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Volles Haus bei Berliner Baukulturtagung - Breite Zustimmung für Netzwerk Baukultur

Resumee von Michael Beier, Vorstand Stiftung Baukultur

Ein volles Haus erlebte die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften in Berlins Mitte zur Herbsttagung Baukultur. Über 200 Teilnehmer garantierten den Erfolg. Bemerkenswert die Dichte des Programms, welches die Verbände und Kammern auf Bundesebene gestaltet haben. Jeder wollte gehört, vernommen werden und so blieb kaum Zeit und Raum für das Gespräch, die Kontaktpflege. Bedauerlich, denn das Gehörte und Gesehene war fast jedem im Saal aus der Fachliteratur bekannt.

Im weiten Bogen aus der Geschichte und Theorie der Architektur leitete Prof. Werner Durth, TU Darmstadt, den Anspruch an die Baukultur her. Ein Vortrag, der aufzeigte, dass jener immer schon gesellschaftlicher Anspruch in einem Mehr oder Weniger war. Die Ganzheitlichkeit der Baukultur, deren Unteilbarkeit, wurde bestens vermittelt. Nur die Methodik, wie wir sie bewahren an Orten bei denen es sie noch gibt oder sie wieder beleben, verblieb im Dunkeln. Dazu könnte das Forschungsvorhaben des Bundesbauministeriums an seinem Lehrstuhl wohl Aufklärung bringen.

Die Projekte zur Baukultur aus Göttingen, Lübeck, die Kids-Klinik, die Smiley Barracks in Karlsruhe und das Servicezentrum für den Maschinenbauer Trumpf in Ditzingen zeigten, dass es immer die Menschen, die Teams sind, die in der Gemeinschaft hervorhebenswertes bewirken. Dabei wurde sehr deutlich, dass der Kompetenzstreit zwischen Architekten und Ingenieuren nur ein theoretisches Gebilde ist, praxis- und lebensfremd im Alltag des Bauens, denn dort entsteht Bewundernswertes nur mit Ingenieuren und Architekten. Prof. Mike Schlaich ist dafür bei den Ingenieuren, ebenso wie Ove Arup oder Werner Sobek, ein Paradebeispiel mit seiner Referenzliste, in der fast jeder Globalplayer-Architekt sich wiederfindet.

Auch die Architektur- und Ingenieurbauprojekte am Nachmittag waren keine Unbekannten und wandelten sich zu Werkschauen, dienten personalisierter Imagepflege. Zu knapp die Zeit für einen intensiven Dialog zwischen Podium und Publikum, für einen fachlichen Exkurs zu Anspruch, Netzwerk, Methodik und Wege der Bundesstiftung Baukultur. Zu wenig Zeitbudget, um sich über die möglichen Wege der Bundesstiftung Baukultur auszutauschen, wie sie die Österreicher mit ihrer Bundesstiftung und den Länderstiftungen, den Architekturzentren bereits vor Jahren gegangen sind.

Interessant das internationale Netzwerk, die Projekte des Deutschen Architekturmuseums in Frankfurt am Main, die der neue Direktor Peter Cachola Schmal erstmals vorstellte. Den Platz, den die Bundesstiftung Baukultur einnimmt, soll ein unabhängiger sein, so der Staatssekretär im Bundesbauministerium Engelbert Lütke Daldrup. Auch für ihn sei die finanzielle Ausstattung der Bundesstiftung mit 7 Millionen Euro bis 2010 kein dickes Polster und es würde der Stiftung somit ungleich schwerer fallen gegenüber dem BUND oder der Deutschen Stiftung Denkmalschutz in der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden. Hier forderte er zu einem Netzwerkwirken und zur Zustiftungs- und Spendenbereitschaft der Architekten, Planer, Ingenieure, dem Baugewerbe und der Bauindustrie auf, denn, so Lütke Daldrup, nur mit ihrem finanziellen Engagement kann die Bundesstiftung auf Dauer lebensfähig und wirkungsvoll werden.

Die Tagungen werden fortgeführt, der Förderverein zur Bundesstiftung Baukultur bleibt erhalten und die Initiative Architektur und Baukultur des Bundesbauministeriums soll auch nicht in der Bundesstiftung aufgehen. So bleibt die Basis breit, die Hoffnung auf Wahrnehmung groß und der Wille zur Förderung der Baukultur fest verankert. Bei den 200 Fachleuten, die den Tag in der Akademie zum Zuhören nutzten, war es deutlich spürbar. Bleiben jetzt noch die Häuslebauer, die Bausparkassen, die Developer, die Immobilienmakler, die Bauträger, die Bauhandwerker, die Bauunternehmer, die Banken, die Sparkassen, die Kommunen und Gemeinden, deren kommunale Betriebe, die Bundesländer und natürlich auch die anderen Ressorts in der Bundesregierung, die mittelbar oder unmittelbar auch mit der gebauten Umwelt über ihre Förderungen und Leitbilder
zu tun haben. Eine Aufzählung, die natürlich nicht abgeschlossen sein kann.

Zwei Tage zuvor schloss die 9. EXPO REAL in München als größte Gewerbeimmobilienmesse Europas mit neuen Rekordzahlen bei Gästen und Ausstellern ihre Tore: dort war alles Architektur, nur wenige sprachen darüber und kaum jemand verwies auf die Entwurfsverfasser. Die Rede von Baukultur konnte man in München nicht vernehmen. Sie bleibt ein weites Feld...

veröffentlicht am 03.11.2006 von Birgit Kohlhaas · Rubrik(en): News, Stiftung Baukultur Thüringen

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