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Tank- und Rastanlage „Leubinger Fürstenhügel“

Gewinner des europaweiten interdisziplinären Wettbewerbs stehen fest

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1. Preis: MONO Architekten, Berlin / Planorama Landschaftsarchitektur, Berlin / DAS MOMENT Kommunikationsdesign, Wuppertal

An der Bundesautobahn A 71 soll nördlich der Anschlussstelle Sömmerda-Ost, unweit des Grabhügels aus der frühen Bronzezeit „Leubinger Fürstenhügel“, in den kommenden Jahren eine Rastanlage mit Tankstelle entstehen. Den Startschuss dazu gab im November 2014 ein Planungswettbewerb, den die DEGES (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH) im Auftrag des Freistaates Thüringen und in enger Kooperation mit der Internationalen Bauausstellung (IBA) Thüringen auslobte.

Ziel war ein architektonisches und landschaftsarchitektonisches Konzept für die Tank- und Rastanlage und deren Umfeld, das hohe baukulturelle Qualität aufweist. Wettbewerbsbestandteil war ferner die Entwicklung eines konzeptionellen Ansatzes für ein Informations- und Leitsystem mit Bezügen zum Fürstenhügel und anderen touristischen Höhepunkten der Region.

Teilnahmeberechtigt waren interdisziplinäre Bewerbergemeinschaften aus Landschaftsarchitekten, Architekten und Kommunikationsdesignern. Zum Verfahren wurden 14 Arbeiten zugelassen. Am 30. April 2015 tagte das Preisgericht unter Vorsitz von Prof. Undine Giseke, Landschaftsarchitektin, Berlin, und wählte drei Bewerbergemeinschaften als Preisträger aus:

  • 1. Preis (25.000,00 Euro)
    MONO Architekten, Berlin / Planorama Landschaftsarchitektur, Berlin / DAS MOMENT Kommunikationsdesign, Wuppertal
  • 2. Preis (15.000,00 Euro)
    dma deckert mester architekten, Erfurt / club L94 Landschaftsarchitekten, Köln / Iglhaut + von Grote Kommunikationsdesign, Berlin
  • 3. Preis (10.000,00 Euro)
    SLIK Architekten, Zürich / Vogt Landschaftsarchitekten, Zürich / Die Gestalter Kommunikationsdesign, St. Gallen

In die engere Wahl kam die Bewerbergemeinschaft Osterwold-Schmidt EXPANDER Architekten BDA, Weimar / plandrei Landschaftsarchitektur GmbH, Erfurt / ARTUS.ATELIER GmbH & Co. KG, Erfurt.

Beurteilung des Preisgerichts zum 1. Preis
Die Gesamtidee ist sehr schlüssig und überzeugt durch Funktionalität und einfache, schlichte Strukturen, die jedoch einen eigenständigen Ort schaffen. Das Gebäude wird als langgestreckter Winkel konzipiert. Die Tankanlage wird torartig von der Gebäudestruktur eingefasst. Das Gebäude entwickelt sich über den Kiosk als Gelenkpunkt in den Sanitär- und Gastronomiebereich. Aus dem Gastronomiebereich öffnen sich Blickachsen auf den Fürstenhügel. Die Freiräume entwickeln sich von Süden nach Norden, von dichtem Baumbewuchs hin zu einer extensiven Bepflanzung, die den Hügel freistellt. Die angebotenen Landschaftsterrassen öffnen den Blick auf den Landschaftsraum und den Fürstenhügel. Eine klare Wegestruktur führt von der Tank- und Rastanlage zum Hügel, der ringförmig umlaufen werden kann. Die Inspirationsquelle des bedeutenden bronzezeitlichen Langhauses aus dem benachbarten Dermsdorf wird in die Moderne geführt. Sowohl Proportion wie auch Grundrissentwicklung wird zeitgemäß interpretiert und für die geforderte Nutzung mit angemessener Materialität umgesetzt. Die Verformung des Satteldaches hat einen funktionalen Hintergrund und führt zu den entsprechenden Raumhöhen. Der aufgeglaste Giebel gibt in bester Weise den Blick zum Fürstenhügel frei. Der Innenraum zeigt sich freundlich hell und lichtdurchflutet und bekommt durch die verwendete Holzverkleidung eine wohnliche Atmosphäre. Die Fassade wird mit einer einfachen Blechverkleidung über Dach gestaltet und stärkt so den monolithischen, schlichten Charakter des Gebäudes. Das Kommunikationsdesign ist vorbildlich in den Gesamtentwurf integriert. Die positive Schlichtheit der Gestaltung unterstützt klar, deutlich und schön die Vermittlung von Orientierung und Information. Die Farbwahl aus dem thematischen Bezug ist sehr gut gelungen. Die Form der Schrift kann gern kantiger sein, um formal an die Architektur anzuschließen. Die spezifische Form des Satteldachs und des Grundrisses kann mit einem Pfeil ohne Schaft schlüssiger übertragen werden. Die Rastanlage lässt sich nach Norden erweitern. Durch gute Tageslichtversorgung, innovative Konzepte und einfache Bauformen lässt sich ein nachhaltiges Gebäude gut ausführen. Insgesamt tritt das Gebäude mit seinem Landschaftsraum in einem gelungenen Dialog mit der bestehenden Kulturlandschaft und der Geschichte des Ortes. Die Arbeit stellt einen sehr guten Beitrag zur Baukultur des Ortes dar.

veröffentlicht am 12.05.2015 von Björn Radermacher · Rubrik(en): News, Wettbewerbe nach RPW: Ergebnisse, IBA Thüringen

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