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Thüringer Holzbaupreis 2015 geht an dma deckert mester architekten

Wohnhaus Carlotta in Erfurt ausgezeichnet

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Gewinner Holzbaupreis 2015: Wohnhaus Carlotta Erfurt von dma deckert mester architekten, Erfurt, Bild: Victor S. Brigola

Der Sieger des zum neunten Mal seit 1999 ausgelobten und mit 10.000 Euro dotierten Holzbaupreises ist das Wohnhaus Carlotta von dma deckert mester architekten (Erfurt). Das mit einem Preisgeld von 6.000 Euro ausgezeichnete Objekt der Bauherren Familie Tröger wurde vom Bauunternehmen antignum holzbau gmbh (Erfurt) umgesetzt. Zwei weitere Holzbauvorhaben erhielten Anerkennungen in Höhe von 2.000 Euro.

„Mit dem Holzbaupreis wollen wir für einen innovativen und nachwachsenden heimischen Rohstoff werben. Mit Holz lässt sich kreativ und umweltfreundlich bauen“, sagte Bauministerin Birgit Keller am 4. April bei der Verleihung der Preise im Barocksaal der Thüringer Staatskanzlei in Erfurt. „Produkte aus Holz haben eine lange Lebensdauer und leisten einen großen Beitrag für den Klimaschutz. Sie können energieintensive Baustoffe wie Beton und Eisen ersetzen“, so Keller weiter.

Auslober des Preises ist das Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft in Zusammenarbeit mit dem Landesbeirat Holz Thüringen, der Architektenkammer Thüringen, der Ingenieurkammer Thüringen, der Bauhaus-Universität Weimar sowie der Fachhochschule Erfurt.

Preisträger

  • Wohnhaus Carlotta Erfurt
    Architekt: dma deckert mester architekten, Erfurt
    Holzbaufirma: antignum holzbau gmbh, Erfurt
    Bauherr: Familie Tröger, Erfurt

Anerkennungen

  • Erweiterung eines Wohnhauses Erfurt
    Architekt: Thomas Schmidt, Erfurt
    Holzbaufirma: Alexander Keil, Erfurt
    Bauherr: Alexander Schilling, Erfurt
  • Anbau an ein Doppelhaus in Holzbauweise Erfurt
    Architekt: Funken Trautwein Architekten (Entwurf), Funken Architekten, Erfurt (Ausführung)
    Holzbaufirma: Eckardt + Rothardt, Erfurt
    Bauherr: Familie Curth, Erfurt

Broschüre und Kurzfilme

Das Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft hat zum Thüringer Holzbaupreis 2015 eine Broschüre mit allen Preisträgern und den weiteren eingereichten Arbeiten veröffentlicht. Sie kann auf der Website des TMIL unter http://www.thueringen.de/mam/th9/tmblv/hbp2015/thuringer_holzbaupreis_2015_mail_03_03_v02.pdf eingesehen werden.
Kurzfilme zu den drei prämierten Objekten können über folgenden Link abgerufen werden: https://www.thueringen.de/th9/tmil/bau/preise/holzbaupreis/hbp2015/index.aspx

Jurybeurteilungen

Wohnhaus Carlotta Erfurt:
Mehrere gezielt gesetzte Entscheidungen bestimmen den besonderen Charakter dieses Wohnhauses. Ungewöhnlich erscheint die betont gestreckte Satteldachneigung in Längsrichtung des rechteckigen Gebäudes. Diese Ausrichtung wird durch das 5 Meter frei über den Vorplatz auskragende Dach aus Brettschichtholzbindern nochmals betont. Das in Stahlbeton ausgeführte Untergeschoss fügt sich in die Hanglage des Standorts. Die weitgehend vorgefertigten Holzkonstruktionen von Erdgeschoss und Dach sind darüber geordnet. Die Außenwandflächen beider Geschosse sind gänzlich mit einer matt-weiß gestrichenen Lärchenholzschalung verkleidet. Daraus resultiert eine eindrucksvoll expressive Gesamtform, die als weit ausladende Schleife den Hang hinab führt und auf der großzügigen unteren Terrasse endet. Die konzentrierten Fenster- und Terrassenöffnungen setzen dazu einen gut proportionierten Kontrast. Sie betonen zugleich das erwünschte Konzept von speziellen Belichtungsund Beleuchtungsszenarien und unterschiedlichen Raumqualitäten im Innern des Hauses. Das bewusst schlicht gehaltene Ambiente mit Einbaumöbeln und weiterer Ausstattung erlaubt den Bewohnern die individuelle Akzentuierung ihrer Wohnwelt und eine vielseitige Ausformung ihrer Nutzungsansprüche. Die erkennbaren Entwurfsideen und das gebaute Ergebnis dokumentieren in bestechender Weise die konstruktiven und gestalterischen Freiräume und Möglichkeiten des Holzbaus und erlauben diesem Projekt das Prädikat einer besonderen architektonischer Qualität zu verleihen.

Erweiterung eines Wohnhauses Erfurt:
Die Jury hat sich für den Erweiterungsbau zu einer Anerkennung entschieden. Das zuvor schlichte Gebäude für Bedienstete des ehemaligen Kurhauses wurde durch eine leichte Holzrahmenbauweise zu einem monolithischen Wohnhaus umgewandelt. Aufgrund der sehr begrenzten Grundfläche wurde die vertikale und horizontale Erschließung des Gebäudes bestens durch eine Holzbauweise erzielt, die sich zudem harmonisch in das Gesamtbild des umliegenden Ensembles einfügt. Die Auflösung der kubischen Form durch auskragende Bereiche mit großen Fensterflächen wurde zudem mit einer robusten Lärchenlamellenverschalung verkleidet. Besonders die konsequente Verwendung des natürlichen Baustoffes Holz in der Wandkonstruktion mit Holzfaserdämmung als auch im Außenbereich hob die Jury positiv hervor. Besondere Anerkennung verdient nach Meinung der Jury ebenfalls die Art und Weise, wie mit dieser leichten Holzrahmenkonstruktion der horizontale Raum erschlossen wurde, ohne die tragenden Bauteile besonders zu versteifen.

Anbau an ein Doppelhaus in Holzbauweise Erfurt:
Der Anbau stellt im Zuge der vielfach erforderlichen Qualifizierung und Erweiterung bestehender Bausubstanz einen beispielgebenden Beitrag dar und überzeugt durch die Umsetzung dieser Bauaufgabe. Die städtebauliche Einfügung gelingt durch die konsequente Fortführung der Kubatur des Bestandes bei gleichzeitiger kompromissloser Materialität und Detailausbildung des Neubaus. Hierdurch gelingt es ebenfalls, im Kontext des baulich und gestalterisch tradierten Siedlungsbaus aus den
30er-Jahren, ein zeitgemäßes Gestaltungskonzept umzusetzen. Der Anbau überzeugt durch einen selbstbewussten Gestaltungsansatz und vermeidet somit, sich gestalterisch anzubiedern. Durch die auch äußerlich sichtbare Anwendung der Optik des Materials Holz wird das Konstruktionsprinzip erkennbar. Der kleine Neubau ist durch eine gut proportionierte und ausgewogene Wand- und Öffnungsstruktur gegliedert. Die Verwendung des gleichen Bekleidungswerkstoffes in Wand und Dach führt zu einem ruhigen und klaren Erscheinungsbild, jedoch auch zum Einsatz eines hinreichend witterungsresistenten Werkstoffes, der lediglich optisch an den Werkstoff Holz erinnert. Im Sinne der einheitlichen Gestaltung der Außenhülle ist dies eine notwendige und akzeptable Lösung. Die dem Gestaltungskonzept folgende konsequente Detaillierung insbesondere an Traufe und Ortgang trägt maßgeblich zu dem gelungenen Erscheinungsbild bei.

veröffentlicht am 04.04.2016 von Björn Radermacher · Rubrik(en): News, Verfahren / Auszeichnungen / Preise: Ergebnisse

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