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Um wie viel besser ist das Bauen mit Holz?

Eine Fachtagung und vier Online-Workshops der Stiftung Baukultur Thüringen suchten nach Antworten

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Ideenskizze einer „Bauhütte 4.0“ – Innovations- und Produktionsstandort für den urbanen Holzbau, Schumacher-Quartier in Berlin-Tegel, Bild: Copyright: Max Rudolph, Masterthesis-Projekt, TU Berlin

In Thüringen kann Holz als Baustoff eine Erfolgsgeschichte schreiben.

Das Land ist holzreich und lokale Betriebe zur Verarbeitung sind vorhanden. Bauen in Holz ist im allgemeinen Trend. Die Zukunftsforscherin Oona Horx-Strathern beschwört sogar „den Wald als Retter“ – aus plausiblen Gründen: Die CO2-Bilanz im Holzbau ist positiv, die Bauzeit kann reduziert werden und die Lieferwege sind bei lokalem Holz kurz. Wie aber steht es um den Holzbau in Thüringen?

Den Auftakt einer Seminarreihe der Stiftung Baukultur Thüringen machte die Fachtagung „Neuer modularer Holzbau" am 10. September 2021. Die Zahl der Interessierten war überwältigend. Gleichwohl war die Menge des Gezeigten nicht sofort zu verarbeiten. Es gab zahlreiche Rückfragen – auch zur Anwendbarkeit in Thüringen – und großes Interesse, im Thema weiterzudenken. Die Fachtagung beschrieb die ökologischen, städtebaulichen und digitalen Optionen im Holzbau. Gleich zu Beginn umriss Prof. Jürgen P. Kropp vom Potsdam Institut für Klimaforschung (PIK) die klimapolitischen Perspektiven einer Baubranche, die Holz als Baustoff stärker berücksichtigt. Diesen Faden nahm Ulrike Klar, Stadtdirektorin im Referat für Stadtplanung und Bauordnung aus München, auf und präsentierte den Prinz-Eugen-Park. Hier entstanden 600 Wohnungen als gemischtes Quartier in Holzbau. Bezeichnend für das Münchener Projekt waren die anspruchsvollen  Kriterien für Bauträger und die verpflichtende Größenordnung an gefördertem Wohnungsbau.

Jene Aspekte, auf die die Tagung neugierig machte, wurden im Rahmen von vier „hölzernen Mittwochen“ am 17. und 24. November sowie am 1. und 8. Dezember 2021 vertieft. Die Online-Workshops näherten sich dem Thema „Bauen mit Holz“ auf verschiedenen Ebenen und blickten auf die vier Maßstabs- und Gebäudekategorien „Stadt“, „Wohnen“, „Bildung“ und „Gewerbe“. In jeweils zwei bis drei Impulsvorträgen starteten die Gesprächsrunden, um dann mit einem Kommentar und ersten Fragen von Experten und Expertinnen aus Thüringen weitergedacht zu werden.

Der erste Workshop „Holz in der Stadt“ gab Prof. Raoul Bunschoten die Gelegenheit, das Projekt des Schumacher-Quartiers und einer „Bauhütte 4.0“ auf dem ehemaligen Flughafengelände Berlin-Tegel vorzustellen. Hierbei wurde auch über Siedlungstypen gesprochen, die aus Holz gebaut neue Formen des Wohnens ermöglichen.

Im zweiten Workshop „Bauen und Wohnen“ wurde diskutiert. Es stand die Frage im Raum, was geschehen müsste, damit es eine größere zusammenhängende Holzwohnsiedlung in Thüringen geben könnte. In welchem Milieu von Partnern, Bauherrschaft, landesweiter und regionaler Rechtslage könnte Holzwohnbau am besten gedeihen – in Bezug auf Förderungen, Bauleitplanung, Markterwartung etc.? Am Beispiel des geplanten Seesport- und Erlebnispädagogischen Zentrums Kloster (Ludloff Ludloff Architekten, Berlin) wurden zudem die Möglichkeiten experimentellen Wohnens im touristischen Bauen thematisiert.

Die Runde der Teilnehmenden im dritten Workshop „Holzbauten für eine bessere Bildung“ war besonders daran interessiert, wie Räume und Material über den Werkstoff Holz zusammenkommen und wie die Sanierungsaufgaben an Thüringer Schulen vom Holzbau profitieren können. Die Berliner Architektin Marika Schmidt zeigte ländliche Schulbeispiele aus Mecklenburg-Vorpommern, die in diese Richtung gehen.

Der letzte Workshop zu „Holz im Gewerbebau“ blickte auf gestalterische Defizite von Gewerbebauten und analysierte ihre Rolle im Ortszusammenhang. Wie Holz hier auch als Werbeträger – und fast schon als Ornament – wirken und was es technisch leisten kann, zeigten höchst konträr gestaltete Beispiele zweier bayerischer Büros: Brückner & Brückner Architekten aus Tirschenreuth und F64 Architekten aus Kempten.

Die gesamte Runde zum Mitreden und Diskutieren zu bringen, war das Ziel, jedoch im Online-Format nicht einfach umzusetzen. Die Anzahl der Teilnehmenden lag teils bei mehr als fünfzig Personen. Über die Chatfunktion konnten Meinungen, Fragen und Ansichten in die Diskussion hineingetragen werden.

Die Workshops gaben gleichwohl die Gelegenheit eines Erkenntniswegs über alle vier Veranstaltungen. Zahlreiche Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten alle vier oder drei der Workshops gebucht. Aufschlussreich war die Herkunft der Teilnehmenden, die zu Beginn bzw. zum Ende jedes Workshops digital abgefragt wurde: Eine Mehrheit kam aus den planenden Berufen, jedoch waren immer auch Beteiligte aus Handwerk, Verwaltung und Forschung dabei. Diese Form der zusammenhängenden Themenarbeit gilt es seitens der Stiftung Baukultur Thüringen weiterzuverfolgen.

Ulrich Wieler,
Stiftung Baukultur Thüringen

Vorträge zum Nachhören auf dem YouTube-Kanal der Stiftung Baukultur Thüringen:

veröffentlicht am 03.01.2022 von Björn Radermacher · Rubrik(en): News, Stiftung Baukultur Thüringen, Fortbildungen

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