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Forum Baukultur – „Ingenieurtechnik im ländlichen Raum“

Ein abwechslungsreiches und informatives Themenspektrum bot das Forum Baukultur, eine Gemeinschaftsinitiative von Stiftung Baukultur und Ingenieurkammer Thüringen mit Unterstützung durch die LEADER RAG Saalfeld-Rudolstadt und die Stadt Rudolstadt, den zahlreichen Besuchern im ländlichen Ambiente der Domäne Groschwitz am 13. November 2009.

Jörg Reichl, Bürgermeister der Stadt Rudolstadt, begrüßte die Gäste in der Region. In seinen Ausführungen machte er deutlich, dass Rudolstadt und das Umland viele positive Entwicklungen vor allem in kultureller und touristischer Hinsicht erfahren haben. Ein weiteres entwicklungsfähiges Kernthema ist und bleibt aber die Wirtschaftsstärke einer Region, um Jugend und Leistungsträger im Land halten zu können.

Veranstaltungen in unterschiedlichen Formaten zu Zukunftsthemen des Planen und Bauens, zu innovativen technischen und planerischen Lösungen sowie die entsprechende Präsentation besonders guter Beispiele stellen das „Kerngeschäft“ der Stiftung Baukultur, als interdisziplinäres Netzwerk, dar. Präsident Prof. Dr.-Ing. Gerd Zimmermann nahm in seiner Eröffnungsrede darauf Bezug und verwies auf den gelungenen programmatischen Brückenschlag zwischen Theorie und Praxis der Veranstaltung.

Den Einstieg in die Fachreferate übernahm Dipl.-Geologin Sylvia Reyer aus Erfurt mit einem Projektbericht zum Geo-Park Thüringen „Inselsberg – Drei Gleichen“. Sie stellte die Zusammenhänge zwischen wissenschaftlichen, wirtschaftlichen und touristischen Ansätzen im ländlichen Raum dar. Wünschenswerte „Begleiterscheinung“ aus Sicht der Stiftung Baukultur wäre wie bei vielen engagierten Initiativen auch die Nutzung einer modernen Architektursprache bei Gebäuden und Außenanlagen von touristischen Attraktionen. Weitere Vortragsthemen waren Energiegewinnung und Energieeinsparung, Möglichkeiten des Einsatzes von nachwachsenden Rohstoffen sowie neue Entwicklungen bei Abwasserentsorgung und Breitbandversorgung. Besonders letzteres Thema sorgte für eine sehr intensive Diskussion zwischen dem Vertreter der LEG Thüringen, Andreas Kaßbohm, und den anwesenden Bürgermeistern und Gemeindevertretern.

In der von Christian Grimm (Thüringer Allgemeine) moderierten Podiumsdiskussion zur Frage „Welchen Herausforderungen müssen sich Ingenieure im ländlichen Raum stellen?“ stellte Stiftungsrat Prof. Hermann Saitz klar, dass es vor allem engagierter Leistungsträger bedarf, welche dem Umgang mit verschiedenen Planungsinstrumenten offen gegenüber stehen, den Zugang zu technischen Innovationen suchen und deren Bereitstellung auch einfordern. In dieser „Innovatoren-Funktion“ können sie bürgerschaftliches Engagement befördern. Dies wiederum schafft sozialen Zusammenhalt und damit eine Verbesserung der Attraktivität des Landlebens. Ohne Eigeninitiative würden die Dorfgemeinschaften auseinander fallen und am stärksten vom demographischen Wandel getroffen.

Als Podiums-Teilnehmerin konnte ich dies aus den Projekt-Erfahrungen der Stiftung Baukultur im ländlichen Raum bestätigen und speziell auf die Rolle der „Schule der Dorferneuerung“ verweisen, die genau diesen Prozess der Information und Motivation von Bürgern und Gemeindevertretern voranbringt. Nur müsste für eine noch breitere Nutzung des Bildungsangebotes für Gemeinden der Besuch der „Schule der Dorferneuerung“ seitens der Politik, wie in Bayern, als Voraussetzung für eine Förderung verbindlich werden.

Der Vorsitzende des Thüringer Bauernverbandes, Dr. Klaus Kliem, verwies in einem leidenschaftlichen Statement auf die teilweise schlechte Situation in der Thüringer Landwirtschaft, die durch eine immer noch zu geringe Wertschätzung der Nahrungsmittelproduktion, durch Preisdumping und den Abbau infrastruktureller Substanz auf dem Land gekennzeichnet ist.

Gemeinsam mit Karl-Heinz Bartl, Mitorganisator von der IKT, konnte ein positives Fazit der Veranstaltung gezogen werden. Im Kontext der Projekte der Stiftung Baukultur im ländlichen Raum (z. B. Durchführung des Landeswettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“, Betrieb der LEADER-Vernetzungsstelle) hat sich bestätigt, dass damit Leistungen der Architektur und Ingenieurbüros in Thüringen in den Fokus der Öffentlichkeit gestellt werden können.

Gleichsam konnte die Veranstaltung in Groschwitz nur einen Auftakt bilden zu einem „Zukunftsforum ländlicher Raum der Architekten und Ingenieure in Thüringen“. Hierfür benötigen wir die Mitarbeit engagierter Planer, die als Referenten für weiterführende Themen der „Schule der Dorferneuerung und Landentwicklung“ der Stiftung Baukultur 2010 auftreten möchten. Speziell zu den Themen „Innenentwicklung“ und „Umgang mit dörflicher Bausubstanz“ besteht Bedarf und die Einsatzmöglichkeit im nächsten Forum Baukultur bzw. bei weiteren Seminarveranstaltungen.

Astrid Oestereich, Vorstand Stiftung Baukultur

veröffentlicht am 23.11.2009 von Björn Radermacher · Rubrik(en): News, Stiftung Baukultur Thüringen

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