO2-neutraler Energieerzeugung zulasse. Der Experimentalbau x.stahl der Bauhaus-Universität Weimar stehe exemplarisch für eine modulare, wachsende und lernende Struktur, in der zu entwickelnde Bauteile und Montagetechnologien untersucht werden sollen.

Björn Radermacher

veröffentlicht am 20.09.2011 von Björn Radermacher · Rubrik(en): Berufspraxis, News, Berufspolitik / Kammerarbeit

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