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Umbau-Kultur initiieren

Rückblick auf den dritten IBA-Salon

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IBA Salon Angermuseum Erfurt #1, Bild: © IBA Thüringen, Fotograf: Thomas Müller

Was sind die Faktoren einer zukünftigen, lebenswerten Umwelt? Wie können Entwicklungsstrategien für die vielfältigen und kleinteiligen Thüringer Realitäten aussehen, konkret für das Bauen im Bestand? Und: Wer sind die Produzenten von Baukultur, was ihr Selbstverständnis?

Fragen, denen die Teilnehmer des dritten IBA-Salons am 26. Februar im Angermuseum Erfurt vor rund 150 Gästen nachzugehen versuchten. Eingeladen waren mit Dr. Marta Doehler-Behzadi und Muck Petzet zwei Experten für die Themen Baukultur und Bauen im Bestand.

Doehler-Behzadi, Stadtplanerin und Referatsleiterin für Baukultur und Städtebaulichen Denkmalschutz im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB), versteht Baukultur als Motor einer positiven Regionalentwicklung und als Gemeinschaftsprojekt. Sie betonte, dass es ausreichend Theorien gäbe, es nun aber gelte, Baukultur Realität werden zu lassen. Der ländliche Raum jedoch erschwere die Umsetzung von Baukultur. Zum einen werde er nach wie vor von einem sentimentalen Vorstellungsbild geprägt, zum anderen fehle dort oft die Sensibilität für die Bedeutung von Baukultur. Eine Lösung sieht Doehler-Behzadi darin, keine Spannungen zwischen Neuem und Bestehendem aufzubauen: „In der Vergangenheit gab es regionale Bautraditionen und ein sinnfälliges Zusammenspiel von regionalen Baustoffen.“ Zurück zu diesem regionalen Maßstab zu kommen, ohne jedoch engstirnig zu werden, sei „eine interessante Aufgabe“. Von der Alltagsbaukultur erwartet die Stadtplanerin, „dass sie fein ist und den Durchschnitt hebt“.

Dem schloss sich Muck Petzet, Architekt und Generalkommissar des deutschen Pavillons der 13. Architekturbiennale in Venedig, an. Er eröffnete, dass Baukultur überwiegend Umbaukultur sei. Seine Theorie, die er als „Vermeidungsstrategie“ bezeichnete, lautet: Je geringer der Eingriff und je weniger Energie aufgewendet wird, desto effektiver ist der Umbau. Petzet bemängelte die anhaltende Unterscheidung von Alt und Neu; die in Gebäuden vorhandene Energie werde zu oft übersehen. Statt immer nur auf das Neue fixiert zu sein, gehe es vielmehr darum, in angemessener Weise ein „Gefühl zu dem Vorhandenen zu entwickeln“. Entsprechend verändere sich auch das Berufsverständnis des Architekten, der vom Schöpfer des Neuen künftig stärker zum Entwickler des Bestehenden werde.

Was das Gesagte konkret für Thüringen und die IBA bedeuten könnte, blieb im Detail, auch der Kürze der Zeit geschuldet, freilich unbeantwortet. Auch bauliche Standards wurden bedauerlicherweise nicht diskutiert. Und so lautete die spannende Frage am Ende des Abends, welche der angerissenen Facetten künftig vertieft und untersetzt werden sollten.

Sonderveröffentlichung „Baukultur in ländlichen Räumen“ des BMVBS zum Download

„Reduce / Reuse / Recycle“ - Website des deutschen Pavillons zur 13. Architekturbiennale in Venedig 2012

veröffentlicht am 19.03.2014 von Björn Radermacher · Rubrik(en): News, IBA Thüringen

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