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Gestaltung der Freiflächen der FH Nordhausen

Städtebaulicher Ideenwettbewerb und Landschaftsarchitektonischer Realisierungswettbewerb

Auslober

Staatsbauamt Erfurt'

Vorprüfer

PAD Baum.Freytag.Leesch Architekten, Weimar

Ergebnis

Das Preisgericht tritt am 15. November 2001 um 9.00 Uhr im Seminarraum in Haus-Nr. 28 auf dem Campus der Fachhochschule Nordhausen zusammen. Für den Auslober begrüßt Herr Behrens die anwesenden Preisrichter. Im Anschluß wird die Anwesenheit des Preisgerichts namentlich festgestellt. Es sind erschienen
als Fachpreisrichter:

  • Herr Prof. Fred Angerer, Architekt, München;
  • Herr Dipl.-Ing. Peter Kluska, Landschaftsarchitekt, München;


als Sachpreisrichter:

  • Herr MR Alfred Klauer, Thür. Ministerium für Wissenschaft;
  • Frau Barbara Rinke, Bürgermeisterin Nordhausen;


als stellvertretende Fachpreisrichter:

  • Herr MR Klaus Behrens, Architekt, Thür. Finanzministerium;
  • Herr BD Mathias Schrader, Staatsbauamt Erfurt;


als stellvertretende Sachpreisrichter:

  • Herr Martin-Rudolf Kellner, Kanzler FH Nordhausen;


als Sachverständige:

  • Herr Dipl.-Ing. Hans-Jürgen Grönke, Stadt Nordhausen;
  • Herr Mathias Heller, Thür. Finanzministerium;
  • Frau Dipl.-Ing. Edith Jahn, FH Nordhausen;
  • Frau Dipl.-Ing. Inge Klaan, Stadt Nordhausen;
  • Herr Dr. Rolf Pfeifer-Will, Studentenwerk Erfurt-Ilmenau;
  • Frau Anke Simchen, Staatsbauamt Erfurt;
  • Frau Rita Weinmann, Staatsbauamt Erfurt;
  • Frau Dipl.-Ing. Andrea Ziegenrücker, Erfurt;
  • Herr Prof. Rainer Vollmer, FH Nordhausen;


als Vorprüfer (Büro PAD, Weimar):

  • Herr Dipl.-Ing. Thomas Freytag;
  • Herr Dr.-Ing. Matthias Leesch;
  • Frau Veronika Noack.


Von den Fachpreisrichtern können Herr Renigard Baron und Herr Michael Dane an der Preisgerichtssitzung nicht teilnehmen, an ihre Stelle rücken Herr Klaus Behrens und Herr Mathias Schrader. Von den Sachpreisrichtern wird Herr Prof. Juckenack erst zu einem späteren Zeitpunkt an der Preisgerichtssitzung teilnehmen können. Bis dahin wird er von Herrn Martin-Rudolf Kellner vertreten.
Herr Behrens bestätigt die Vollzähligkeit des Preisgerichts und leitet die Wahl des Vorsitzenden.
Aus dem Kreis der Fachpreisrichter wird Herr Prof. Fred Angerer einstimmig mit einer Enthaltung zum Vorsitzenden des Preisgerichts gewählt. Herr Prof. Angerer nimmt die Wahl an und bedankt sich für das Vertrauen. Als Stellvertreter des Vorsitzenden wird Herr Peter Kluska einstimmig gewählt.
Der Vorsitzende prüft die Anwesenheitsliste und stellt fest, daß alle Fach- und Sachpreisrichter, ihre Stellvertreter, die Sachverständigen,
Vertreter des Auslobers, die Vorprüfer und Helfer nach GRW 1995 anwesenheitsberechtigt sind.
Der Vorsitzende bestimmt als Protokollführer Frau Noack, Büro PAD.

Alle zur Sitzung des Preisgerichts zugelassenen Personen geben die Versicherung ab:

  • keinen Meinungsaustausch mit Wettbewerbsteilnehmern über die Wettbewerbsaufgabe und deren Lösung geführt zu haben sowie während der Dauer des Preisgerichts nicht zu führen;
  • bis zum Preisgericht keine Kenntnis der Wettbewerbsarbeiten erhalten zu haben, sofern sie nicht an der Vorprüfung mitgewirkt haben;
  • die vertraulichen Behandlung der Beratung zu gewährleisten;
  • daß aus ihrer Sicht die Anonymität aller Arbeiten gewahrt ist.


Der Vorsitzende fordert die Anwesenden auf, bis zur Entscheidung des Preisgericht alle Äusserungen über vermutliche Verfasser zu unterlassen. Er versichert dem Auslober, den Teilnehmern und der Öffentlichkeit die größtmögliche Sorgfalt und Objektivität des Preisgerichts nach den Grundsätzen der GRW.
Das Preisgericht beginnt seine Beratung mit der Besprechung der Wettbewerbsaufgabe. Dabei werden die wesentlichen Inhalte der Aufgabenstellung und ihre Rahmenbedingungen vor dem Informationsrundgang im einzelnen dargelegt.
Danach erstattet die Vorprüfung ihren Bericht. Im allgemeinen Bericht des Vorprüfers wird festgestellt, daß bei verschiedenen Arbeiten die rechtzeitige Abgabe der Unterlagen nicht erkennbar ist und die Verfasser deshalb bei einer Prämierung den entsprechenden Nachweis zu liefern haben. Neben der sachlichen Prüfung erfolgte die inhaltliche Prüfung der einzelnen Arbeiten. Das Ergebnis wurde von der Vorprüfung in einer Broschüre festgehalten und allen Mitgliedern des Preisgerichtes übergeben.
Alle abgegebenen 21 Arbeiten werden zum Verfahren zugelassen.
In einem Informationsrundgang (10:00 - 12:00 Uhr) werden die einzelnen Entwürfe von der Vorprüfung wertfrei erläutert. Entwurfsidee und -absichten der Verfasser sowie die wesentlichen Ergebnisse der Vorprüfung werden anhand der Planunterlagen dargestellt.
Herr Prof. Christian Juckenack nimmt ab 11:15 Uhr als Sachpreisrichter an der Preisgerichtssitzung teil.
Die Probleme der Aufgabe und die Beurteilungskriterien werden in anschließender Diskussion durch das Preisgericht präzisiert.Das Preisgericht unterbricht seine Tätigkeit für eine Mittagspause von 12:30 - 13:00 Uhr.

Um 13:00 Uhr beginnt der erste wertende Rundgang mit einer kritischen Beurteilung der Arbeiten und Feststellung von grundsätzlichen und schwerwiegenden städtebaulichen Mängeln. Die Entwürfe mit folgenden Tarnzahlen werden einstimmig ausgeschieden:
1357, 1358, 1361, 1369, 1370, 1374, 1376.

Es verbleiben somit 14 Arbeiten im weiteren Verfahren.Im anschließenden, zweiten wertenden Rundgang (14:00 Uhr) werden die verbliebenen Arbeiten strenger untersucht. Mängel im Gesamtkonzept und funktionelle Mängel führen zum Ausschluß der Entwürfe:

Tarnzahl 1363 - Stimmenverhältnis 4:3
Tarnzahl 1366 - Stimmenverhältnis 6:1
Tarnzahl 1367 - Stimmenverhältnis 6:1
Tarnzahl 1368 - Stimmenverhältnis 6:1
Tarnzahl 1372 - Stimmenverhältnis 7:0
Tarnzahl 1373 - Stimmenverhältnis 7:0
Tarnzahl 1375 - Stimmenverhältnis 7:0

Somit verbleiben 7 Arbeiten im Verfahren.
Herr Prof. Angerer stellt den Antrag, die Arbeit mit der Tarnzahl 1363 in das Verfahren zurückzuholen. Dieser Antrag wird einstimmig angenommen. Somit verbleiben 8 Arbeiten im Verfahren. Die Arbeiten 1356, 1359. 1360, 1362, 1363, 1364, 1365, 1371 werden als engere Wahl beschlossen und durch je einen Fach- und Sachpreisrichter schriftlich beurteilt (15:00 - 16:30 Uhr).
Die Beurteilungen werden vor den jeweiligen Arbeiten verlesen, diskutiert und genehmigt (17:30 Uhr).
Nach Kenntnisnahme der Beurteilungen und eingehender Diskussion beschließt das Preisgericht mehrheitlich die Rangfolge der Entwürfe der engeren Wahl (das Stimmenverhältnis ist in Klammern angegeben):

1. Preis: Arbeit 1356 (7 : 0)
2. Preis: Arbeit 1359 (7 : 0)
3. Preis: Arbeit 1371 (7 : 0)
4. Preis: Arbeit 1362 (6 : 1)
5. Rang: Arbeit 1360 (6 : 1)
5. Rang: Arbeit 1365 (6 : 1)
5. Rang: Arbeit 1364 (4 : 3)
8. Rang: Arbeit 1363 (4 : 3)

Das Preisgericht beschließt einstimmig die Verteilung der Preise und Ankäufe entsprechend der Auslobung:

1. Preis: Arbeit 1356 42 000,00 DM
2. Preis: Arbeit 1359 28 000,00 DM
3. Preis: Arbeit 1371 18 500,00 DM
4. Preis: Arbeit 1362 12 500,00 DM
Ankauf: Arbeit 1360 8000,00 DM
Ankauf: Arbeit 1365 8000,00 DM
Ankauf: Arbeit 1364 8000,00 DM

Nachrücker für den Fall, dass einer der Preisträger nicht teilnahmeberechtigt ist, ist die Arbeit 1363 (Engere Wahl).
Das Preisgericht empfiehlt dem Auslober einstimmig, für die Bearbeitung des landschaftsarchitektonischen Realisierungsteils den Entwurf des 1. Preisträgers zu Grunde zu legen und diesen mit der Realisierung zu beauftragen.
Das Protokoll wird verlesen, einstimmig verabschiedet und unterschrieben. Der Vorsitzende des Preisgerichts überzeugt sich von der Unversehrtheit der Umschläge der Verfassererklärungen. Die Briefumschläge werden geöffnet und die Namen der Verfasser verlesen:

1. Preis: Arbeit 1356
LA: Holgar Ehrensberger, Jena
A: Antje Osterwold, Matthias Schmidt, Weimar

2. Preis: Arbeit 1359
LA: Ulrich Ihle, Weimar
A: Karsten Bauer, Weimar

3. Preis: Arbeit 1371
LA: Edgar Tautorat, Ammendorf
A: hjp-Architekten, Jena / Grafenrheinfeld

4. Preis: Arbeit 1362
LA: Gabriele Kiefer, Berlin
A: Beyer Hoffmann Architekten, Berlin

Ankauf: Arbeit 1365
LA: Karl-Georg Rau, Weimar
A: Eckhart Hartmann, Weimar

Ankauf: Arbeit 1360
LA: Sandra Bartoli, Berlin
A: Christof Strümpel, Berlin

Ankauf: Arbeit 1364
LA: Werksgruppe Gruen, Erfurt
A: Werksgruppe Weinbrenner, Nürtingen

Eng. Wahl: Arbeit 1363
LA: Karsten Götze, Nordhausen
A: Michael Becke, Nordhausen

LA = Landschaftsarchitekt , A = Architekt / Stadtplaner

Die vollständigen Verfasserangaben und die Verfasserangaben der ausgeschiedenen Arbeiten sind im Anhang wiedergegeben.Herr Prof. Angerer bedankt sich bei allen Beteiligten für die engagierte Mitarbeit. Er bedankt sich bei der Vorprüfung für die hervorragende Vorbereitung und Mitwirkung während der Preisgerichtssitzung. Die Vorprüfung wird entlastet. Herr Prof. Angerer bedankt sich bei den Teilnehmern des Preisgerichts für die Mühe und Leistungen und gibt den Vorsitz an Herrn Behrens zurück.
Herr Behrens dankt im Namen des Auslobers für die hervorragende Arbeit des Preisgerichts, insbesondere dem Vorsitzenden für die überzeugende Leitung. Er dankt auch der Vorprüfung für die sorgfältige Vor- und Mitarbeit. Es wird vereinbart, die Ausstellung der Arbeiten am 26. November 2001 um 13.00 Uhr im Seminarraum von Haus 28 auf dem Campus der FH Nordhausen zu eröffnen. Herr Behrens und Herr Schrader werden bei der Eröffnung anwesend sein und die Entscheidung erläutern.

Schluss der Sitzung: 18:20 Uhr.

Beurteilungen der Engeren Wahl
1. Preis - 1356
Die klare, eindeutige Struktur der Arbeit zeichnet sich durch eine gute Verbindung zu den vorhandenen Plätzen und Gebäuden aus. Der zentrale Platz sowie die Aussichtsterrasse werden sensibel in den Bestand eingefügt und schaffen gleichermaßen die räumliche Verbindung zur Stadt. Es gelingt, auch die unteren Teile mit einfachen Mitteln anzubinden, um schließlich in den Landschaftsraum überzuleiten. Die Plazierung der Bibliothek ist geschickt in die vorhandene Gebäudestruktur eingefügt. Insbesondere verstärkt die Wechselwirkung zwischen vorhandenen Plätzen und neuem Zentralen Platz die Möglichkeiten einer interessanten Fassadengestaltung mit mehrfachen Bezügen und Ausrichtungen. Die Eingangssituation der Bibliothek ist hierbei funktionell wie gestalterisch schlüssig angeboten.
Mit der Positionierung der Bibliothek am Eingang Weinberg und in Zusammenhang mit Verwaltung, Servicezentrum und Festhalle wird eine neue Mitte geschaffen, die auch in angrenzende Bereiche hineinwirkt. Dadurch gelingt die Vernetzung wichtiger Funktionen. Der vorgeschlagene zentrale Platz ist terrassiert angelegt und folgt mit Treppen, Mauern, Hecken und Rampen geschickt der vorhandenen Topographie bei gleichzeitiger Großzügigkeit. Die westlich vom Servicezentrum (Haus 18) angebotene Terrasse mit Aussichtsmöglichkeit über das Gelände und in die Landschaft reagiert auf ein Bedürfnis nach Orientierung beim Betreten des Geländes. Die Treppenanlage in den südlichen Hochschulbereich hinein ist gut positioniert und bietet gute Möglichkeiten zur Nutzung der angrenzenden Wiesenflächen. Der Steg zwischen Bibliotheksneubau und Haus 10 begrenzt die Durchfahrtshöhe der vorhandenen Straße. Die lichte Höhe von 3,20 m führt zu erheblichen Einschränkungen für Versorgungsfahrzeuge zur Andienung der Mensa, die an der Nordseite von Haus 10 erfolgen muß.
Die Zufahrt zum geplanten Parkplatz an der Kleiststraße erscheint wegen des zu überwindenden Höhensprungs von 2 m nicht nproblematisch.Der Entwurf sieht auf dem momentanen Sportplatz eine vereinzelte Bepflanzung vor, die einer späteren Benutzung dieses Platzes als Freizeiteinrichtung entgegensteht.

1359 - 2. Preis
Der Verfasser schlägt vor, den Campus an der südlichen Grenze zur Halleschen Straße mit einem neu zu schaffenden Gebäuderiegel abzuschließen (Nutzung: kommerzielle Sporteinrichtung). Die nördliche und östliche Campusgrenze werden mit einer Baumreihe zum Straßenraum abgegrenzt. Lediglich für die Zufahrten zu den drei dezentralen Parkplätzen werden Öffnungen freigehalten. Dadurch erhält der Campus zu diesen Seiten einen eher introvertierten Charakter. Zum Friedhof bildet eine lockere Bepflanzung einen fließenden Übergang.
Ausgehend vom Friedhof wird über den Sportplatz bis zu den Werkstätten ein Grünzug ausgebildet. Im Gegensatz dazu erfährt der fußläufige Eingangsbereich an der Weinbergstraße eine starke Verzahnung mit der vorhandenen Wohnbebauung durch die Weiterführung eines neuen Gebäuderiegels. Danach öffnet sich die Weinbergstraße platzartig und bildet mit der neuen Bibliothek wie selbstverständlich die neue Mitte des Campus. Die Längskante des Neubaus formiert mit den vorhandenen drei Lehrgebäuden (Haus 18, 19, 20) einen weiteren interessanten "Klausurplatz". Die Bibliothek besitzt eine Scharnierwirkung zwischen diesen beiden Plätzen.
Als Bezug zum historischen Weinberg haben die Verfasser einen Obsthain nördlich des Bibliotheksplatzes angeordnet. Die Topographie des Geländes soll durch eingelassene Betonleisten unterstrichen werden.
Die Wohnbebauung einschließlich Mensa und Kultursaal werden richtig erschlossen. Lediglich die Andienung der Mensa ist zu klären. Insgesamt ist das vorgeschlagene Konzept schlüssig und wird als sehr wertvoller Beitrag betrachtet.

1371 - 3. Preis
Die Schaffung der neuen Mitte über die Herausarbeitung der Besonderheit der Südhanglage zwischen Mensa und Gebäude 18 ist in diesem Entwurf sehr gelungen. Es wird ein überzeugendes städtebauliches Ensemble gebildet. Die Ausbildung der Terrasse schafft eine hohe Aufenthaltsqualität im Außenbereich. Bemerkenswert ist, daß alle konzeptionellen Veränderungen aus dem richtigen Umgang mit dem vorhandenen Gelände entspringen.
Die Standortwahl der neuen Bibliothek und die architektonische Durcharbeitung des Baukörpers runden die gesamte Idee ab. Der grüne Wiesenhang im Süden bildet eine wesentliche Ergänzung des zentralen Platzgefüges. Die damit entstehende Teilung in Kommunikation, Technik, Parken und Wohnen ist in diesem Konzept sinnvoll heraus gearbeitet.
Problematisch ist die Erschließung der Parkplätze westlich des Gebäudes 34, weil dadurch weite Umwege entstehen. Nicht überzeugend ist die Anordnung und Besetzung des südwestlichen Geländes durch Sportplätze aller Art. Das Angebot entspricht nicht den Anforderungen der Fachhochschule. Die vorhandenen landschaftlichen Qualitäten werden nicht genutzt.
Die Anordnung der Erweiterungsflächen für Wohnen ist städtebaulich nachvollziehbar. Problematisch ist jedoch die Anordnung der neuen Gebäude. Sinnvoller erscheint eine Anordnung entlang der Kleiststraße.
Die Aussagen dieser Arbeit zum Kernbereich des Campus stellen einen sehr guten Lösungsansatz dar.

1362 - 4. Preis
Der Entwurf betont die vorhandenen Achsen auf dem Campus. Die Weiterentwicklung von linearen Grundstrukturen betont nicht nur eine singuläre Mitte des Campus, sondern schafft eine Abfolge von hochwertigen städtebaulichen Räumen. Parallel dazu definiert er durch die Anordnung differenzierter Plätze eine neue Mitte.
Innerhalb diese Ensembles bildet die Bibliothek eine klare Raumkante. Da der Baukörper halb in den Hang integriert ist, tritt die Bibliothek städtebaulich nicht als exponiertes Element hervor. Innerhalb des linearen Struktursystems kann der Entwurf zur Bibliothek insgesamt als gelungen gelten.
Die Erschließung der Parkplätze erfolgt getrennt von der übrigen Erschließung des Campus. Diese Konzeption wird als konsequent eingeschätzt, ebenso die Gesamterschließung vom Süden bis zum zentralen Bereich.
Hervorzuheben ist auch die Einbeziehung des Landschaftsraumes von Südosten bis zu dem Bereich der technischen Gebäude. Wenig überzeugen kann die gesamte Abwicklung an der Kleiststraße im Norden inklusive des Parkplatzes und der Tennisplätze.
Trotz mancher Schwächen findet der Entwurf für die Gestaltung im zentralen Bereich eine eigene Ausdrucksweise, wonach der Gesamtentwurf insgesamt positiv zu bewerten ist.

1360 - 5. Rang
Die städtebauliche Struktur der Arbeit zeichnet sich durch einen behutsamen Umgang mit dem Bestand aus, bereinigt die Eingangsituation und verbindet die vorhandenen zentralen Anlagen zu einem Gesamtzusammenhang. Hierbei entsteht eine positive Verknüpfung mit dem Grünraum, insbesondere im südlichen Bereich. Eine Nutzung der Seminarhäuser erscheint allerdings unrealistisch.
Mit der Anordnung der Bibliothek unter der vorhandenen Terrasse des Kulturhauses bietet der Verfasser eine interessante Bereicherung des Spektrums möglicher Standorte an. Bewiesen wird hierbei ein großzügiger und gekonnter, weil selbstverständlich erscheinender Umgang mit den so erreichten Freiflächen. Bei näherer Betrachtung scheint diese Lösung allerdings nicht unbedingt notwendig. Die Lösung ist weder semantisch bedeutungsvoll, etwa als Beispiel sparsamen Umgangs mit der Ressource Fläche, noch bautechnisch wie funktionell angemessen.
Die Freiraumgestaltung ist gekennzeichnet durch die Aufnahme und Fortsetzung des Motivs der Baumreihen als lineares Element. Baumpflanzungen im Südteil verdichten den Baumbestand auf unspektakuläre Weise zur Parklandschaft . Der zentrale Platz vor der Bibliothek wird als großzügige geneigte Ebene aufgefasst. Ein Baumsaal mit Sitzelementen verspricht eine gute Aufenthaltsqualität. Zwar sollte die Gestaltung des Platzes urban sein, eine zu große Ähnlichkeit zu innerstädtischen Plätzen jedoch vermieden werden.
Die den Hörsaal- und Lehrgebäuden vorgelagerten Platzbereiche sind ausreichend dimensioniert und qualitätvoll gestaltet. Die vorgesehene BGF für den Bibliotheksneubau ist um 900 m2 unterdimensioniert; die perspektivisch einbezogene Nutzung von Kellerräumen des Mensagebäudes (Gebäude 8/10) zugunsten der Bibliothek kollidiert mit der gegenwärtigen Nutzung (Lagerflächen Mensa).
Im übrigen ist die Lage der Bibliothek im Hinblick auf die Orientierung auswärtiger Nutzer ungünstig, da der diesbezügliche Hauptzugang
aus Richtung Weinberg erfolgt.
Die Gestaltung der Freiflächen, insbesondere der sogenannten "Neuen Mitte", ist abhängig vom Neubau der Bibliothek, da diese Freiflächen erst nach Fertigstellung des Bibliotheksneubaus realisiert werden können.
Ein Parkplatz mit 55 Stellplätzen ist dicht an der "Neuen Mitte" angesiedelt. Unter dem Gesichtspunkt, daß der Campus von PKW-Verkehr möglichst freigehalten werden sollte, ist diese Lage ungünstig. Der Parkplatz im Bereich der Wohnheime ist über eine Rampe an die Kleiststraße angebunden, deren Gefälle sehr problematisch ist.

1365 - 6. Rang
Die Anordnung der Bibliothek und der damit entstehende neue städtebauliche Raum schaffen eine neue Qualität im Zentrum des Campus. Der schon bestehende Platz vor dem Hörsaalgebäude (Haus 19) wird durch eine weitere Gebäudekante gefaßt.
Die Grundfigur des Baukörpers überzeugt jedoch nicht. Die beabsichtigte Verbindung vom Bibliotheksplatz zum Kultursaal mit sogenannter "Agora" wirkt zu monumental. Das Gestaltungselement "Forum" kann in der vorgesehenen Eigenständigkeit und im vorgeschlagenen Anschluß an den Bibliotheksplatz nicht erkannt werden.
Die Haupterschließung von Süden und die damit verbundene Konzentration der notwendigen Stellplätze ist gelungen. Dies gilt auch für die Fahrverbindung zum oberen Geländeteil.
Über die optionale Flächen Wohnen und Sport werden keine konkreten Aussagen getroffen.Die Grundhaltung dieser Arbeit trifft nicht die wesentlichen Merkmale der örtlichen Situation.

1364 - 7. Rang
Zur Halleschen Straße wird ein städtebaulicher Rücken durch ergänzende Büro- und Institutsbauten sowie den Ersatzneubau der Sporthalle gebildet. Die neue Bibliothek bildet die westliche Raumkante des zentralen Platzes und markiert den Eingangsbereich am Weinberg durch die vorgeschobenen Obergeschosse.
Das Forum ist in seiner Größe ungegliedert. Die Schaffung dieser ebenen Fläche ist nur durch die Einordnung aufwändiger Stufenanlagen möglich. Die Aufenthaltsqualität erscheint trotz Wasserbecken zweifelhaft.
Die vorgeschlagenen Baumreihen sollen an die künstliche Terrassierung eines Weinberges erinnern. Die notwendige Anbindung der vorhandenen Bebauung wird ignoriert. Insgesamt verharrt der Verfasser bei der inneren Erschließung in einer eher abstrakten, schematischen Form.
Die neue Zufahrt, deren Versatz zur Einmündung der Thomas-Müntzer-Straße kritisch gesehen wird, führt zum zentralen Parkplatz mit über 300 Stellplätzen. Eine weitere Zufahrt zu einem Parkplatz ist an der Kleiststraße geplant. Dieser ist in seiner Kapazität für die Wohnheime viel zu klein dimensioniert. Die Weinbergstraße soll am neu geschaffenen Forum enden und hat keine Verbindung mehr nach Osten zum Stresemannring. Dadurch wird die bestehende Linienführung des ÖPNV erheblich beeinträchtigt.

1363 - 8. Rang
Die Arbeit strukturiert die vorhandene Liegenschaft in zwei Schwerpunktbereiche, so daß die Landschaft in den Zwischenbereich hineingezogen werden kann. Die Erschließung erfolgt über zwei Achsen direkt in die so entstehenden Platzanlagen. Die Vernetzung mit der Stadt durch Baumreihen ist gut gedacht, im Kreuzungsbereich der Bundesstraße jedoch problematisch. Die graphische Rasterung der an sich gut ausgearbeiteten Platzstrukturen wirkt eher störend.
Der Baukörper der Bibliothek versucht, in Standort und geometrischer Ausbildung die Verbindung zwischen den vorhandenen Platzsituationen herzustellen, vermag aber in seinem formalistischen Ansatz weder raumbildende Beziehungen herzustellen, noch semantische Inhalte zu transportieren. Er erscheint ebenso technisch übertrieben wie die ins Bauköperliche umgesetzte Instrumentalisierung der Verkehrsmöblierung (Brücken, Behindertenrampen, Pergolen u.s.w.)
Das Motiv der "Neuen Mitte" mit seiner diagonalen Linienführung aus Wegen, Treppen, Wasserlinien, Lichtbändern setzt sich vom zentralen Platz bis in den parkartigen Grünraum fort und erscheint formal überzogen. Der mittlere Parkbereich dagegen mit seiner der Topographie besser angepaßten Linienführung läßt eine angemessenere Qualität und Nutzung vermuten. Der zwischen den südlichen Lehrgebäuden angeboteneExperimentalgarten wird als Vorschlag gewürdigt, Lehrinhalte zu unterstützen, erscheint in dieser ausgeprägten Form und Funktion jedoch ebenfalls überzogen.
Unter dem Gesichtspunkt, daß nicht nur die sogenannte "Neue Mitte" vom Autoverkehr freizuhalten ist, steht die dezentrale Ansiedlung von insgesamt 7 Parkplätzen diesem Ziel konträr entgegen. Die Aufteilung der Stellplätze für die Wohnheime über das nördliche Gelände entspricht nicht den Vorstellungen der Fachhochschule.

Auslobung

Am 22. Juni 2000 wurde die Belegungsplanung für die FH Nordhausen verabschiedet. Entsprechend dieser Planung konnte die langfristige Entwicklung der Fachhochschule vorrangig im Gebäudebestand realisiert werden. Lediglich für die Bibliothek ist ein Neubau von ca. 2000 m2 BGF erforderlich. Da die FH Nordhausen als neu gegründete Bildungseinrichtung nahezu ausschließlich im vorhandenen Gebäudebestand entwickeltet werden sollte, stellte sie eine Besonderheit in der deutschen Hochschullandschaft dar. Durch die investiven Maßnahmen des Freistaates Thüringen soll etappenweise der Gebäudebestand saniert und den Erfordernissen der FH angepasst werden.
Das Erscheinungsbild der Zugänge zur Fachhochschule und die Anbindung an die Stadt Nordhausen ist unbefriedigend. Die im Rahmen der verschiedenen Etappen der Entwicklung des Standortes entstandene Straßen- und Wegeführung entspricht nicht den Nutzeranforderungen. Dem Campus mangelt es gegenwärtig an Qualität und Identität im Außenraum. Das Leitungssystem der technischen Infrastruktur ist bis auf die Heizung überaltert, teilweise marode und defekt, so dass es öfter zu Havariefällen kommt.

veröffentlicht am 15.11.2001 von Geschäftsstelle AKT · Rubrik(en): News, Wettbewerbe nach RPW: Ergebnisse

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