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Thüringer Preis zur Förderung der Baukultur 2008 geht zweimal nach Bad Langensalza

Presseinformation der Stiftung Baukultur vom 13.10.2008

Der Thüringer Minister für Bau, Landesentwicklung und Medien, Gerold Wucherpfennig, hat heute als Schirmherr des zum zweiten Mal von der Stiftung Baukultur ausgelobten „Thüringer Preises zur Förderung der Baukultur“ gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Jury und Präsident der Stiftung Baukultur, Prof. Dr.-Ing. Gerd Zimmermann, den Preis und die Anerkennungen in Weimar vergeben.

Prämiert werden konnten Beiträge und Initiativen aus den Bereichen Architektur, Städtebau und Ingenieurbau, die beispielhaft und innovativ sind. Vor allem sollten Lösungen herausgestellt werden, die über technisch etablierte Standards hinausgehen sowie die Leistungen der am Bau Beteiligten für die wirtschaftliche, technische, gestalterische, ökologische und soziale Qualität der Bauwerke hervorheben.

Der Preis konnte auch verliehen werden in Anerkennung für fachliche Leistungen, persönliches Engagement, öffentliches Wirken, publizistisches Schaffen oder für die Unterstützung von Institutionen, Gebietskörperschaften, Unternehmen und Personen in ihrem Bemühen um die Erhaltung oder Schaffung einer menschengerecht qualitätsvoll gestalteten Umwelt, zeitgemäßer Architektur und Ingenieurbaukunst.

Preisträger, des mit 5000,00 Euro dotierten Preises, sind zu gleichen Teilen zwei Projekte in Bad Langensalza, die auf sehr unterschiedliche Weise der Zielrichtung des Preises und dem Grundanliegen der Stiftung Baukultur, eine breite Öffentlichkeit für die Qualität unserer gebauten Umwelt zu interessieren und zu sensibilisieren, entsprechen.

Einen Preis erhielt die Planungsleistung für das Projekt „Genial zentral“ – Wohnen an der Stadtmauer in Bad Langensalza des Büros Osterwold Schmidt EXP!ANDER Architekten BDA Weimar.
Am Standort einer Leichtmetallgießerei in der Altstadt Bad Langensalzas ist es gelungen, eine innerstädtische Brachfläche einer neuen Nutzung durch Wohnen und Gemeinbedarf zuzuführen.
Im Ergebnis sind nicht nur die Brachfläche saniert und moderne Wohnformen im Eigentumsbereich in unmittelbarer Innenstadtlage realisiert, sondern in Folge auch die umgebende historische Quartiersbebauung mit neuen Perspektiven versehen.

Die Jury hob insbesondere die komplexe und langfristig angelegte Strategie zur Entwicklung des Quartiers „Enge Gasse“ hervor, die beispielgebend für innerstädtische Brachflächenentwicklung in anderen Städten sein kann und über den Erfahrungsaustausch im Rahmen der Initiative „Genial Zentral“ auch bereits ist.
Dabei ist im Sinne der Förderung der Baukultur die Nutzung der Möglichkeiten der informellen und formellen städtebaulichen Planungsinstrumente durch die Stadt und das klare Bekenntnis zu Planungswettbewerben als Instrument zur Lösungssuche gerade für schwierige und komplexe Planungs- und Entwicklungsaufgaben besonders hervorzuheben.

Überzeugt hat die Verbindung moderner Architektur und Nutzungsansprüche mit den Anforderungen und Gegebenheiten einer historischen, weitgehend unter Denkmalschutz stehenden Altstadt sowie das kooperative Handeln aller Beteiligten (Stadtverwaltung, Stadtrat, Planer, städtische Unternehmen bis zu Finanzinstituten) unter Leitung der Führungsgremien der Stadt.

Den Preis erhielt auch das „Zentrum für Kunst und Humanität“, geleitet von der Fotografin und Künstlerin Maren Krings, eine Initiative ebenfalls in Bad Langensalza.

Neben der architekturbezogenen Bildungsarbeit werden Projekte zum Thema der Integration geistig und körperlich behinderter Menschen in unsere Gesellschaft durchgeführt, mit besonderem Augenmerk auf die Barrierefreiheit im öffentlichen Raum.

Die Jury würdigte diesbezüglich vor allem als beispielhaft die Vermittlung sozialer und räumlicher Erfordernisse und das Projekt als hervorragende Initiative zur Vernetzung vieler Kooperationspartner und Aktivitäten. Neben einer originellen, thüringenweiten Plakataktion gab es eine intensive Pressearbeit mit Schülern.

Dass Barrierefreiheit im Stadtraum und in öffentlichen Gebäuden Erfordernis und zugleich Qualitätsmerkmal ist, zeigten Studenten der Bauhaus-Universität mit behindertenadäquaten Lösungskonzepten für das Salza-Gymnasium und die neue integrative THEPRA-Grundschule.
Neben der engagierten und umfangreichen organisatorischen Leistung beeindruckt das Projekt durch seinen Ideenreichtum und den unkomplizierten kreativen Umgang mit einem gleichwohl ernsten Thema.

Eine Anerkennung erhielt die ARGE Ettersburg (gildehaus.reich architekten bda Weimar und Architekturbüro Dr. Lutz Krause) für die Revitalisierung von Schloss Ettersburg. Bauherr war hier das BIW Bildungswerk BAU Hessen-Thüringen e.V. Erfurt.
Mit dem gesamten Projekt wird beispielgebend nachgewiesen, dass aktive Denkmalpflege wirtschaftliche Ressourcen schaffen kann, ohne den kulturhistorischen Wert zu mindern. In einer gelungenen Symbiose aus persönlichem Engagement Einzelner, privatwirtschaftlicher Initiative, pragmatischem Handeln der Öffentlichen Hand und der intelligenten Pragmatik der Kuratoren Thüringer Baudenkmäler ist mit Schloss Ettersburg ein kulturelles Zentrum der Begegnung und Öffentlichkeit entstanden, das nicht nur für sich, sondern auf lokalen, nationalen und internationalen Ebenen Synergien freisetzt.
Der Umgang mit den Fragmenten des Originalen und deren sensible Ergänzung zu einem modernen Ganzen mit hoher Funktionalität können als Beispiel hochwertiger Baukultur für ähnliche Vorhaben gelten.

Eine weitere Anerkennung erhielt die BVS Architekten Ingenieure GmbH Gera für das Projekt „Bühnen der Stadt Gera“ - Sanierung des großen Hauses und Neubau der Studiobühne. Die Sanierung des Theaters Gera mit dem Neubau der „Bühne am Park“ und die Sanierung der teils barocken, teils englischen Parkanlage „am Küchengarten“ und dem Neubau des Theaterplatzes sind ein hervorragendes Beispiel für die gelungene Kombination einer denkmalgerechten Altbausanierung mit einem zeitgemäßen Neubau, die von einer denkmalgerecht sanierten Freianlage und einem neu gestalteten Stadtplatz in hoher Gestaltqualität zurückhaltend gerahmt werden.
Dabei wirkt das Gesamtensemble der drei unterschiedlichen Entwurfsverfasser, dem Geraer Architekten Klaus Sorger und den Dresdner Landschaftsarchitekten Rehwaldt und Kokenge/Ritter wie „aus einem Guss“. Gerade diese Ganzheitlichkeit ist nach Auffassung der Jury ein wichtiges Element heutiger Baukultur.
Das Projekt stellt eine der wesentlichen städtebaulichen Begleitmaßnahmen der Bundesgartenschau Gera Ronneburg 2007 dar, die zu einer erheblichen Aufwertung der Geraer Innenstadt beigetragen hat.

Die dritte Anerkennung ging an das Büro Vandreike & Co. Architekten für die Kindertagesstätte „Am Jakobsweg“ in Erfurt- Kerspleben.
Der Neubau der Kindertagesstätte „Am Jakobsweg“ in Erfurt- Kerspleben steht beispielgebend für zeitgemäßes Bauen im ländlichen Raum.
Der Anspruch des Entwurfsverfassers, zwischen den gelegentlich polarisierenden Auffassungen: Flachdach = modern, Steildach = nicht modern, eine dritte Betrachtungsweise anbieten zu wollen, darf als gelungen bezeichnet werden. Durch das Aufgreifen des Motivs eines Dreiseitenhofs gelingt es, die Kubatur des Neubaus in die Maßstäblichkeit der Dorfstruktur zu integrieren.
Dem Betrachter, aber sicher auch dem Nutzer, insbesondere den Kindern wird der Bau das Gefühl des Wohlfühlens vermitteln, ebenso wie ein Gefühl für gut proportionierte Baukörper und Innenräume, ein Gefühl für sensible Materialwahl und materialgerechte Farbgebung. Kindgerechte Gestaltung wird nicht mit Formen- und Farbenvielfalt verwechselt, sondern findet ihre Entsprechung in angemessenen Raumproportionen und gelungenen Zonierungen, die Raum für viele Spielarten lassen. Man kann erwarten, dass den Kindern durch diese Erfahrung mit guter Architektur ein Raumgefühl vermittelt wird, das prägend ist und ihnen „Raumkompetenz“ im Sinne der Baukultur vermittelt.

Mitglieder der Jury waren Olaf Langlotz, Abteilungsleiter Städte- und Wohnungsbau, Raumordnung und Landesplanung im Thüringer Ministerium für Bau, Landesentwicklung und Medien, Prof. Dr.-Ing. Gerd Zimmermann, Präsident der Stiftung Baukultur, Stefan Musil, Präsident der Architektenkammer Rheinland-Pfalz und Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung Baukultur Rheinland-Pfalz, Prof. Dr.-Ing. habil. Hans-Ulrich Mönnig, Präsident der Ingenieurkammer Thüringen, Dr. Hannes Hubrich, Vizepräsident der Architektenkammer Thüringen, Gertrudis Peters, Geschäftsführerin Architektenkammer Thüringen und Leiterin des Programmbeirates der Stiftung Baukultur, Sabine Wenzel, Direktorin Bauten und Gärtender der Klassik Stiftung Weimar, Dieter Lücke von der Thüringischen Landeszeitung, Stefan Wolf, Oberbürgermeister der Stadt Weimar.

Die Jury tagte am 7. Juli 2008 in der Bauhaus-Universität Weimar.
Um den Preis bewarben sich insgesamt 42 natürliche sowie juristische Personen.
Alle eingereichten Projekte werden auf den Internetseiten der Stiftung Baukultur vorgestellt.

Prof. Dr.-Ing. Gerd Zimmermann, Präsident der Stiftung Baukultur
und
Dipl.-Ök. Astrid Oestereich, Vorstand der Stiftung Baukultur

veröffentlicht am 14.10.2008 von Birgit Kohlhaas · Rubrik(en): News, Stiftung Baukultur Thüringen

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