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Rede Hartmut Strube

Thüringer Architektentag 2002

Rede des Präsidenten Dipl.-Ing. Hartmut Strube im Rathaus Erfurt, Festsaal, Freitag, 11. Oktober .2002 zur Verleihung Thüringer Landschaftsarchitekturpreis 2002

Nach der erstmaligen Auslobung und Verleihung im Jahr 2000 wird mit dem Thüringer Landschaftsarchitekturpreises 2002 die Würdigung beispielhafter Projekte auf dem Gebiet der Freiraumplanung im Freistaat Thüringen erfolgreich fortgesetzt.
Erstmals in Zusammenarbeit mit dem Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt, wurden innovative, ästhetisch anspruchsvolle Planungsleistungen und Realisierungen, die auch ökologischen Zielsetzungen entsprechen, bewertet.
Ziel dieser Ausschreibung war die Auszeichnung beispielhafter Projekte auf dem Gebiet der Freiraumplanung im Freistaat Thüringen. Gleichzeitig sollten die Planungsleistungen der Landschaftsarchitekten sowie der Wille der Bauherren zu einer qualitätsvollen Gestaltung des landschaftlichen Umfeldes gewürdigt werden.
Mit der Thematik der eingereichten Arbeiten wurde dabei die Vielgestaltigkeit der Aufgabenbereiche der Landschaftsarchitekten deutlich, die von der Park- und Gartengestaltung über die Aufwertung der innerstädtischen Bereiche bis zur Freiflächenplanung bei Forschungsbauten, Verwaltungs- und Gesellschaftsbauten sowie zum Wohnumfeld reichte.
Das Preisgericht unter Vorsitz von Axel Lohrer entschied, den mit 5000 Euro dotierten Thüringer Landschaftsarchitekturpreis 2002 an das Planungsbüro Wittig, Weimar für die Gestaltung der Parkanlage „Brühler Garten“ einschließlich der Fläche am Herrmanns-Bad und der Gehbahn Melanchthonstraße in Erfurt zu vergeben. Des weiteren erhält das Büro Stock + Partner, Freie Landschaftsarchitekten, Jena für das Bauvorhaben „Freianlagen Max-Planck-Institut für chemische Ökologie“ in Jena eine Anerkennung.
Wir danken an dieser Stelle dem Preisgericht für die fachkundige Beurteilung, sowie dem Mitauslober, dem Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt für die gute Zusammenarbeit und die finanzielle Unterstützung.
Wir sehen die kontinuierliche Fortschreibung des Thüringer Landschaftsarchitekturpreises im zweijährigen Rhythmus als ausgezeichnetes Mittel, den Bereich Landschaftsarchitektur weiter ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken.
Alle prämiierten und eingereichten Arbeiten sind als Ausstellung heute hier im Hause zu besichtigen. An dieser Stelle darf ich mich auch beim Hausherrn für die Bereitstellung des Festsaales für die heutige Veranstaltung herzlich bedanken.
Gestatten Sie mir jetzt noch einige Worte zur gegenwärtigen Berufspolitik der Architektenkammer:

Wir stehen als Kammer mit unseren Mitgliedern mitten im Wirkungsfeld der Bemühungen um die wirtschaftliche Stabilisierung im Freistaat. Zu genau und schmerzlich spüren wir die konjunkturellen Auswirkungen der Steuer-, Finanz-, Arbeits- und Wirtschaftpolitik der letzten Jahre. Wir kennen die Höhen und Tiefen der Investitionsmöglichkeiten in den Kommunen, Landkreisen, beim Land und beim Bund sowie vor allem bei den privaten Bauherren. Die Konjunktur-Kurve verheißt noch lange keinen Aufstieg, der kommende Landeshaushalt ist dafür ein beredtes Zeugnis. Die Büros mit ihren Mitarbeitern sind vor allem von den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen betroffen und diese sind leider so miserabel, dass jede Änderung eigentlich nur noch Verbesserungen bringen kann.
Die Anhebung der öffentlichen Investitionsquote, die Schließung der Infrastrukturlücke zum Westen, der Ausbau des Public Privat Partnership in Verbindung mit einer an Qualität ausgerichteten Planungsvergabe, die Stärkung des Föderalismus, die Bündelung der Förderprogramme und vor allem eine Stärkung des Mittelstandes bei der Gestaltung der Kriterien von Basel II sowie das Einhergehen einer Steuerreform mit einer Neugestaltung der Gemeindefinanzierung sind für uns dringend erforderliche Stabilisierungsmaßnahmen, die wir seit langem fordern.
Wir werden die Ergebnisse der Koalitionsverhandlungen in Berlin auf ihre Mittelstands- und Beschäftigungsfreundlichkeit hin prüfen und den Nutzen für die Freien Berufe daraus analysieren. Aber mit Aufschwung rechnen wir erst, wenn die Rahmenbedingungen so stimmen, dass es wieder Lust macht in das Büro zu investieren, wenn eine optimistische Unternehmerstimmung das Land prägt und wir eine Planungssicherheit für unser unternehmerisches Handeln erhalten.
In Thüringen muss deshalb unter Anderem die anstehende Novelle der Thüringer Bauordnung investitionsfreundlich sein und Bauen in Thüringen befördern. Auch die Arbeit aller Mitarbeiter in den tangierenden Ämtern und politischen Gremien sollte sich diesem Anspruch stellen. Entscheidungen zu Investitionen vertragen in dieser komplizierten Zeit keinen Zeitverzug.
Der Stadtumbau Ost tritt mit der Vorlage der integrierten Stadtentwicklungskonzepte in die Phase der Umsetzung. Gelder dafür sind in den Haushalten des Bundes und des Landes eingestellt. Nun sind die Kommunen, die Stadtwerke und die Wohnungsunternehmen in der Pflicht ihre Ziele aus den Konzepten in konkrete Planungen und Realisierungen umzusetzen. Der Stadtumbau in Thüringen darf sich nicht auf Abriss begrenzen, zum Umbau gehört das Gestalten, das Bauen, das Weiterbauen, der Freiraum, das Investieren. Dafür bedarf es Anreize wie steuerliche Vorteile in den Innenstädten, günstiges Bauland, bessere Rahmenbedingungen für Bauherren.
Die Stadtplaner bieten sich in diesem Stadtumbau-Prozess als Moderator und Koordinator den Kommunen an. Nutzen Sie deren Kompetenz zur Bürgerbeteiligung und qualitativen Gestaltung dieser Generationsaufgabe.
Thüringens Architektinnen und Architekten haben in den vergangenen Jahren bewiesen, dass Sie im Wettbewerb, in der Konkurrenz zu den Kolleginnen und Kollegen aus anderen Bundesländern nicht nur bestehen können, sondern gleichwertig und manchmal auch besser sind. Die Wettbewerbs-Siege bleiben immer öfter im Land!
Die VOF- Verhandlungsverfahren küren überwiegend die Anbieter von hier! Gratulation und Dank zugleich den Beteiligten öffentlichen Auftraggebern und den Bietern in den Verfahren. In Thüringen sind wir angekommen! Jetzt heißt es auch in den anderen Bundesländern und besonders darüber hinaus gleichberechtigt Fuß zu fassen.

Thüringens Ministerpräsident Bernhard Vogel hat unsere Klage bei der Verleihung des Staatspreises für Architektur und Städtebau vernommen und uns zugesichert, dass auch die technischen Dienstleister auf den Wirtschaftsreisen Thüringer Politiker zukünftig mitgenommen werden. Wir brauchen dafür aber eine Unterstützung bei der Finanzierung der Projektentwicklungskosten, eine Förderung, die rückzahlbar sein kann, wenn das Projekt zum Erfolg führt.
Das Feld Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit wird gegenwärtig in der Kammer durch unser Beratungszentrum für ökologisches Bauen abgedeckt. Wir danken dem TMLNU für die Unterstützung und hoffen, dass dieses Zentrum als Multiplikator und Koordinator auch in der Zukunft förderfähig ist. Wir halten es für zwingend erforderlich, diese Beratungsleistung aufrechtzuerhalten.
Für das kommende Jahr sind unsere Schwerpunkte die Novellen der Bauordnung und des Architektengesetzes, die Entwicklung des Ländlichen Raumes, die Dorferneuerung und deren Schulen, der Stadtumbau in Thüringen, der Wettbewerb Entente Floral in den Kommunen, das Typenschulsanierungsprogramm im Freistaat sowie ein dazu passender Thüringer Schulbaupreis mit dem TFM, die Förderung der Baukultur durch die Gründung und den Betrieb unserer Stiftung Baukultur, die mögliche Einrichtung eines Architektur- und Kunstzentrums in der Landeshauptstadt, die weitere intensive Begleitung seitens der Kammer beim öffentlichen Auftragswesen und nunmehr auch die Umsetzung der nachweislichen Pflicht zur Fortbildung der Mitglieder im Sinne des Verbraucherschutzes.
Die Architektenkammer ist und bleibt Partner der Bauinteressierten, der Bauherren, egal ob privat oder öffentlich. Wir bleiben Interessenvertretung und Förderer der Baukultur und des Berufsstandes der Architekten, Landschaftsarchitekten, Innenarchitekten und Stadtplaner.

veröffentlicht am 14.10.2002 von Susann Weber · Rubrik(en): News, Berufspolitik / Kammerarbeit

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