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Fünf Preisträger aus ganz Thüringen

Architektenkammer verleiht „architektourpreis 2013“

architektourpreis 2013, Bild: AKT

Ein Mehrfamilienhaus in Erfurt (Hardt . Scheler + Partner, Erfurt), ein umgebauter Bauernhof in Buttelstedt (Architekturbüro Kohl, Weimar, DANE Landschaftsarchitekten, Weimar), das Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar (arge Architekturbüro Dr. Lutz Krause / gildehaus.reich architekten BDA, Weimar), eine Leichtathletikanlage in Bad Langensalza (Casparius Architekten & Ingenieure, Erfurt) und ein Bio-Gewächshaus in Gera (BVS Architekten und Ingenieure, Gera) sind die Gewinner beim „architektourpreis 2013“. Das gab die Architektenkammer Thüringen anlässlich der Preisverleihung am 7. Juni im Haus Dacheröden in Erfurt bekannt. Unter Vorsitz von Dr. Hannes Hubrich, Vizepräsident der Kammer, kürte die Jury unter 165 teilnehmenden Objekten fünf gleichrangige Preisträger.

„Einzelne ausgewählte Aspekte einer Bauaufgabe hat das Preisgericht dabei besonders gewürdigt, auch mit dem Ziel, das Augenmerk der Politik auf derartige zukunftweisende Ansätze zu lenken“, erklärt Hartmut Strube, Präsident der Architektenkammer Thüringen. Und fügt an: „Die ausgezeichneten Gebäude und Freianlagen stehen stellvertretend für zeitgemäße Architektur, für Kreativität und Fachkunde der Architekten, Landschafts- und Innenarchitekten sowie Stadtplaner in Thüringen.“

Die Preisträger

  • Mehrfamilienhaus einer Baugemeinschaft Erfurt
    Planungsbüro: Hardt . Scheler + Partner, Freie Architekten Ingenieure, Erfurt
    Bauherr: GbR Brühler Straße 1, Erfurt
  • Umbau Bauernhof in Wohnhaus und Garten Buttelstedt OT Nermsdorf
    Planungsbüros: Architekturbüro Kohl, Weimar | DANE Landschaftsarchitekten • Stadtplaner • Ingenieure, Weimar
    Bauherr: Michael Dane und Grit Hasselmann, Buttelstedt OT Nermsdorf
  • Sanierung/Erweiterung Goethe- und Schiller-Archiv Weimar
    Planungsbüros: arge gs / archiv - Architekturbüro Dr. Lutz Krause / gildehaus.reich architekten BDA, Weimar
    Bauherr: Klassik Stiftung Weimar
  • Freiflächengestaltung Leichtathletikanlage Bad Langensalza
    Planungsbüro: Casparius Architekten & Ingenieure, Erfurt
    Bauherr: Stadt Bad Langensalza
  • Bio-Gewächshaus Biohof Aga Gera
    Planungsbüro: BVS Architekten und Ingenieure GmbH Architekt Dipl.-Ing. Klaus Sorger, Gera
    Bauherr: Ortsvereinigung Lebenshilfe Gera Stadt / Land e. V., Gera

Zum Preis

Mit dem „architektourpreis“, den die Architektenkammer Thüringen seit 2005 alle zwei Jahre auslobt, wird beispielhafte Architektur im Rahmen der Veranstaltungsreihe „tag der architektouren“ gewürdigt. Erneut verlieh die Jury die Auszeichnung unter allen teilnehmenden Objekten des aktuellen sowie des vorigen Jahres. Der „architektourpreis“ zielt weniger auf die Größe oder den gesellschaftlichen Rang der Projekte. Gesucht sind vielmehr Beispiele, die durch ihre funktionelle, formale oder technische Lösung überraschen, die originell sind oder verblüffend einfach, die auf besondere Weise auffallen oder eher bescheiden sind, Bauten, die kompromisslos innovativ sind oder auf erfrischende Art Traditionsbewusstsein und Moderne miteinander verbinden. Der Preis hebt die Vielseitigkeit alltäglicher Architekturaufgaben hervor. Das heißt, die Menge realisierter Vorhaben ins Blickfeld zu rücken, die für das allgemeine Qualitätsniveau der Architektur und damit der Baukultur in Thüringen mindestens so wichtig sind wie die großen, spektakulären Projekte.

Auszüge aus den Beurteilungen des Preisgerichts

Preisträger
Mehrfamilienhaus einer Baugemeinschaft Erfurt
Planungsbüro: Hardt . Scheler + Partner, Freie Architekten Ingenieure, Erfurt
Bauherr: GbR Brühler Straße 1, Erfurt

Nicht etwa eine Wohnungsgesellschaft, ein Projektentwickler oder ein Bauträger haben hier auf dem Wege des geringsten Widerstandes bestimmt, wie vermeintliche Bedürfnisse realisiert werden, sondern die in einer Baugemeinschaft verbundenen künftigen Bewohner und Eigentümer haben dies in einem durch die Architekten moderierten Prozess miteinander verhandelt. So sprechen beispielsweise die weit ausladenden Balkone auf der Hofseite oder ein individuelles Fensterformat auf der Straßenseite für ganz spezielle Wünsche der künftigen Bewohner. Dass trotzdem keine architektonische Willkür und Beliebigkeit, sondern eine durchaus zeitgemäße, sich in die Umgebung einfügende Alltagsarchitektur mit sorgfältig geplanten und ausgeführten Details entstanden ist, zeigt einmal mehr, dass Architekten heute häufig nicht nur als Manager des eigentlichen Planungs- und Bauprozesses für klassische Bauherren, sondern auch als Moderatoren und Vermittler in gemeinschaftlich verfassten Bauherrenmodellen gefragt sind.

Preisträger
Umbau Bauernhof in Wohnhaus und Garten Buttelstedt OT Nermsdorf
Planungsbüros: Architekturbüro Kohl, Weimar | DANE Landschaftsarchitekten • Stadtplaner • Ingenieure, Weimar
Bauherr: Michael Dane und Grit Hasselmann, Buttelstedt OT Nermsdorf

Mit maßvollen Eingriffen wurden Wohnen, Arbeiten, Tagen und Lernen, Treffen und viel Kulturelles mehr in einem Bauerngehöft möglich gemacht. Die Umbauten und Modernisierungen beschränken sich auf den durch die Nutzer zu bewältigenden Teil der Anlage: Wohnhaus und Gartenhaus. Der Rest wird vertagt oder begrünt. Oder beides. Allein die Entdeckung des Anwesens als „lohnenswert“ hat Vorbildwirkung. Ein Pilotprojekt zur Revitalisierung einer Hundertvierzig-Seelen-Gemeinde. Kontrastreich zeigt das Neue, das Gedämmte, das Großverglaste ins Hofinnere. Nach außen werden überdimensionierte Änderungen vermieden. Auch Abbruch und Verwittern von Bausubstanz waren kein Tabu, damit eingleisige Nutzungsintensität der Vielfalt weicht. Die ländliche Großstruktur aufzubrechen, um den dahinter verborgenen Bachlauf erleben zu können, schmerzt den Sanierungs-Puristen, zeigt aber genau das Potenzial, das Anlagen wie diese gegenüber städtischen Brachen auszeichnet.

Preisträger
Sanierung/Erweiterung Goethe- und Schiller-Archiv Weimar
Planungsbüros: arge gs / archiv - Architekturbüro Dr. Lutz Krause / gildehaus.reich architekten BDA, Weimar
Bauherr: Klassik Stiftung Weimar

Die Umgestaltung wird durch die Formulierung einer Idee prägnant lesbar gemacht: Gleich einer aus der Kommode gezogenen Schublade erstrecken sich die neuen, zusätzlich eingefügten Räume im bisherigen Sockel- bzw. Terrassengeschoss, auf welchem der Altbau unangetastet thront. Vormalige Keller konnten erweitert werden, ergänzt um großzügig belichtete Arbeitsräume. Von außen ablesbar wird das Ganze durch ein mimetisch gegliedertes, vor die bossierte Stützmauer gehängtes Edelstahlgewebe, in welchem die herausgezogene „Schublade“ Gestalt annimmt. Die feinsinnigen Gestaltungsabsichten der Erbauer – Grautöne in Weiß, Weißtöne in Grau – schreiben die Architekten konsequent mit heutigem Farb- und Formempfinden fort. Interpretierende Gestaltungsmotive verweben Alt und Neu, Gebäude und Inhalt auf zeitlos zeitgenössische Art miteinander.

Preisträger
Freiflächengestaltung Leichtathletikanlage Bad Langensalza
Planungsbüro: Casparius Architekten & Ingenieure, Erfurt
Bauherr: Stadt Bad Langensalza

Viel Bewegung und Sport sind besonders für Kinder wichtig. Dazu gibt es Schulsporthallen, Sportplätze und andere Spielfelder. Im dichten Gefüge der Innenstadt ist es jedoch oft schwierig, entsprechende Flächen in der Nähe von Schulen und Kindergärten zu finden. Am Rand der Altstadt von Bad Langensalza wurde dieses Problem auf besondere Weise gelöst. Im engen Umfeld der Sporthalle an der Oostkampstraße wurden erforderliche Außenflächen für den Schulsport geschickt in die Neugestaltung der Freiflächen integriert. Die Überlagerung verschiedener Nutzungen ist dabei Prinzip. Als besonders originelle Lösung betrachtet die Jury die Einordnung einer 60-Meter-Laufbahn mit angefügter Weitsprunganlage und einer separaten Fläche für Kugelstoßen in einen schmalen Freiraum entlang der historischen Stadtmauer. Die Linearität des Raumes zwischen der Mauer, dem Wasserlauf der Salza und dem Verlauf der Poststraße wird wirkungsvoll unterstützt. Die Lösung ist beispielhaft für einen respektvollen und zugleich nutzbringenden Umgang mit historischen Gegebenheiten.

Preisträger
Bio-Gewächshaus Biohof Aga Gera
Planungsbüro: BVS Architekten und Ingenieure Dipl.-Ing. Klaus Sorger, Gera
Bauherr: Ortsvereinigung Lebenshilfe Gera Stadt / Land e. V., Gera

Mit 120 Meter Länge, 95 Meter Breite und 6,50 Meter Höhe empfängt Europas modernstes Bio-Gewächshaus Mitarbeiter und Gäste. In barrierefreier Umgebung arbeiten Menschen mit geistiger Behinderung. Sie pflanzen, pflegen und ernten Tomaten und Gurken für die regionale Vermarktung. Das Gewächshaus wird von seiner lichtdurchlässigen, undurchsichtigen Fassade unter dem rhythmisch gestalteten, ebenfalls opaken Dach über natürlichem Boden (ohne Bodenplatte) geprägt. Die Sortierhalle aus rotem Sichtmauerwerk und der hell verputzte Sozialbereich nehmen sich bescheiden zurück. Das Ganze wird von einem energieeffizienten und nachhaltigen Ansatz ergänzt: Klimaführung und Wasserversorgung der Pflanzen erfolgen, wie die Wärmeerzeugung über eine Biogasanlage, voll automatisiert. Mais, Klee, Hühnerdung und Regenbzw. Brunnenwasser dienen als natürliche, regionale und regenerative Ausgangsstoffe. Wasserspeicher und Brunnen vervollständigen das einmalige Projekt. Das Gewächshaus ist zukunftsweisend und bietet Entwicklungspotenzial sowohl für die Behindertenarbeit  als auch für neue wirtschaftliche Strategien, um regionale biologische Rohstoffe in die Produktion intensiv mit einzubinden.

Weitere Informationen

Weitere Informationen: www.tag-der-architektouren.de

veröffentlicht am 07.06.2013 von Björn Radermacher · Rubrik(en): News, Pressemitteilungen, Tag der Architektur, Verfahren / Auszeichnungen / Preise: Ergebnisse

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