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Geschäftsbericht zur Vertreterversammlung

Vertreterversammlung der AKT am 23.11.2002 im Thüringer Landtag, Erfurt, Arnstädter Straße

Berufspolitische Schwerpunkte und berufsständische Arbeit des Präsidiums, Vorstandes, und der Geschäftsstelle der Architektenkammer Thüringen in der Zeit von März 2002 bis November 2002

Sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter, sehr geehrter Herr Fischer, sehr geehrte Gäste,

es freut uns sehr, dass wir heute im neuen Landtag des Freistaates Thüringen tagen können. Normalerweise ist es Dritten nicht möglich, das Landtagsgebäude als Sitzungsort für Veranstaltungen zu nutzen, deshalb - liebe Frau Lieberknecht - an dieser Stelle unseren herzlichsten Dank.

Blicken wir zurück auf das zurückliegende halbe Jahr so stehen vor allem für uns als Vertreter der Architektinnen und Architekten, der Stadtplanerinnen und Stadtplaner, im Freistaat Thüringen 3 Themen im Vordergrund.

Zum einen war es natürlich der Prozess des Stadtumbau Ost, die Begleitung der dazugehörigen Förderprogramme und der Begleitforschung sowie dir Beteiligung der Kammer an Veranstaltungen zu diesem Thema.

Zum zweiten ist es für uns sehr wichtig gewesen, dass wir zu einem sehr frühen Zeitpunkt uns in die Novellierung der Thüringer Bauordnung und in die Novelle des Thüringer Architektengesetzes mit eigenen Gesetzesinitiativen bzw. Vorschläge zur Musterbauordnung bzw. zum Musterarchitektengesetz gegenüber der Thüringer Landesregierung, insbesondere dem Thüringer Innenministerium, eingebracht haben.
Und drittens steht und fällt natürlich die Konjunktur in der Bauwirtschaft, mit den Rahmenbedingungen seitens der Politik für die Beteiligten. Im Vorfeld der Bundestagswahl haben wir Wahlprüfsteine veröffentlicht, an denen wir die Parteiprogramme der Bundestagswahl gemessen haben und auch im Anschluss an die Veröffentlichung des Koalitionsvertrages, der Regierungserklärungen des Bundeskanzlers und des neuen Bundesbauministers eigene Positionen an die Bundestagsabgeordneten als offenen Brief der Architektenkammer Thüringen gesandt.

Ein weiterer Meilenstein für die Architektinnen und Architekten, für den Berufsstand in Deutschland, war die Ausrichtung des UIA-Kongresses durch den BDA in Berlin. Dabei war es vor allem erfreulich, dass die Vertreter und Mitglieder der Verbände und der Kammern aus Thüringen an diesem Kongress zahlreich teilgenommen haben und wir prozentual zu den interessiertesten Vertretern der Berufsgruppen zählten.

Initiative Architektur und Baukultur


Die Landesinitiative zur Bundesinitiative Architektur und Baukultur ist in Form der interministeriellen Arbeitsgruppe unter Federführung der Thüringer Innenministerium fortgeführt worden. Bei der letzten Sitzung im September diesen Jahres ist die Federführung durch die Architektenkammer Thüringen übernommen worden und diese interministerielle Arbeitsgruppe, in der sich alle Vertreter der Ministerien und Institutionen des Freistaates Thüringen zusammengefunden haben, die mit dem Bauen in Verbindung stehen, werden sich in der Stiftung Baukultur wiederfinden.

Der Thüringer Baukulturkongress am 05.12.2002 ist das erste Ergebnis der Arbeitsgruppe und der Landesinitiative.

Mit der Gründung der Stiftung, die wir in der Vertreterversammlung am 22. März diesen Jahres beschlossen haben, wird eine Kommunikationsplattform geschaffen, in der über die Qualität der gebauten Umwelt und die Ansprüche an Architektur diskutiert werden kann. Für uns sehr erfreulich ist, dass die Ingenieurkammer, vertreten durch ihren Präsidenten Prof. Storm, sich in den Stiftungsbeirat einbringen wird.

Stadtumbau Ost


Die geplante Veranstaltung der Architektenkammer Thüringen zur Präsentation der Wettbewerbsbeiträge aus Thüringen für den Bundeswettbewerb „Stadtumbau Ost“ am 27. September ist auf Bitten des Thüringer Innenministerium abgesagt worden.

Zusammen mit dem Thüringer Innenministerium und dem Gemeinde- und Städtebund sowie dem Verband Thüringer Wohnungswirtschaft haben wir am 18./19.10.2002 in Weimar einen Kongress durchgeführt, auf dem die Begleitforschung zum Stadtumbau Ost vorgestellt wurde und auf dem sich die Kommunen mit ihren integrierten Stadtentwicklungskonzepten präsentieren konnten.

Die Präsidenten der neuen Bundesländer und Berlin haben in einem eigenen Positionspapier ihre Ansprüche und Forderungen zum Stadtumbau Ost, zur Fortführung der Bundes- und Länderprogramme definiert und das Papier dient als Grundlage eines Arbeitsgespräches mit dem neuen Bundesbauminister Manfred Stolpe. Hierbei geht es uns vor allem darum, dass Stadtumbau auch Investieren und Bauen heißt - und nicht nur Abriss und Rückbau.

Thüringer Bauordnung und Thüringer Architektengesetz


Wir hatten Sie über die Ergebnisse der Arbeitsgruppen zur Novelle des Thüringer Architektengesetzes und der Thüringer Bauordnung informiert und Ihnen diese Stellungnahmen der Architektenkammer Thüringen zur Verfügung gestellt.

Wir danken an dieser Stelle sehr herzlich den Vorsitzenden der Arbeitsgruppen, Herrn Rechtsanwalt Weber und Hans-Georg Sallen sowie den Beteiligten in den Arbeitsgruppen für ihr persönliches Engagement. Erfreulich ist, dass auch aus den Kammergruppen und einzelner Verbänden sich Kolleginnen und Kollegen gefunden haben, die ihre Erfahrungen mit der Thüringer Bauordnung und dazu Novellierungsvorschläge eingebracht haben. Zu den Inhalten wird anschließend Hans-Georg Sallen sprechen.

Arbeitsgespräche mit Thüringer Landesregierung und Institutionen


In den zurückliegenden Monaten führten wir mehrfach Arbeitsgespräche mit dem Thüringer Finanzministerium, insbesondere zur mittelfristigen Planung für die Investitionen im Staatlichen Hochbau im Freistaat Thüringen, zur Beteiligung der Architektenkammer Thüringen an den Vergabeverfahren nach VOF, zur Einführung der VOF-Anwendung auch für Zuwendungsempfänger in die Landeshaushaltsordnung, und natürlich zur Fortführung der von uns gemeinsam ausgelobten Architekturpreise.

Erfreulich für uns war, dass bei dem diesjährigen Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau des Freistaates Thüringen eine enorm hohe Qualität in der Präsentation der realisierten Objekte erzielt wurde und dabei Thüringer Architekturbüros bei den Anerkennungen angemessen berücksichtigt wurden.

Wir freuen uns, dass mit dem Wechsel des Thüringer Finanzministers in das Thüringer Innenministerium als neuer Innenminister für uns eine gute Basis zur kontinuierlichen Fortsetzung der konstruktiven und freundschaftlichen Zusammenarbeit mit dem Ministerium, dem Minister und seinen Mitstreitern gegeben ist.

Des weiteren sind wir natürlich auch froh darüber, dass mit der neuen Finanzministerin, Frau Dietzel, eine für die Belange der Architekten aufgeschlossene und erfahrene Ministerin gefunden wurde. Die Kontinuität in der politischen Verantwortung für das Bauen im Freistaat Thüringen sowohl im Finanzministerium als auch im Innenministerium wird von uns begrüßt und wir hoffen, auf eine Fortsetzung der Qualität der Zusammenarbeit mit beiden Ministern und Ministerien. Für uns ist es deshalb sehr wichtig, dass kurzfristig die beiden Abteilungsleiter Stellen des Thüringer Finanzministerium für den Hochbau und Liegenschaften und im Thüringer Innenministerium für den Wohn- und Städtebau mit erfahrenen, kompetenten und fachlich versierten Kolleginnen und Kollegen besetzt werden, die in der Qualifikation Architekten oder Stadtplaner sind.

Bei einem Arbeitsgespräch mit dem Thüringer Ministerpräsidenten in Zusammenarbeit mit dem Landesverband der freien Berufe konnte ich die konjunkturelle Lage der freischaffenden Architekten und Stadtplaner darlegen und unsere Positionen zu den Rahmenbedingungen im Freistaat Thüringen persönlich äußern.

Es freut uns, dass der Ministerpräsident zum Baukulturkongress das Grußwort der Landesregierung hält und wir somit auch hier den baukulturellen Faden, den wir mit der Schirmherrschaft des Ministerpräsidenten zur Veranstaltungsreihe „apropos architektouren“ seit 1995 kontinuierlich weiter fortführen.

VOF-Verfahren/ Wettbewerbe


Bei den Architektenwettbewerben im Freistaat Thüringen bedauern wir, dass der öffentliche Auftraggeber Staatlicher Hochbau nunmehr das VOF-Verhandlungsverfahren als Regelverfahren anwendet und Architektenwettbewerbe kaum noch ausgelobt werden. Erfreulicherweise dagegen, dass besonders im Bereich der Städtebauförderung, Wohnumfeldverbesserung und Freianlagen kommunale Auftraggeber verstärkt zu den Auslobern von Architektenwettbewerben zählen. Nicht zu verschweigen ist aber, dass sich die Anzahl der Wettbewerbe gegenüber den Vorjahren mehr als halbiert hat.

Bei den VOF-Verfahren ist es uns gelungen, dass die Architektenkammer Thüringer durch Vertreter aus dem Bereich der freischaffenden Architekten und Stadtplaner an den VOF-Verhandlungsverfahren als Beobachter grundsätzlich teilnehmen.

Öffentliche Auftraggeber suchen im Vorfeld der Bekanntmachung die Rechtsberatung seitens der Architektenkammer Thüringen zu den Veröffentlichungen und Auslobungen. Selbst Zuwendungsempfänger sind stärker bereit, dass Beratungsangebot der Architektenkammer Thüringen zur VOF zu nutzen. Hierbei hervorheben möchten wir vor allem die Krankenhausträger im Freistaat Thüringen. Ebenfalls beteiligt werden an den VOF-Verfahren zur Vergabe von Architektenleistungen nunmehr auch die bauvorlageberechtigten Ingenieure. Bei den Verhandlungsverfahren selbst vertritt die Ingenieurkammer als Beobachter die Interessen der Ingenieure. Hierbei besteht für die Architektenkammer Thüringen Gesprächsbedarf mit der Ingenieurkammer und wir hoffen, dass wir dazu im nächsten Jahr eine einvernehmliche Lösung finden.

Beim Thüringer Landschaftsarchitekturpreis, der diesjährig gemeinsam mit dem BDLA und dem Thüringer Landwirtschaftsministerium verliehen wurde, ist erstmalig ein hier ansässiges Büro aus Weimar, das Büro Wittig für die Neugestaltung des „Brühler Gartens“ in Erfurt prämiiert worden. Das Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt ist als Sponsor zur Finanzierung des Landschaftsarchitekturpreises eingesprungen und auch zu einer Fortsetzung der Zusammenarbeit zur Landesgartenschau 2004 in Nordhausen mit der Preisverleihung des 3. Landschaftsarchitekturpreises bereit. Dafür möchten wir uns an dieser Stelle sehr herzlich bedanken.

Klausurtagung


Der Vorstand hat in seiner diesjährigen Klausurtagung die Auswertung der Imageanalyse durchgeführt. Aus der Umfrage ist ersichtlich, dass jedes 5 Mitglied nicht das Angebot und den Leistungsumfang im Service sowie die berufspolitischen Aktivitäten des Vorstandes kennt. Deshalb haben wir in der Klausurtagung beschlossen, dass es 2 Kommunikationsmedien geben wird, über die die Mitglieder fortlaufend zu der gesamten Arbeit der Architektenkammer Thüringen informiert werden.
Die Grundinformationen bieten wir künftig weiterhin über das Deutsche Architektenblatt, Regionalteil Thüringen, an. Umfangreichere Informationen werden über die Internetseiten der Architektenkammer Thüringen, die Ihnen im Anschluss vorgestellt wird, präsentiert. Die Architektenkammer Thüringen stellt nunmehr ihr gesamtes Internetangebot auf dynamische Seiten um und unterwirft sich einem Redaktionssystem, bei dem innerhalb der Geschäftsstelle Informationen und Termine tagesaktuell eingetragen werden können. Damit gewinnen wir Aktualität und bieten über die Datenbanken und das Archiv auch Recherchemöglichkeiten für die Nutzer der Internetseiten.

Öffentlichkeitsarbeit


Zur Öffentlichkeitsarbeit der Architektenkammer Thüringen können wir berichten, dass unsere Veranstaltungsreihe „apropos architektouren“ auch in diesem Jahr gut besucht war und die öffentliche Resonanz in den Medien das Interesse der Öffentlichkeit daran gut widergespiegelt hat.

Erfreulich dabei ist, dass mit der Einbeziehung der Kammergruppenvorsitzenden bei der Auswahl der Objekte nunmehr auch eine demokratische Grundlage geschaffen wurde, in der sich jede Region Thüringens mit ihren Interessen wiederfand.

Ausgelegt wird heute erstmalig die Broschüre der Thüringer Planungsbüros 2003, welche gestern erschienen ist. Bedauerlich ist jedoch, dass nur 120 Architekturbüros dieses Angebot zur Präsentation ihrer Referenzen und Tätigkeiten genutzt haben. Das Gleiche betrifft auch die Möglichkeit, im Internet unter der Rubrik „Thüringer Architekturbüros“ sich selbst mit seinen Referenzen und Tätigkeiten auf der Internetseite der Architektenkammer Thüringen darzustellen. Auch hier sind nur 75 Architekturbüros vertreten. Dieses Manko der eigenen Öffentlichkeitsarbeit der Büros zu beheben, ist seit vielen Jahren ein nicht sehr erfolgreiches Unterfangen unsererseits und es wundert uns immer wieder, wie wenig die Kammermitglieder das Angebot der Architektenkammer Thüringen dazu nutzen.

Meine sehr geehrten Gäste, meine sehr geehrten Vertreterinnen und Vertreter,

die Architektenkammer Thüringen hat sich als kompetenter Ansprechpartner für die Baukultur im Freistaat Thüringer etabliert und wird als dieser auch in der Öffentlichkeit, in den Tagesmedien bzw. in der allgemeinen Öffentlichkeit verstärkt das Berufsbild zu verankern. Hierbei sind sowohl das Engagement jedes Einzelnen in seiner täglichen Berufspraxis als auch die Kammer gefordert, um noch stärker als bisher öffentlichkeitswirksam, besonders im Bereich der Landkreise und der Kommunen, tätig zu sein. Diese Erkenntnis haben wir ebenfalls in der Stärken / Schwächen – Analyse in der Klausurtagung gewonnen und werden darauf unser Arbeitsprogramm im kommenden Jahr stärker focusieren. Deswegen betrachten wir sehr kritisch die Rahmenbedingungen seitens der Bundesregierung mit der Änderung der Eigenheimzulage, den Reduzierungen zur Investitionsquote, den veränderten steuerlichen Rahmenbedingungen für die Freiberufler und auch die Entwicklungen in Europa mit der Aufhebung der Trennung von Planung und Ausführung bei der Vergabe öffentlicher Aufträge. Dieses sehen wir als bedrohlich an, um im Sinne des Verbrauchers des Bauherren weiterhin Sachwalter und Treuhänder seiner Interessen sein zu können.

Uns weht ein scharfer Wind der Konkurrenz mit den anderen am Bau Beteiligten entgegen. Dem müssen wir uns stellen und Strukturen anbieten, die der Markt fordert, um dem Wettbewerb gerecht zu werden. Dazu müssen aber auch Bauaufträge vorliegen, für die es sich lohnt, in den Wettbewerb zu treten. Die Entwicklung des Bundeshaushaltes, des Landeshaushaltes und der kommunalen Haushalte, die Steuerausfälle im Freistaat Thüringen und auf Bundesebene, die kommunalen Sparzwänge lassen uns weiterhin eine Talfahrt der Bauwirtschaft befürchten und das Licht am Ende des Tunnels wird immer unwahrscheinlicher. Nicht desto trotz heißt es für uns sich zu qualifizieren, sich fortzubilden, sich strukturell zu rüsten, um den neuen Rahmenbedingungen gerecht zu werden.

Ich danke für Ihr ehrenamtliches Engagement im Interesse des Berufsstandes und der Förderung der Baukultur, besonders meinen Vizepräsidenten und meinen Vorstand sowie der Geschäftsstelle im zurückliegendenden Jahr. Ich wünsche unserer heutigen Veranstaltung einen guten Verlauf und bitte Sie, die Redezeit zu den Tagesordnungspunkten nicht zu überschreiten, um ein absehbares Ende zu erreichen.


Hartmut Strube
Präsident

veröffentlicht am 23.11.2002 von Susann Weber · Rubrik(en): News, Berufspolitik / Kammerarbeit

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